Tod im Auetal

Kriminalromane, Michael Romahn

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

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Tod im Auetal

Kriminalromane, Michael Romahn

Paperback, 232 Seiten

Art.-Nr.: 978-3-938097-2

Preis: EUR 11.90

Leseprobe:

Kapitel 1

Mittwoch, 18. Oktober

Als der Zug in den Stader Bahnhof einfuhr, überkam Dennis
Höfer ein eigenartiges Gefühl. Er war wieder zu Hause,
doch es fühlte sich an, als wären die vernarbten Wunden
der Vergangenheit wieder aufgerissen. Dabei hatte er sich
diesen Tag so sehr herbeigesehnt.

Keine Sekunde hatte er daran gezweifelt, dass er zurückkommen
würde, hatte niemanden vergessen, weder ihre
Namen noch ihre Gesichter. Er war nicht gekommen, um
zu töten. Nein, das war zu keinem Zeitpunkt seine Absicht
gewesen. Doch sie sollten leiden, sich gegenseitig zerfleischen
und den Tag verfluchen, an dem sie geboren wurden.
Allein der Gedanke, dass sich dieses verdammte Pack bald
vor lauter Angst in die Hose pinkeln würde, entlockte ihm ein
Grinsen.

Kurz hatte er darüber nachgedacht, ob er nicht den letzten
Zug kurz nach Mitternacht nehmen sollte. Im Schutz der
Dunkelheit wäre er auf Nummer sicher gegangen. Doch er
verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Er
war sich ziemlich sicher, dass niemand mit seiner Rückkehr
rechnen, dass ihn niemand mehr erkennen würde. Diejenigen,
die damals dabei waren, hatten ihn mit Sicherheit aus
ihrem Gedächtnis gelöscht. Wie sehr er sie doch verachtete.
Höfer schob das Fenster nach unten und lauschte dem metallischen
Quietschen der Räder, als der Zug bremste. Augenblicke
später strömten die Menschen aus den Waggons, liefen
links und rechts an ihm vorbei, als gäbe es ihn nicht. Als
einer der letzten stieg Dennis Höfer aus dem Zug. Er stand
da wie ein Fels in der Brandung, breitschultrig, einen Kopf
größer als die meisten anderen. Er bewegte sich nicht von
der Stelle, zündete eine Zigarette an und blies den Rauch in
die feuchte Abendluft.

Dunkle Wolken zogen über die Stadt, doch der Regen blieb
aus. Er zog trotzdem die Kapuze seines Shirts über den Kopf.
Je weniger er von sich preisgab, desto wohler fühlte er sich.
Als er so dastand, sah er aus wie ein Boxer, der gleich durch
die tosende Menge zum Ring geführt würde. Sein Puls schlug
schneller, und er spürte, wie sich seine Muskeln anspannten.
Zehn Jahre war er fort gewesen, unschuldig eingesperrt.
Wie oft hatte er vor dem Spiegel über dem Waschbecken
gestanden und sich gefragt, wie er das Unglück hätte verhindern
können. Wie oft hatte er sich in seiner kargen Zelle
diese eine Frage gestellt und nie eine Antwort darauf gefunden.
Doch dafür war es jetzt ohnehin zu spät.

Seit fünf Uhr morgens war er auf den Beinen und hatte, bis
auf das letzte Frühstück in seiner Zelle, nichts mehr gegessen.
Er nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und sah sich
um, als würde er nach jemandem Ausschau halten. Er ließ
seinen Blick in die Ferne schweifen, an den Leuten vorbei
hinüber zur Straße, die über eine Brücke in die Innenstadt
führte. Als er eine Frauenstimme hörte, die ihm scheinbar
etwas zurief, hielt er den Atem an. Doch die blonde Frau
lief lachend vorbei, direkt in die Arme eines Mannes, der
nur ein paar Schritte von Höfer entfernt stand. „Glückspilz!“,
dachte Höfer, als sich die beiden in den Armen lagen und
küssten. Und im nächsten Moment brachen die Erinnerungen
an Susanne wieder durch.

Sie waren einmal genauso glücklich gewesen wie jetzt die
beiden neben ihm. Der einzige Vorteil im Knast war, dass
er dort nicht ständig verliebten Paaren über den Weg lief,
die ihn an Susanne erinnerten. Er schnippte die Zigarette
von sich weg und wartete, bis der Zug sich wieder in
Bewegung setzte. Dann ging er ein paar Schritte an den
Gleisen entlang, bevor er den Busparkplatz und die Straße
überquerte, die am Burggraben entlang führte.

Die Schuldigen von damals hatte er nie vergessen. Er war
gekommen, um ihnen Angst zu machen, wollte ihnen zeigen,
dass auch er noch am Leben war. Die letzten Jahre hatten ihn
grundlegend verändert. Es war die Hölle gewesen. Er hatte
die Tage gezählt, die Wochen und Monate, und schließlich
die Jahre. Die erzwungene Enge, das beklemmende
Gefühl, eingesperrt zu sein, und die quälende Erinnerung an
Susanne, all das hatte aus ihm einen zynischen Einzelgänger
gemacht.

Natürlich hatten sie sich auch gestritten, aber sie hätten es
gemeinsam geschafft, da wieder herauszukommen. Aber
nun gab es nichts mehr, an das er sich noch klammern
konnte. Außer seinem Zellennachbarn Nico hatte es niemanden
gegeben, mit dem er hätte reden können. Er würde die
unzähligen Nächte nie vergessen, in denen er wach in seiner
engen Zelle gelegen und an die Decke gestarrt hatte. Seit
jener verhängnisvollen Nacht war kein Tag vergangen, an
dem er nicht an Susanne denken musste.
Höfer sah über die Köpfe hinweg zur Brücke. Sie führte in
die Innenstadt. Bald würden sie wissen, dass er zurückgekehrt
war. Sie sollten sich fürchten, zittern vor Angst.

Er bog nach rechts ab, betrat die Brücke über dem Burggraben
und schaute über das Wasser an den Weiden vorbei in
die Ferne. Ein kühler Wind strich ihm übers Gesicht. Er riss
sich von dem Anblick los und setzte seinen Weg fort. Mit
jedem Schritt, der ihn näher an sein Ziel brachte, wuchs die
Anspannung. Wie würden sie reagieren, wenn sie ihm nach
so langer Zeit gegenüberstehen würden?

In seiner Hand hielt er ein Foto. Es zeigte Susanne in ihrer
feuerroten Regenjacke. Sie hatte die Kapuze so weit über
den Kopf gezogen, dass ihre Augen im Schatten lagen und
nur ein paar feuchte Haarsträhnen an den Seiten herabhingen.
Sie stand an der Reling der „Maid of the Mist“ und
strahlte übers ganze Gesicht. Es war ihre Hochzeitsreise zu
den Niagarafällen gewesen, auf der sie geschworen hatten,
sich ein Leben lang zu lieben. Damals waren sie die
glücklichsten Menschen auf der Welt. Er beschleunigte seine
Schritte. Er lief weiter, an den Geschäften und Lokalen der
Fußgängerzone vorbei, den Blick starr nach vorn gerichtet,
immer weiter seinem Ziel entgegen. Susannes Grab war der
Ort, an dem er jetzt sein wollte. Alles andere war zweitrangig,
war ihm in diesem Moment scheißegal.

