Die Tote im Klosterpark

Kriminalromane, Michael Romahn

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Die Tote im Klostepark

Die Tote im Klosterpark

Kriminalromane, Michael Romahn

Paperback: 267Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-3

Preis: EUR 11.90

Leseprobe:

Kapitel 1


Sonntag, 19. Mai 2013: 

Es war kurz nach 23 Uhr, als Krystyna Janowska in den Harsefelder Klosterpark einbog. Es war kühl geworden an diesem Sonntagabend, viel zu kühl für diese Jahreszeit. Obwohl es teilweise ein sonniger Tag war, waren es jetzt höchstens noch zehn Grad. Krystyna war heilfroh, dass sie sich für den wärmenden Norwegerpullover entschieden hatte. Sie ging über den steinigen Weg zu den Teichen, vorbei an einer frisch gemähten Wiese und uralten Apfelbäumen. Sie war schon oft hier gewesen. Sie liebte es auf den alten Klostermauern zu balancieren oder einfach nur auf den Holzbänken an den Teichen zu verweilen und den Enten zuzusehen. Doch an diesem Abend stand ihr nicht der Sinn danach. Den ersten Teich ließ sie rechts liegen. Wie in Trance folgte sie dem Weg, der von hoch gewachsenen Erlen gesäumt war. Sie hob kurz den Kopf, schaute zum Himmel, und es schien so, als würden die Baumkronen mit den düsteren Wolken verschmelzen. 
Sie hatte keine Angst vor der Nacht. Warum auch? Sie war schon viele Male die unbeleuchtete Landstraße entlang gegangen, die zum Bauernhof führte, auf dem sie bis vor kurzem noch gearbeitet hatte. Aber diese Zeiten waren endgültig vorbei, und sie weinte den Leuten dort keine Träne nach. Wie sehr hatte sie das ständige Anbaggern von Jaroslaw gehasst. Dieses Arschloch hatte sie als Freiwild betrachtet. Sie hatte ihn angeschrien, von sich gestoßen, doch er hatte es immer wieder versucht. Und was taten die anderen, Adam, Jacek oder Irena? Nichts! Irenas Verhalten konnte sie gerade noch nachvollziehen. Sie hatte selbst genug damit zu tun, sich diese schmierigen Typen vom Hals zu halten. Irena hatte einfach nur panische Angst, die Nächste zu sein. Doch das Verhalten von Adam und Jacek war einfach nur widerlich. Sie sahen weg und schwiegen. Niemand wollte mit dem Bauern Ärger bekommen und riskieren, vom Hof gejagt zu werden. Also hielten alle brav den Mund. 


„Verlogenes Pack“, fluchte sie leise vor sich hin. Es gab einfach niemanden unter ihnen, dem sie noch vertrauen konnte oder mit dem sie hätte reden können.
Am Freitag vor zwei Wochen hatte sie ihren Wochenlohn eingesteckt und war ohne ein Wort der Erklärung gegangen. Einfach so! Sie hatte sich von niemandem verabschiedet, auch nicht von Irena. Es tat ihr fast ein wenig leid, dass sich Irena jetzt allein mit diesen Kerlen herumschlagen musste, aber Krystyna musste ihr eigenes Leben endlich in den Griff bekommen. Im Geiste malte sie sich das dumme Gesicht von Bauer Rieper aus, wenn er mitbekam, dass sie nicht mehr da war. Nie wieder würde sie für diesen Kerl schuften. Sollte er sich doch eine andere Dumme suchen, aber sie hatte endgültig damit abgeschlossen. Lange genug hatte sie getan, was andere von ihr verlangten. Zehn Stunden am Tag hatte sie auf diesem Bauernhof gearbeitet, bis ihr Rücken schmerzte und sie auf der harten Matratze in der Sammelunterkunft kaum in den Schlaf finden konnte. 