****
Als Dennis Höfer den Friedhof erreichte, spürte er, wie seine
Stimmung kippte. Sein Herz schlug schneller. Er konnte den
Hass, der in ihm wütete, nicht verdrängen.
Höfer ging durch den Eingang auf die Kapelle zu. Auf
beiden Seiten säumten riesige Trauerweiden den Weg. Die
Stille, die diesen Ort umgab, beruhigte ihn keineswegs. Im
Gegenteil. Sie ließ den Zorn wieder in ihm aufflammen. Er
hasste Friedhöfe, hasste diese akkurat angelegten Kieswege,
die kerzengeraden Koniferen und das Gefühl von Vergänglichkeit.
Obwohl die Wolkendecke allmählich aufriss, drang
die Sonne kaum durch die dichten Zweige der Eiche, in
deren Schatten sich Susannes Grab befand. Nur vereinzelte
Strahlen fanden den Weg bis zum Boden.

Bei Nicos Haftentlassung hatte Höfer noch ein halbes Jahr
vor sich. Er hatte Nico gebeten, nach dem Grab seiner Frau
zu schauen und anscheinend hatte Nico Wort gehalten. Die
Erde war erst vor kurzem geharkt. Er kniete vor dem schlichten
Holzkreuz nieder.

Seine Gedanken kreisten um Susanne, unaufhörlich in all
den Jahren. Er dachte an ihr offenes Lachen, ihre lebensfrohe
Art, die ihn immer wieder aufgebaut hatte, wenn es ihm dreckig
gegangen war. Die letzten Tage, die er mit Susanne
verbracht hatte, drangen so klar in sein Bewusstsein, dass er
an nichts anderes mehr denken konnte.

Seine Hände in den Hosentaschen ballten sich zu Fäusten.
Sie hatten ihm seine Frau genommen und damit auch einen
Teil von ihm getötet. Nein, er war noch nicht bereit zu vergessen.
Noch nicht!

Viel zu klar waren die Gesichter, die ihn ins Gefängnis
brachten. Er sah sie vor sich, als wäre es gestern gewesen,
die Gesichter von Marion Wolff und seinem damaligen
Anwalt Axel Steinberger. Er hörte wieder ihre verlogenen
Stimmen. Sie waren es, die ihn hinter Gitter gebracht hatten.
Was hätte diese Frau schon sehen können? Zwei Schatten,
die sich hinter einem Vorhang bewegt hatten, zwei Schatten,
die aneinander geraten waren, ein harmloser Streit, wie
er in jeder Ehe mal vorkommt, mehr nicht. Doch sie hatte
geschworen, dass er sie geschlagen habe, dabei hatte er
Susanne über alles auf dieser Welt geliebt.

Er versuchte sich wieder ins Gedächtnis zu rufen, was
damals geschehen war. Doch das gelang ihm genauso
wenig wie die unzähligen Male zuvor. Die Mosaiksteinchen,
die in seinem Kopf herum schwirrten, ließen sich nicht zusammenfügen.
Es tat immer noch verdammt weh. Die Zeit, in der
sie ihn weggesperrt hatten, hatte nichts daran geändert. Das
Unrecht konnte niemand mehr rückgängig machen, auch
nicht den Schmerz und die Tränen, die er in den schlaflosen
Nächten vergossen hatte.

Er strich mit der flachen Hand über die Erde, zupfte ein
paar Grashalme aus, bis er sich schließlich erhob und dem
Grab seiner Frau den Rücken zuwandte.
Er ging zwei, drei Schritte über den knirschenden Kies,
dann drehte er sich noch einmal um.
„Ich werde herausfinden, wer dir das angetan hat“, flüsterte
er. „Auch wenn es das Letzte ist, was ich in meinem
beschissenen Leben machen werde!“

Er wusste genau, was er tat. Was hatte er schon zu verlieren?
Er hatte doch bereits alles verloren. Was er noch besaß,
trug er bei sich; ein paar Habseligkeiten in einem Plastikbeutel,
mehr nicht. Er wischte die letzten Zweifel an seinem
Vorhaben beiseite und ging zielstrebig zurück zur Innenstadt.
Er hatte sie sich auf dem Hinweg gemerkt, die Telefonzelle
am Anfang der Fußgängerzone. Als er sie betrat, huschte
ein kaltes Lächeln über sein Gesicht. Er brauchte nicht lange,
bis er die Nummer vom Reisebüro fand. Er griff zum Hörer,
wählte und wartete. Nach dem zweiten Klingeln vernahm er
die angenehm weiche Stimme einer Frau.

„Reisebüro Wolff, Franziska Seidel, guten Tag.“
„Hallo, hier ist Höfer. Ich hätte gern Marion Wolff gesprochen.“
„Oh, das tut mir leid. Frau Wolff kommt erst heute Nachmittag
ins Büro. Kann ich etwas ausrichten?“
„Das können Sie“, sagte er. „Richten Sie ihr bitte aus, dass
ich angerufen habe!“
„Ja, ich werde es ihr sagen, Herr… wie war noch mal Ihr
Name?“
„Höfer, Dennis Höfer. Sie wird sich an mich erinnern.“
Dann legte er auf. Das Spiel konnte beginnen.

Aus dem Inhalt:

Nach zehn Jahren Haft führt Dennis Höfers erster Weg nach Stade, zum Grab seiner Frau. Nur zwei Tage später wird in den Überresten eines abgebrannten Heuschuppens eine verkohlte Frauenleiche gefunden. Bei der Toten handelt es sich um Marion Wolff, der ehemaligen Sekretärin des Reeders Daniel Peters.

Oberkommissarin Ilka Hansen übernimmt zusammen mit ihrem türkischstämmigen Kollegen Cem den Fall. Doch die Vernehmung von Höfer bringt Ilka ebenso wenig weiter wie die des Reeders und der Tochter der Toten.

Dann geschieht ein zweiter Mord. Die Leiche des Anwalts Axel Steinberger schwimmt in einem Fischteich im Auetal bei Harsefeld. Wieder tappen Ilka und Cem zunächst im Dunklen. Auf den ersten Blick haben die Fälle nichts miteinander zu tun. Doch dann fällt ihnen ein Abschiedsbrief von Marion Wolff in die Hände, der vieles in einem neuen Licht erscheinen lässt…

Der Autor

Michael Romahn wurde 1959 in Stade geboren und lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in Harsefeld im Landkreis Stade. Er arbeitet als technischer Redakteur im Flugzeugbau, seine Liebe jedoch gilt der Schriftstellerei.

Mit dem vorliegenden Band erscheint sein erster Kriminalroman, der in seiner Heimat spielt. Zur Zeit arbeitet Romahn am zweiten Fall der Oberkommissarin Ilka Hansen.

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Tim Börne Trilogie

Kriminalromane, Thorsten Beck

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Trilogie

Tim Börne Trilogie

Kriminalromane, Thorsten Beck

Kriminalroman: Paperback, 256 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 3-938097-07-8

Preis: EUR 11,90

Leseprobe:

Leseprobe aus: Ausgestempelt

Tim versuchte, den Schlag seines Gegners zu erreichen. Doch der über die rechte Seitenwand des Squash-Courts als Volley-Bast gespielte Ball war gut angesetzt. Ehe Tim ihn mit seinem Schläger erwischen konnte, prallte die kleine Gummikugel ins „nick“. So nennt man die Kante, an der Seiten- und Stirnwand eines Squash-Platzes zusammenlaufen. Von dort fiel der Ball für Tim unspielbar auf den Parkettboden. Er keuchte. Nach einer halben Stunde auf dem Court begannen seine Konditionsprobleme. Vor allem dann, wenn er gegen Jason, den baumlangen Neuseeländer, spielte. Tims Gegner konnte sich meistens darauf beschränken, im „T“, der T-förmigen Platzmitte, wo die Aufschlaglinien zusammentreffen, auf Fehler seines Kontrahenten zu warten. Seine unglaubliche Reichweite machte es jedem Mitspieler schwer, Jason aus dem „T“ zu locken. Er ließ seine Gegner laufen und zermürbte sie dabei. Heute hatte es Tim getroffen.

Tim nutzte die Pause, die vor dem nächsten Aufschlag durch das Ballaufnehmen und das Beziehen der Position im jeweiligen Rechteck entstand, zum Atemholen. „The T is the key!“, grinste Jason. Tim hätte ihn würgen können. 

Jasons nächsten Aufschlag konnte Tim volley retournieren und seinen Mitspieler anschließend mit einem Stoppball zwingen, die Platzmitte zu verlassen. Es gelang Tim, Jasons kurz gespielten Return mit einem Lobball zu beantworten, der gegen die rückwärtige Glaswand prallte und auch für den mit mächtigen Sätzen nach hinten eilenden Neuseeländer unerreichbar war. Das Aufschlagrecht war zurückerobert. 

„Next time we can play with kiwis, if you want“, versetzte Tim lachend und genoss seinen Konter. Er wusste, dass Jason ihm derlei Bemerkungen nicht krumm nahm. 

Das Klopfen der Nachfolger gegen die gläserne Rückwand beendete einige Minuten später das ungleiche Duell. Zwar hatte sich Tim nach zwei verlorenen Sätzen zuletzt noch auf sechs zu acht Punkte an Jason Dunlap herangearbeitet. Doch ein glänzend geschlagener Volley-kross brachte dem Neuseeländer den Drei-Satz-Sieg. Tim gratulierte artig und sie verließen den Court. 

Anschließend setzten sie sich auf die kleine Tribüne im Vorraum und stillten ihren Wasserbedarf. Jason nutzte die Gelegenheit und bat Tim, ihm in einer Bußgeldangelegenheit weiterzuhelfen. Tim, der nachschwitzte wie ein Grizzly, verspannte sich. Wenn er etwas nicht leiden konnte, waren es Freunde oder Bekannte, die ihn mit einem kostenlosen Rechtsberatungsbüro verwechselten. Dass er mit rechtlicher Beratung seinen Lebensunterhalt bestritt, schien den Betreffenden nicht in den Sinn zu kommen. Üblicherweise zückte er in solchen Situationen – jedenfalls dann, wenn es sich nicht gerade um enge Freunde handelte – seine Visitenkarte, um die Gesprächssituation ein wenig förmlicher zu gestalten. Das wirkte meistens. Er beschränkte sich dann auf einige allgemeine Anmerkungen zu Rechtswegen und Rechtsmitteln und bot einen Besprechungstermin in seinem Büro an. Als einer unter 8000 Hamburger Rechtsanwälten musste Tim sich unter Wettbewerbsbedingungen behaupten und hatte daher so gut wie immer seine Visitenkarten dabei, es sei denn, er trug Squash-Shorts und ein verschwitztes T-Shirt, auf dem ein Kiezmotiv aufgedruckt war. Mit letzterem warb eine Ur-Hamburger Biermarke um neue Kunden. Die Brauerei wäre vor einigen Jahren stillgelegt worden, wäre nicht im letzten Moment ein Ruck der Solidarität durch die Stadt gegangen, der schließlich den Senat zur vorläufigen Übernahme des Betriebes gezwungen hatte. 

Jason gehörte zwar nicht zu Tims engen Freunden. Dennoch beschloss er, heute eine Ausnahme zu machen, gewissermaßen als Ausgleich dafür, dass der Neuseeländer sich oft genug in den langen Schlangen vor der Ausländerbehörde an der Amsinckstraße die Füße platt stehen musste, wenn er notwendige Bescheinigungen ergattern wollte. Tim hörte sich Jason Dunlaps deutsch-englisches, mit einigen verunglückten Vokabeln Amtsdeutsch komisch angereichertes Kauderwelsch an, ließ dabei seinen Blick mehrfach unauffällig in den Fitness-Bereich schweifen, in dem zahlreiche weibliche Wesen mit Feetwarmers und Bustiers in Neon-pink und Neon-gelb Aerobic-Übungen vollführten, und hatte schließlich noch vor der eiskalten Schwalldusche Jasons letzte Frage beantwortet. In der Sauna hoffte er endlich sich zu entspannen, doch das machte der Aufguss eines angestochenen Neuankömmlings zunichte, der Tim fast die Luft nahm. Jetzt war ihm klar, warum in den Zeitungen gestanden hatte, dass Saunaaufgüsse gesundheitsgefährdend sein können.

Aus dem Inhalt:

Der Anwalt Tim Börne, der als allein erziehender Vater eine kleine Kanzlei führt, wird immer wieder in spannende Kriminalgeschichten verstrickt. Gemeinsam mit der Hauptkommissarin Hanna Steinbach ermittelt er in der Tim Börne Trilogie, die als Sammelband jetzt neu erschienen ist, in mehreren Mordfällen. Dass ausgerechnet ein Jurist der Protagonist in Thorsten Becks Krimi-Trilogie ist, überrascht nicht, ist doch der Autor selbst Jurist.

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Vergeltung im Watt

Kriminalromane, Michael Romahn

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Vergeltung im Watt

Vergeltung im Watt

Kriminalromane, Michael Romahn

Paperback: 280 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-59-5 

Preis: EUR 13.90

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1. Kapitel
Dienstag, 5. Dezember