Mit acht Leuten hatten sie in der Scheune gehaust, deren grob verputzte Steinwände vom Schimmel überzogen waren. Eine Saison lang hatte sie es ertragen, oder besser ertragen müssen, bis sie Adriana traf, die wie sie aus der Nähe von Danzig kam und für einen reichen Bauunternehmer putzte. Adriana war es auch, die sie mit Svenja, der Tochter des Unternehmers, bekannt machte. Svenjas Vater war ein überheblicher alter Drecksack, der glaubte, für Geld alles kaufen zu können. Und meistens gelang es ihm auch. Aber dafür konnte Svenja natürlich nichts. 
Ihre Gedanken schweiften zurück zu jener verhängnisvollen Nacht auf dem Boot von Svenjas Vater. Es hätte eine ganz normale Party werden können, eine schöne Bootstour mit ihren Freundinnen, aber dieser Abend sollte ihr Leben von Grund auf verändern. Anfangs hatte Krystyna Svenjas Vater keine Beachtung geschenkt. Warum auch? Heinrich Wilkens war mehr als vierzig Jahre älter als sie, hatte ergrautes, stellenweise lichtes Haar und schob einen stattlichen Bauch vor sich her. Selbst seine eindeutigen Andeutungen ihr gegenüber hatte sie zunächst ignoriert. Doch als er ihr am Ende des Abends heimlich einen Zettel in die Hand drückte, ließ sie es zu. Es war eine Einladung zu einer Bootstour. Sie hätte den Zettel einfach ablehnen oder über Bord werfen können, doch sie tat es nicht. Schon am nächsten Tag auf seinem Motorboot bot er ihr ganz unverhohlen Geld an, wenn sie sich als Gegenleistung ein wenig um seine Geschäftspartner kümmern würde. Krystyna sollte sie bei Laune halten und einfach nur nett sein, bis die Verträge unterzeichnet waren. Sie willigte ein, obwohl sie wusste, was er mit „einfach nur nett sein“ meinte. Die Verlockung, diesem beschissenen Leben, das sie bislang geführt hatte, zu entfliehen, war einfach zu groß. 


Anfangs lief alles perfekt, doch die Angst, dass Adriana und Svenja etwas von ihrem Doppelleben mitbekommen würden, stieg von Tag zu Tag. In den ersten Wochen arbeitete sie weiter auf dem Bauernhof, als wäre nichts gewesen und kümmerte sich meist an den Wochenenden um die Kunden des Bauunternehmers. Ihr war klar, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis es auffliegen würde. Doch Heinrich Wilkens tat alles, um sie bei Laune zu halten. Als sie ihm sagte, dass sie es nicht länger auf dem Bauernhof aushalten würde, besorgte er ihr von einem Tag auf den anderen eine Mietwohnung, damit sie nicht länger dort arbeiten musste. Er kaufte ihr teure Kleider und sie hatte es genossen, in Sachen herumzulaufen, die sie sich selbst niemals hätte leisten können. Auch den Schmuck, den er ihr schenkte, kannte sie nur aus den Auslagen edler Juweliere. Den Gedanken, dass sie all das mit ihrem Körper bezahlte und ihre Seele verkaufte, verdrängte sie, so gut es eben ging. 


Doch wie aus heiterem Himmel trat er in ihr Leben. An einem Abend auf der Yacht, als sie sich zum ersten Mal begegneten, war sie voller Euphorie und hätte die ganze Welt umarmen können. Er war anders als die Männer, mit denen sie es für gewöhnlich zu tun hatte. Es war alles dabei: Schmetterlinge im Bauch, endlose Nächte und Träume, in denen ihr die Welt zu Füßen lag. Er flüsterte ihr unentwegt Komplimente ins Ohr und brachte ihr eine wärmende Decke, wenn es am Abend kühler wurde. Lange hatte sie davon geträumt, so einem Menschen zu begegnen. Und wenn heute Nacht alles so lief, wie sie es sich erträumte, würde sie bald ein ganz normales glückliches Leben führen. 


Sie hasste es plötzlich, sich im Badezimmer ihrer Mietwohnung in eine Fremde zu verwandeln, in die Rolle einer Hure zu schlüpfen, die für Geld zu allem bereit war. Sie wollte einfach Krystyna sein, eine ganz normale junge Frau. Sie wollte einfach nur geliebt werden, ohne dass ihr irgendjemand einen Schein zusteckte, weil sie wieder mal besonders „nett“ war. Den Anfang hatte sie schon heute Abend gemacht: Sie trug Jeans, T-Shirt und Pullover. Sie hatte kaum Make-up aufgetragen; und bis auf die feingliedrige, silberne Kette mit einem Kreuzanhänger, die sie zum achtzehnten Geburtstag von ihrer Oma geschenkt bekommen hatte, trug sie auch keinen Schmuck. 


Krystyna hatte sich ihre Worte lange überlegt, hatte gegrübelt, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Sie wollte ihn keinesfalls unter Druck setzen, aber sie wollte auch auf keinen Fall nachgeben. Dazu war es jetzt zu spät. Aber was wäre, wenn er nicht kam, einfach dieser Verabredung fernblieb? Nein, das würde er nicht wagen. Da war sie sich sicher. Sie unterdrückte die Zweifel, die in ihr aufstiegen und zwang sich zum Weitergehen.


Ihr Herz schlug immer schneller, je näher sie dem vereinbarten Treffpunkt kam. Krystyna wischte sich eine Locke ihrer blonden, schulterlangen Haare aus dem Gesicht. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal spürte, wie ihre Hand ein paar Brennnesseln streifte, die hüfthoch am Wegesrand standen. Immer, wenn ihr das bei der Ernte passiert war, hatte sie sofort ein heftiges Jucken verspürt. Doch in dieser Nacht war alles anders. Sie zwang sich, nicht mehr an Jaroslaw und all die anderen zu denken. Diese Menschen hatten keinen Platz mehr in ihrem neuen Leben. 


Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an Adriana und Svenja dachte. Sie standen ihr tatsächlich näher als viele, denen sie in der Vergangenheit begegnet war. Es lag eine unglaubliche Vertrautheit zwischen ihnen, die weit über eine gewöhnliche Freundschaft hinausging. Sie klammerte sich geradezu an sie, als eine Art Ersatz für ihre Eltern, ihre beiden Brüder und ihre Oma, die alle in Gdynia lebten, einer kleinen Küstenstadt nicht weit von Danzig entfernt. Ein paar Telefonate und Briefe konnten ihre Sehnsucht nach ihnen nicht im Geringsten vertreiben. 


Sie schloss für einen Moment die Augen, versuchte, ihre Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Erinnerungen an ihre Heimat Gdynia kehrten zurück. Sie dachte an die unbeschwerten Tage am Strand, direkt neben dem Yachthafen, an die schönen Stunden, die sie mit ihren Freunden dort verbracht hatte. Sie hatten zusammen gelacht und heimlich Bier getrunken. Niemand hatte sich darum gekümmert, dass Alkohol in der Öffentlichkeit verboten war. Damals träumten sie vom großen Glück, schauten sehnsuchtsvoll aufs Meer oder zu den sündhaft teuren Yachten, die im Hafen lagen. Obwohl sie sich kaum etwas leisten konnten, war es einfach eine schöne Zeit, damals am Strand von Gdynia. 


Sie erreichte die nächsten Teiche, überquerte die schmalen hölzernen Brücken und versuchte die Gedanken an Gdynia zu verdrängen. Sie musste sich auf das konzentrieren, was gleich kommen würde. In der Ferne war schon der lang gezogene Holzsteg zu erkennen, der über den sumpfigen Teil des Parks führte. Die Leuchten unter dem Geländer warfen ihr diffuses Licht auf den Steg. Es war still und mondlos, nur das Bellen eines Hundes war zu hören. Die pechschwarzen Wolkenfelder hatten den ganzen Park unter sich begraben. Es roch unangenehm nach Moder. Nur die Stockenten, die auf dem trüben Wasser schwammen, schien das nicht zu stören. 