Jana Landau näherte sich mit ihren roten VW Polo dem Waldrand des Rüstjer Forstes. Der anhaltende Regen der letzten Tage hatte den Weg in eine wahre Schlammwüste verwandelt. Sie drosselte die Geschwindigkeit, um den Polo wenigstens einigermaßen in der Spur zu halten. Auf was hatte sie sich da nur eingelassen? Warum war sie ihrem Vater gefolgt, anstatt in der Spedition auf seine Rückkehr zu warten? Für einen Moment dachte sie daran umzukehren, doch dann würde sie vermutlich nie erfahren, was ihr Vater an diesem verlassenen Ort zu suchen hatte. Sie spürte die Wut, die in ihr aufloderte, Wut auf ihren Vater, aber vor allem auf sich selbst, dass sie sich in diese bedrohliche Lage gebracht hatte. Sie biss sich auf die Lippen. Ihr Vater hatte am Tag ihres Wiedersehens geschworen, so einen Scheiß nie wieder zu machen. Er hatte es ihr hoch und heilig versprochen, genauso wie er es ihrer Mutter versprochen hatte, als sie ihn am Anfang seiner Haftstrafe besucht hatte. Mama war nur dieses eine Mal bei ihm gewesen, danach nie wieder! Ihr Blick fiel auf den kleinen Schuh aus dunkelrotem Leder, der an ihrem Rückspiegel baumelte. Er hatte die Größe 18, und es war der erste Schuh, den sie in ihrem Leben getragen hatte. Sie war gerade mal vier Jahre alt gewesen, als ihr Vater zu dreieinhalb Jahren Gefängnis in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel verurteilt wurde. Ihre Mutter hatte danach alle Kontakte zu ihm abgebrochen und hatte alle Bemühungen ihres Vaters, wieder in ihre Nähe zu kommen, gerichtlich verbieten lassen. Erst Jahre später hatte sie von ihrer Mutter erfahren, dass er Drogen und Zigaretten über die tschechische Grenze nach Berlin geschmuggelt hatte. All die Jahre hatte Jana nur den Worten ihrer Mutter geglaubt. Was war ihr auch anderes übrig geblieben? Doch vergessen konnte sie ihren Vater nie und sie hatte sich in den Kopf gesetzt, ihn zu finden, sobald sie achtzehn war und ihre Mutter nichts mehr dagegen unternehmen konnte. Jana fuhr sich mit den Fingern durch ihr braunes, schulterlanges Haar. Sie war aufgeregt gewesen wie noch nie in ihrem Leben, als sie vor einem halben Jahr vor seiner Tür stand. 14 lange Jahren waren vergangen und dann stand er plötzlich vor ihr: in Jeans, Sweatshirt, grau meliertem Haar und Dreitagebart. Sein unsicheres Lächeln hatte ihr verraten, dass er genauso angespannt war, wie sie selbst. Sie hatten die ganze Nacht geredet, bis die Morgendämmerung einsetzte. Am nächsten Tag hatte er ihr dann den kleinen Schuh in die Hand gedrückt. „Ich habe ihn behütet wie einen Schatz“, hatte er gesagt. „Er war in all den Jahren die einzige Erinnerung an dich.“ 
Es hätte ihr beinahe das Herz zerrissen, als sie den winzigen Schuh in den Händen hielt. Sie drehte ihr Gesicht zum Seitenfenster und starrte in die Dunkelheit. Warum hatte er ihr vorhin in der Spedition nicht die Wahrheit gesagt? Sie hatte ihren Vater dabei überrascht, als er am Abend eine Reihe von Kartons zu seinem Lieferwagen trug. Als sie wissen wollte, was in diesen Kartons sei, hatte er nur den Kopf geschüttelt. „Was ist in den Kartons, Papa? Worauf hast du dich da eingelassen?“ Sie hatte sich ihm provokativ in den Weg gestellt, aber das hatte ihn nicht davon abgehalten, den nächsten Karton einzuladen. „Ich kann es dir nicht sagen, Jana“, hatte er geantwortet. „Ich muss jetzt los. Bitte, lass uns später darüber reden.“
Er hatte den letzten Karton in den Wagen gestellt und wollte sich an ihr vorbei zur Fahrertür drängen. 
„Papa, was verheimlichst du mir? Sag es mir. Bitte.“
„Jana, du musst mir vertrauen. Wenn ich das hier nicht zu Ende bringe, ist alles verloren.“
„Was ist dann verloren?“ 
„Ich muss jetzt wirklich los. Ich bin jetzt schon viel zu spät dran.“ Er hatte sie nicht einmal angesehen, als er ins Auto stieg und einfach davon fuhr.


***

In einem Moment der Unaufmerksamkeit lenkte sie den Wagen zu weit an den Rand des Weges. Sie versuchte noch einmal, Gas zu geben. Doch es war zu spät. Bei dem Versuch, den Wagen wieder freizubekommen, gruben sich die Reifen immer tiefer in den Schlamm. „Verdammter Mist“, stieß sie aus und schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. „Ausgerechnet jetzt!“ 
Jana stellte den Motor ab, stieg aus und lief um das Auto herum. Sie stöhnte auf, als sie sah, dass der rechte Vorderreifen bis zur Hälfte versunken war. Ihr war klar, dass sie den Wagen allein nicht wieder flott bekommen würde. Sie schaute zum Himmel hinauf. Kein Stern war zu sehen. Es war stockfinster, nur ab und zu stahl sich das Mondlicht durch die trägen Wolken.
Ihr Blick wanderte über den Forstweg hinweg zum Wald, der ihr wie ein schwarzes, Furcht einflößendes Loch vorkam. Zögernd ging sie los, vorbei an einem Stapel frisch geschlagener Baumstämme und folgte dem Lauf des Weges, der sich in der Dunkelheit des Waldes verlor. Plötzlich glaubte sie, etwas weiter im Wald einen Lichtschein zu erkennen. Dann flackerte ein zweites Licht auf. Sie hielt inne. Beim Anblick der Lichter lief ihr ein kalter Schauer den Rücken hinab. Was hatte ihr Vater so spät abends hier zu suchen? Jana vernahm ein Knacken, fuhr herum, aber es war niemand zu sehen. Sie klammerte sich an den Gedanken, dass es für die ganze Sache eine logische Erklärung geben musste, obwohl so gut wie alles dagegen sprach. Jana stand unbeweglich da und starrte zum Lichtschein. Sie war kurz davor, in Panik zu verfallen. Wieder hörte sie das Knacken von Ästen. Sie schaute verwirrt in die Dunkelheit und wusste nicht so genau, was sie jetzt tun sollte. Ihr Herz krampfte sich ruckartig zusammen. Bevor sie die dunkle Gestalt hinter sich überhaupt wahrnehmen konnte, schlang er schon seinen Arm um ihren Hals und zog sie ruckartig an sich. Instinktiv versuchte sie, sich loszureißen, doch es war zwecklos. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie hätte es nie so weit kommen lassen dürfen, doch jetzt war es zu spät. „Du hättest nicht herkommen sollen, Süße“, zischte er ihr ins Ohr. „Das war ein großer, ein sehr großer Fehler.“ Der Klang seiner düsteren Stimme trieb sie beinahe in den Wahnsinn. Sie versuchte zu schreien, doch es war sinnlos. Er verstärkte den Druck auf ihren Kehlkopf. „Ich habe euch beobachtet. In der Spedition. Sicher ist sicher, habe ich mir gedacht.“ Sein dreckiges Lachen nahm sie kaum noch wahr. Sie schnappte nach Luft, spürte, wie all ihre Sinne allmählich schwanden. „Ihr habt euch gestritten“, fuhr er fort, während er eine Spritze aus seiner Jacke zog und mit den Zähnen die Kappe von der Nadel zog. „Erzählst du mir, warum?“ Was für ein Irrsinn, schoss es Jana durch den Kopf. Selbst wenn sie bereit dazu wäre, hätte sie ihm nicht antworten können. Ihr Kehlkopf schmerzte so sehr, dass sie glaubte, er würde im nächsten Moment in tausend Stücke zerspringen. „Dann eben nicht“, zischte er ihr ins Ohr. Sein widerlicher Gestank drang ihr in die Nase. Es war alles dabei: alter Schweiß, und ein Gemisch aus Alkohol und kaltem Rauch. „Mir wusste von Anfang an, dass du deinem Vater folgen würdest. Aber das hättest du nicht tun dürfen.“ Wieder stieß er ein widerliches Lachen aus. „Deinem Vater blieb schon damals keine andere Wahl, als mit uns zusammenzuarbeiten und das wird auch dieses Mal nicht anders sein.“ In diesem Moment vernahm sie das Aufheulen eines Motors. Ihr Herz raste, als sie nur wenig später aus den Augenwinkeln zwei helle Lichtkegel im Wald sah. Sie wusste, was jetzt geschehen würde. Sie starrte auf die dünne Nadel, die sich ihrem Körper langsam näherte. „Tut mir Leid, Schätzchen. Aber ich denke, es ist jetzt an der Zeit, zu gehen.“
Sie spürte nur noch den Stich in der Armbeuge, eine eigenartige Wärme, die langsam durch ihre Venen kroch, als hätte man ihr heißes Wasser injiziert. Sie schloss die Augen, als das Gefühl des Fallenlassens ihren Körper durchflutete und alles um sie herum aus ihrem Gehirn verbannte. Jetzt ist es vorbei, endlich vorbei, war ihr letzter Gedanken, bevor ihr das Gift die Sinne raubte.

Kapitel 2 
Mittwoch, 6. Dezember

Oberkommissarin Ilka Hansen warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon kurz nach acht und sie hatte noch nicht einmal geduscht. Sie wählte die Nummer ihres Kollegen Cem Kayaoglu und teilte ihm mit, dass sie zuerst noch einen Termin bei Dr. Seidel hätte und erst danach ins Büro kommen würde. Nach der ausgiebigen Dusche und einem Becher heißem Kaffee in der Hand warf sie einen Blick in den Spiegel. Was sie dort sah, war ganz passabel. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Das tiefe Schwarz vom letzten Friseurbesuch war ein wenig ausgeblichen und der letzte Schnitt hatte auch ein wenig an Form verloren, aber im Großen und Ganzen konnte sie sich durchaus noch sehen lassen. Das eine oder andere überflüssige Kilo, das sie ihrem Urlaub in Vernazza zu verdanken hatte, war auch schon wieder verschwunden. Trotz ihrer 42 Jahre sah sie noch recht attraktiv aus, wenn man mal von den Fältchen in den Augenwinkeln absah. Die letzten Wochen waren für sie nicht einfach gewesen und hatten ihr viel Energie geraubt. Ilka föhnte sich kurz ihre Haare und zog sich an. Ihre Kleiderwahl war noch nie besonders abwechslungsreich. In Jeans, T-Shirt und vielleicht noch einem Pullover darüber, fühlte sie sich am wohlsten. Nur ihre schwarze Lederjacke musste sie angesichts der winterlichen Temperaturen gegen eine warme Daunenjacke tauschen. Sie warf noch einen letzten Blick in den Garderobenspiegel und schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Sie nahm sich vor, an einem der nächsten Abende ihren Haaren eine frische Tönung zu gönnen. 

***

Auf dem Weg nach draußen wäre Ilka beinahe über Sinas Winterstiefel gestolpert, den ihre Tochter unübersehbar direkt vor die Haustür gestellt hatte. Eigentlich musste sie Sina sogar dankbar sein, sonst hätte sie total vergessen, dass heute bereits der 6. Dezember war. Sie wussten beide nicht so genau, wieso sie immer noch am Nikolausmorgen ihre geputzten Schuhe neben die Tür stellten, aber solange Sina noch bei ihr lebte, würden sie dieser Tradition treu bleiben. Ilka steckte eine Tüte saurer Kaubonbons in den Stiefel. Dann legte sie noch John Green dazu, den sie ihr planmäßig erst zum Geburtstag schenken wollte. ‚Das Schicksal ist ein mieser Verräter‘. Sina hatte schon immer einen etwas eigenartigen Geschmack, aber sie liebte nun mal die Bücher dieses Autors. Bevor sie das Haus verließ, stellte sie mit einem Lächeln ihren Schuh daneben und ließ die Tür hinter sich zufallen. Ein eisiger Wind fuhr ihr ins Gesicht. Die Wetterschwankungen der letzten Wochen machten ihr zu schaffen. Der anfangs blaue Himmel hatte sich komplett zugezogen und aus dem leichten Nieselregen war jetzt ein ekelhafter Graupelschauer geworden. Sie zog die Kapuze ihrer Regenjacke über den Kopf und machte sich auf den Weg zur letzten Sitzung mit Dr. Seidel. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich einmal auf die Gespräche mit Dr. Seidel freuen würde. Als ihr Chef Patrick Dannenberg ihr nahegelegt hatte, nach dem letzten Einsatz die Hilfe eines Psychologen anzunehmen, wäre sie ihm beinahe ins Gesicht gesprungen. Doch jetzt spürte sie, dass sie ohne Dr. Seidel niemals dieses Ereignis hätte verarbeiten können. Vier Tage hatte sie auf der Intensivstation verbracht, danach wochenlange Reha über sich ergehen lassen. Das alles lag jetzt hinter ihr. Es war ein Ereignis, das Ilka immer wieder zu verdrängen versuchte und doch gab es immer noch Nächte, in denen sie schweißgebadet aufwachte und nicht wieder einschlafen konnte. Ihr war bewusst, dass sie eigenmächtig gehandelt und dadurch sich und das Team in Gefahr gebracht hatte. Aber sie musste an jenem Abend eine Entscheidung treffen, als Wolfgang Erdmann mit der Geisel vor die Haustür getreten war, mit der Gewissheit, dass sich im Haus noch die Tochter Maria befand. Niemals würde sie den Augenblick vergessen, als das Mädchen im Nachthemd im Hauseingang erschien war und ihr weißes Stofftier fest an sich gedrückt hatte. Es war der Augenblick, in dem Erdmann für einen Bruchteil einer Sekunde seine Konzentration verloren hatte und Ilka einen gezielten Schuss auf ihn abfeuern konnte. Auf diesen einen Moment hatte sie gewartet. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch einmal die Kraft aufbringen würde, seine Makarow an sich zu nehmen. Ilka mochte nicht daran denken, wie dieser Einsatz hätte enden können. Wenn Erdmanns Kugel sie einen Millimeter weiter links getroffen hätte, wäre sie jetzt tot. Nur einen Millimeter, eine Winzigkeit, dann wäre es vorbei gewesen. 

***

 „Hallo Ilka. Schön, dich zu sehen.“ Dr. Ralf Seidel wartete, bis sie ihm gegenüber Platz genommen hatte. Obwohl er vor kurzem erst seinen einundfünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte, wirkte er mit seinen kurzen, ergrauten Haaren wesentlich älter. Er trug stets einfarbige Hemden, eine graue Strickjacke und eine randlose Brille. Ilka fragte sich manchmal, warum er überhaupt eine Brille besaß, weil er sie entweder in die Haare geschoben hatte oder danach suchte. „Heute ist unsere letzte Sitzung. Wie fühlst du dich? Bis du erleichtert, dass es vorbei ist?“ Auf Ilkas Bitte hin waren sie schon bei der zweiten Sitzung zum ‚Du‘ übergangen. Ilka warf dem Polizeipsychologen einen skeptischen Blick zu. „Ist das wieder eine von deinen Fangfragen?“
Dr. Seidel lächelte. Er mochte Ilkas Direktheit, die Dinge so anzusprechen, wie sie ihr gerade in den Sinn kamen, auch wenn es manchmal länger als gewöhnlich dauerte, bis er einen Einblick in ihr Inneres bekam. „Nein, ist es nicht. Ich frage dich nur, ob du erleichtert bist, dass es vorbei ist.“
„Na ja, die eine oder andere Sitzung hätte ich wohl noch durchgehalten“, scherzte Ilka. 
Seidel beugte sich vor und sah Ilka direkt in die Augen. 
„Ich hoffe, dass du unsere Gespräche nicht als Zwang angesehen hast, sozusagen als dienstliche Anweisung. Dann hätten wir beide unsere Zeit verschwendet.“ „Ich habe es nie als verschwendete Zeit angesehen“, widersprach Ilka. „Es war am Anfang nur schwer, überhaupt darüber zu sprechen. Aber es war gut, dass ich es gemacht habe. Denn irgendwann frisst einen die Angst auf. Du kannst nicht mehr klar denken und alles, was du tust, stellst du selbst wieder in Frage. Das ist ein ewiger Kreislauf und irgendwie kein normales Leben mehr. Verstehst du, was ich damit sagen will?“ „Sehr gut sogar, Ilka. Das ist eine völlig normale Reaktion, nach dem, was dir widerfahren ist. Glaube mir, selbst der härteste Hund kehrt nach einem Ereignis wie diesem nicht einfach zum normalen Alltag zurück.“ Ilka zog die Stirn kraus. „Ich habe auch nicht erwartet, dass es ‚einfach so‘ geht. Aber ich bin bei der Kripo und, wenn ich den Job nicht professionell ausüben kann, dann kann ich gleich zuhause bleiben.“ Dr. Seidel warf einen kurzen Blick in seine Unterlagen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Ilka schenkte. 
„Du hast beim letzten Mal gesagt, dass du beim nächsten Einsatz alles ausblenden kannst, dass dich nichts in deinem Handeln beeinträchtigen wird. Aber was passiert, wenn es nicht so ist? Wenn du nur einen kurzen Moment zögerst, die richtige Entscheidung zu treffen?“ Ilka zuckte nur mit den Schultern. 
„Stark zu sein“, fuhr Seidel fort, „bedeutet auch, sich eine Schwäche einzugestehen. Wenn du in den Spiegel schaust und die Narbe betrachtest… was geht in dir vor?“ „Es ist ein seltsames Gefühl“, sagte Ilka leise. „Wenn ich die Narbe sehe, muss ich immer daran denken, wie knapp es war. Dann kommen die Erinnerungen wieder, der Moment, in dem es passierte. Es ist nicht so einfach zu erklären.“ Seidel nickte. „Du kannst die Narbe ignorieren, sie mit einem Kleidungsstück überdecken, aber sie ist trotzdem ein Teil von dir. Erst wenn du das akzeptierst, kannst du auch damit umgehen.“ „Das ist nicht so einfach“, gab Ilka zu. 
Seidel richtete sich auf und schaute ihr dabei fest in die Augen. 
„Soll ich ehrlich sein, Ilka?“
„Ja, natürlich.“
„Wir sind auf einem guten Weg, aber er ist noch nicht zu Ende.“
Ilka verstand nicht, worauf er hinaus wollte, doch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Was empfindest du in diesem Moment, am Ende unseres letzten Gesprächs?“ Ilka kniff die Lippen zusammen. Sicherlich sah Seidel ihr sofort an, dass sie hin-und hergerissen war. Es war sein Beruf, das Verhalten der Menschen zu deuten. „Einerseits empfinde ich ein wenig Wehmut, weil ich die Gespräche mit dir vermissen werde, aber auf der anderen Seite bin ich natürlich auch erleichtert, dass es vorbei ist. Es ist manchmal gar nicht so einfach, die Seele vor einem anderen Menschen offenzulegen. Aber egal, jetzt ist es vorbei.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Und genau das ist dein Problem, Ilka. Du glaubst, alles im Griff zu haben, aber letztendlich bist du dir nicht sicher. Aber ich weiß, dass du eine starke Frau und eine der besten Kripobeamten in unserem Land bist.“ „Danke für das Kompliment. Aber das war doch nicht alles?“
Er lächelte. „Nein, natürlich nicht. Denn ich sehe auch eine Frau, die Angst hat zu versagen, falsch zu reagieren, wenn sie wieder in eine ähnlich bedrohliche Situation gerät. Wenn ich mich täusche, dann sage es.“ Ilka senkte ihren Blick zu Boden. Sie dachte ein paar Sekunden über seine Worte nach, dann schaute sie wieder zu ihm. 
„Du täuscht dich nicht“, sagte sie leise, „Aber das weißt du ja schon längst.“
Er nickte. „Also möchtest du den Weg bis zum Ende gehen?“ 
„Ja, das möchte ich.“
„Du musst es nicht machen, Ilka.“
„Ich weiß“, erwiderte Ilka ohne zu zögern. „Ich hätte am Anfang nie geglaubt, dass ich das einmal sagen würde, aber die Gespräche mit dir tun mir irgendwie gut. Anders kann ich es nicht beschreiben.“ „Also machen wir weiter?“
„Ja.“
„Dann sehen wir uns nächste Woche um dieselbe Zeit?“
„Abgemacht.“

Aus dem Inhalt:

Am Rande eines Mittelalterfestes wird Jonas Meininger tot aufgefunden. Er wurde mit seiner eigenen Wurfaxt ermordet. Die Stader Oberkommissarin Ilka Hansen und ihr Team stehen vor einem Rätsel. Die einzige Spur führt zu einer unbekannten, jungen Frau in mittelalterlichem Gewand.  Doch sie ist verschwunden. Dann überschlagen sich die Ereignisse; es gibt weitere Tote…

Ein Mann wurde im Wattenmeer bei Cuxhaven tot aufgefunden. Er wurde offenbar erschlagen. Nur einen Tag später wird die Kripo Stade ins Hohe Moor bei Harsefeld gerufen. Spaziergänger haben die Überreste einer männlichen Moorleiche gefunden.  

Nichts deutet darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen den Mordfällen gibt. Ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit beginnt. Sie müssen diese unbekannte Frau finden, bevor sie vielleicht selbst das nächste Opfer wird. Ilka Hansen und ihr Kollege Cem Kayaoglu, türkischstämmige Kommissar von der Stader Kripo, ermitteln zum fünften Mal in der MCE-Krimireihe.

Der Autor: 

Michael Romahn wurde 1959 in Stade geboren und lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in Harsefeld im Landkreis Stade. Er arbeitete als technischer Redakteur im Flugzeugbau, seine Liebe jedoch gilt der Schriftstellerei. Mit diesem Buch erscheint sein fünfter Kriminalroman, der in Harsefeld, Stade und Cuxhaven spielt

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Jacob Ovens. Hochstapler – Betrüger – Deichbauer

Kriminalromane, Thomas B. Morgenstern

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Jacob Ovens

Jacob Ovens. Hochstapler – Betrüger – Deichbauer

Kriminalromane, Thomas B. Morgenstern

historische Kriminalerzählung, fester Einband 160 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-1

Preis: EUR 13.90

Leseprobe:

„Arthur Dexter Bradley said: I´ m really not sure.” Bob Dylan, “Hurricane

Leseprobe


Prolog

Die Feier zu seinem fünfunddreißigsten Geburtstag hatte Horst Winkler seit Wochen genau geplant. Trotzdem verlief der Tag völlig anders als er es erwartet hatte und veränderte sein Leben für immer.
Von Anfang an wusste er, dass es ein Sektempfang sein sollte. Alle Freunde und Bekannten, die ihm gratulieren wollten, lud er ein, an seinem Geburtstag um 11 Uhr auf seinen Hof zu kommen. Eine größere Feier kam für ihn nicht in Frage. Die wollte er sich für seinen Vierzigsten aufheben. 

Bei solchen Gelegenheiten, auch einem Fünfzigsten oder Sechzigsten, wurde von manchen Bauern sogar „auf den Saal“ eingeladen. Man musste niemandem erklären, in welcher Gaststätte der Saal war, „auf“ dem gefeiert werden sollte. Im Dorf gab es nur einen. 

Horst Winkler hatte mit mehr Besuchern gerechnet und war ein wenig enttäuscht, dass sich außer seinen direkten Nachbarn niemand eingefunden hatte. Der Sekt wurde nicht weniger und die vielen Flaschen, die er für diesen Anlass gekauft hatte, stapelten sich in seinem kleinen Kühlhaus. Einige der Gäste brachten Geschenke mit. Zwei Grünpflanzen, die so groß waren, dass er nicht wusste, wo er sie hinstellen sollte, eine neue Kaffeemaschine, zwei Mistgabeln und ein Nuckeleimer für die Kälber waren aber eine gute Ausbeute, dachte er, als er am Abend nach dem Melken alles noch einmal in Ruhe besah. Dazu hatte es noch einen Gutschein für den Raiffeisenladen gegeben. 100 Euro hatten die Mitglieder der Musikgruppe, in der er Schlagzeug spielte, zusammengelegt.

Das schönste Geschenk aber machten ihm die Männer von der Feuerwehr, die sich schließlich doch noch bei ihm einfanden und ihn für den Abend in das Feuerwehrhaus einluden.
„Wir haben da eine Kleinigkeit vorbereitet“, meinten sie geheimnisvoll, er solle pünktlich sein.

In dem kleinen Haus, in dem der einzige Löschwagen der kleinen Feuerwehrgruppe stand, gab es auch einen größeren Raum, in dem sich die Feuerwehrleute zu Weiterbildungen trafen und nach den wöchentlichen Übungen Bierkästen leerten. Bei Wahlen diente er als Wahllokal und obwohl das Haus nicht als solches erbaut worden war, war es so etwas wie die Zentrale für alle Dorfangelegenheiten. So hatte auch niemand etwas einzuwenden, wenn dort Geburtstagsfeste oder Jubiläen gefeiert wurden.
Horst und sein Bruder Klaus, den alle Klausi nannten, liefen den kurzen Weg zu Fuß. Aus dem Feuerwehrhaus hörten sie schon von weitem die Mischung aus lauten Männerstimmen und noch lauterer Musik.

Horst hätte heute, an seinem Geburtstag, gerne mit seiner Musikgruppe Musik gemacht, ein wenig auf dem Schlagzeug getrommelt, aber die Musiker waren nicht bei der Feuerwehr und deshalb heute Abend nicht eingeladen. 

Die Feuerwehrleute brachen in großes Gejohle aus, als Horst ein wenig schüchtern die Tür öffnete. Erstaunt sah er, wie liebevoll die Holztische gedeckt waren, es standen überall Gedecke und Gläser und es gab Kartoffelsalat und Würstchen und viele Kästen Bier. Irgendjemand hatte herausbekommen, dass dies Winklers Lieblingsessen war und einige Frauen der Feuerwehrmänner hatten das Essen vorbereitet und die Tische dekoriert.

Horst war glücklich über die Einladung. Er griff wie ausgehungert zu und die Enttäuschung über den geringen Besuch bei seinem Sektempfang war verflogen.
Die Stimmung erreichte schließlich ihren Höhepunkt, als Dietmar Voß gegen zehn mit dem Löffel an sein Bierglas stieß und dröhnend in den Saal rief:
„Ruhe bitte!“ Er musste dies zweimal wiederholen, bis der Gesprächspegel so war, dass er sich verständlich machen konnte.
„Liebe Gäste! Ich habe das besondere Vergnügen, euch nun den Höhepunkt des Abends anzukündigen. Horst ist ja nun schon lange bei der Feuerwehr und deshalb haben wir Feuerwehrkameraden uns etwas ganz Besonderes ausgedacht. Unserem lieben Horst wollten wir eine Freude machen. Deshalb haben wir uns mal ohne Horst zusammengesetzt. Deshalb haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht“, Voß begann sich zu wiederholen. Die freie Rede war nicht seine Stärke.

„Also lieber Horst“, sagte er, „du setzt dich jetzt mal in die Mitte. Du bist ja schließlich der Mittelpunkt heute Abend.“
Horst machte keine Anstalten, seinen Platz zu verlassen. 
„Horst, jetzt zier dich nicht“, Voß wurde ungehalten und seine kräftige Stimme wurde etwas schriller.
Jetzt gehorchte Horst. Er nahm seinen Stuhl und setzt sich in die Mitte des Raumes.
Voß stellte sich neben ihn und begann:
„Wir haben uns gedacht, also wir von der Feuerwehr haben uns zusammengesetzt“, er machte eine hilflose Pause, räusperte sich umständlich und fuhr fort: „Wie gesagt, wir haben uns überlegt, also da sind wir drauf gekommen“, Voß wusste nicht mehr weiter.

Aufgeregt durchsuchte er seine Taschen nach dem Redemanuskript. Als er es nicht fand, begann er seine Hände verlegen zu kneten, bis sie weiß wurden. Er nahm einen neuen Anlauf. „Wir Feuerwehrkameraden hatten da so eine Idee. Ich glaube, sie wird dir gefallen…“ er schaute hilfesuchend zur Tür, „wie gesagt, wir haben uns ja mal zusammen… − Ah, da ist sie ja!“ Voß setzte sich erleichtert.
Das Licht erlosch und eine junge Frau schlüpfte durch die Tür und setzte sich auf einen Stuhl neben die Tür. Als Musik zu spielen begann, erfasste Hans-Georg Allmers die Situation und hatte Angst um seinen ehemaligen Schulkameraden: Die Männer von der Feuerwehr hatten eine Stripperin engagiert, um Horst eine Freude zu machen. Jeder wusste, dass Horst noch nie eine Freundin gehabt hat und so hatten sie gemeint, es wäre eine blendende Idee, ihm eine öffentliche Nachhilfestunde in weiblicher Anatomie zu spendieren. 

Die Feuerwehrleute beklatschten begeistert ihre Idee und ihre Augen wurden groß. Horsts Bruder Klaus saß ein paar Tische weiter und konnte vor Staunen seinen Mund nicht mehr schließen.
Die Frau hatte ein so eng anliegendes Kleid an, dass sich alle ihre Formen darunter abzeichneten und die Männer sich darauf freuten, dass sie aufstand und sich bewegte. Sie war nicht besonders gut und auch nicht besonders aufregend. Mit eingefrorenem Lächeln lieferte sie routiniert ihre einstudierten Bewegungen ab, tanzte eckig zu lauter Musik und setzte sich Horst nach ein paar Runden durch den Raum auf den Schoß. Die Männer tobten. Sie ließ ihre Hüfte auf seinem Schenkel kreisen und kraulte ihm durch die Haare. Horst wurde rot und ein paar Schweißperlen zeigten sich auf seiner Stirn. Seine Erektion explodierte und er hatte Angst, dass alle es sehen könnten. Die Frau sprang auf, rannte zu den Tischen und strich dem einen oder anderen Mann mit ihrem Kleid, das sie während ihrer Runden ausgezogen hatte, durchs Gesicht. Lautes Gejohle war der Dank.

Die Stripperin stellte sich schließlich hinter den schwer atmenden Horst und warf ihm das Kleid über den Kopf. Die Männer johlten noch lauter. Horst regte sich nicht und konnte deshalb nicht sehen, wie sich die Frau mit Bewegungen, die sie für erotisch und aufreizend hielt, vor ihm bewegte. Horst wollte mehr sehen und zog sich das Kleid vom Kopf, obwohl ihm sein Geruch gefiel.
Als sie sich schließlich wieder auf seinen Schoß setzte, nur bekleidet mit knappem Slip und einem sehr knappen BH, aus dem ihre Brüste quollen, begann Horst noch heftiger zu atmen. Schließlich forderte sie ihn unter dem Gekreische der Anwesenden auf, ihren BH zu öffnen. Horst fingerte aufgeregt an dem Verschluss herum, so lange, bis die Frau ungeduldig das Oberteil selbst öffnete und ihm den BH um den Hals legte. Ihre Brust schien erleichtert, aus dem engen Korsett befreit worden zu sein. Sie war eingeschnürt gewesen und nun ließ sie jede Erotik in tiefen roten Druckstellen versinken.

Horsts Kopf schwoll an und kleine Schweißperlen liefen sein Gesicht hinunter. Die Frau stand auf und begann mit ihren Hüften zu kreisen. Dabei zog sie langsam ihren Slip herunter. Bis auf ihre hochhackigen Schuhe war sie nackt. Auf ihrer rasierten Scham klebte ein goldener Stern. Er stach Horst förmlich ins Gesicht. Die Stripperin, Allmers schätzte sie auf Mitte dreißig, umkreiste seinen Stuhl und setzte sich ein letztes Mal auf seinen Schoß. Das war in ihrer Nummer immer der Abschluss, danach wollte sie aufspringen und sich im Nebenraum wieder anziehen.
Horst griff zu und hielt sie fest. Mit festem Griff umklammerte er ihren Arm und sagte mit gepresster Stimme: „Bleib hier!“
Die Frau versuchte sich loszumachen, aber Horsts kräftige Hand blieb geschlossen.
„Lass los, du Idiot“, zischte sie.
„Bleibe hier“, wiederholte Horst unbeeindruckt.
Dietmar Voß sprang auf und eilte ihr zu Hilfe.
„Horst“, sagte er eindringlich, „lass sie los.“
Horst schwieg und lockerte seinen Griff nicht.
Die Frau holte aus und schlug ihm mit der freien Hand ins Gesicht: „Du besoffenes Schwein!“ schrie sie laut. Allmers sprang auf, schlängelte sich durch die Reihen der gaffenden Feurwehrmänner und versuchte Voß von Horst wegzudrängen, aber Voß hielt dagegen und versuchte weiter Winklers klammernde Faust zu lösen.
„Horst!“, schrie Voß erbost, „Lass sie los, du Idiot!“
„Sie soll da bleiben!“ sagte Horst mit tonloser Stimme. „Ich will sie behalten.“
Voß war entgeistert: „Horst!“, sagte er eindringlich und bemühte sich, leise zu sprechen, was ihm bei seiner dröhnenden Stimme schwer fiel, „Horst, das ist eine Stripperin, nicht, was du denkst!“
„Horst!“, sagte Allmers bestimmt, aber er war trotz seines forschen Auftretens genauso ratlos wie Dietmar Voß. „Horst, du musst sie loslassen, das gibt sonst richtig Ärger!“
Horsts trauriger Blick, eine Mischung aus Melancholie und Verbitterung ging Allmers sehr nahe. Horst begannen Tränen in die Augen zu schießen. Schließlich ließ er sie los.
Bevor sie in den Nebenraum verschwand, sagt die Frau noch so leise, dass nur er es hören konnte: „Da musst du schon mehr hinblättern.“

Horst konnte sich nur schwer beruhigen. Er setzte sich abseits an einen leeren Tisch und als Peter Gerlach sich zu ihm setzte, wollte Horst nicht mit ihm reden. Er atmete schwer und hatte vor Aufregung immer noch einen roten Kopf.

„Ich mache dir einen Vorschlag“, hörte Allmers Peter Gerlach sagen. Horst Winkler sah ihn an und sagte nichts. Gerlach beugte sich vor und sprach so leise, dass Allmers nichts mehr verstand. 
Irgendwann, Gerlach hatte lange Zeit auf ihn eingeredet, nickte Winkler. 
Gerlach stand zufrieden auf, klopfte ihm jovial auf die Schulter und setzte sich an einen anderen Tisch.
Allmers rätselte den ganzen Abend erfolglos, was die beiden verabredet haben könnten.

Aus dem Inhalt:

Wir schreiben das Jahr 1717:  Am Heiligabend werden die Menschen in Kehdingen an der Unterelbe von einer der schwersten  Sturmfluten der Geschichte heimgesucht. Besonders das Kirchspiel Hamelwörden ist betroffen. Deichbauer versuchen, die Riesenlücke in dem Schutzwall zu schließen – ohne Erfolg. Da taucht ein gewisser Jacob Ovens auf, der den Kehdingern vollmundig Hilfe verspricht. Doch letztlich verfolgt der obskure Ovens ganz andere Interessen als die Sanierung des maroden Deiches … 

Wer verbirgt sich hinter dieser historischen Figur, die in allen Geschichtsbüchern zu Deichbau und Sturmfluten an der Unterelbe auftaucht? Ist dieser Mann einfach nur ein Hochstapler und Betrüger, der in Kehdingen seine Opfer gefunden hat, oder ist er auch ein erfindungsreicher und experimentierfreudiger Geist? 

Auf diese Fragen sucht Autor Thomas B. Morgenstern eine literarische Antwort, indem er fiktive Zeitgenossen Ovens‘ – vom Pastor aus seiner Kindheit bis zum Deichgrafen in Kehdingen – zu Wort kommen lässt. Die Erzählung von Morgenstern bietet ebenso eine spannende Kriminalgeschichte wie literarischen Hochgenuss und dazu noch ein Stück Regionalgeschichte.  

Der Autor 

Thomas B. Morgenstern, Jahrgang 195, der auch einige Semester Germanistik und Theaterwissenschaften studiert hat, ist seit Jahren als Schriftsteller tätig. Im MCE-Verlag debütierte Morgenstern im Herbst 2005 mit seinem Krimi Der Milchkontrolleur, der zu einem Überraschungserfolg wurde. Für dieses Buch wurde er 2007 mit dem Osteland-Kulturpreis ausgezeichnet. 2008 folgte der Krimi Der Aufhörer, in dem der Milchkontrolleur Hans-Georg Allmers erneut ermittelt. Morgenstern ist Landwirt und Diplom-Biologe und lebt mit seiner Familie in der Elbmarsch bei Stade.

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