Krystyna atmete tief durch. Sie wollte endlich eine Entscheidung, hier und jetzt. Und das galt nicht nur für heute Abend. Wenn alles gut lief, würde sie zu Svenja gehen und ihr alles erzählen. Sie hatte sich fest vorgenommen, reinen Tisch zu machen, auch auf die Gefahr hin, dass Svenja sie vom Hof jagen würde. Mit einem unbehaglichen Gefühl kam Krystyna dem Steg näher. Sie versuchte, die innere Anspannung zu unterdrücken.


Sie sah ihn schon von Weitem. Er stützte seine Hände auf das Geländer und starrte bewegungslos auf das morastige Wasser hinab. Krystyna betrat den Steg. Als er sie kommen sah, kam er ihr ein paar Schritte entgegen. Er musterte sie mit einer Intensität, die sie noch nervöser werden ließ. Trotz der nächtlichen Kälte spürte sie eine aufsteigende Hitze und hoffte, dass er es nicht bemerken würde. Sie hielt den Mund leicht geöffnet, hoffte tief in ihrem Inneren, dass er sie küssen würde, doch er dachte nicht daran. 
„Schön, dass du gekommen bist“, sagte er stattdessen und beinahe wäre sie wieder darauf hereingefallen; auf das tiefe Blau seiner Augen, diese warmherzige Stimme und den herben Duft seines After Shaves. Doch sie zwang sich, all das für kurze Zeit auszublenden. 


„Und?“, fragte sie ihn. „Wie hast du dich entschieden?“
„Krystyna“, begann er ausweichend. „Ich habe noch einmal über alles nachgedacht.“ Sie erkannte an seinem ernsten Gesicht und den zusammengepressten Lippen, was nun kommen würde. Er suchte nach Worten, während sie ihn fordernd ansah. Er kannte ihre Meinung ganz genau und sie würde nicht davon abweichen, egal, was auch kommen möge. 
„Das zwischen uns hätte nicht passieren dürfen“, hörte sie ihn sagen. „Es war ein Fehler, ein großer sogar.“ Er richtete seinen Blick wieder auf den Sumpf.
„Es war kein Fehler!“, korrigierte Krystyna ihn. „Es war Schicksal, und es sollte so sein! Wir gehören zusammen, das spüre ich doch!“ Sie trat auf ihn zu, wollte ihre Arme um seine Schultern legen. Ihre Körper berührten sich für einen kurzen Moment, doch er wich ihr aus. 


„Ich kann nicht“, flüsterte er kaum hörbar. Er fuhr sich mit den Händen übers Haar, wagte einen kurzen Blick in ihre Richtung. „Warum willst du das nicht akzeptieren?“ Krystyna gab einen verächtlichen Laut von sich. 
„Weil es falsch ist!“, erwiderte sie mit Bitterkeit in der Stimme. „Und weil ich weiß, dass wir zusammengehören.“ Sie wandte ihm den Rücken zu, verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr zorniger Blick schweifte über das dichte Gestrüpp auf der rechten Seite des Stegs. Er trat näher, legte seine Hände auf ihre Schultern. 
„Krystyna, warum können wir die Sache nicht friedlich beenden? Ich meine, das mit uns … “
„Das mit uns war für dich nur eine Sache?“ Krystyna fuhr herum. „Du nennst das, was zwischen uns passiert ist eine ‚Sache‘?“ Sie starrte ihn an, sekundenlang, dann nahm sie seine Hand, führte sie nach unten und legte sie auf ihren Bauch. 


„Wir bekommen ein Kind“, sagte sie leise. „Ich bin in der fünften Woche.“ Der Gedanke, dass er sie verlassen könnte, war schier unerträglich. Wie konnte er ihr das nur antun, nach all dem, was zwischen ihnen geschehen war, jetzt, wo sein Kind in ihrem Bauch heran wuchs? 
Er zog ruckartig die Hand weg, biss die Zähne aufeinander, um ja kein falsches Wort von sich zu geben. Wie konnte sie nur so naiv sein zu glauben, dass mit einem Kind alle Probleme gelöst wären? Seine Augen fixierten einen Punkt in der Ferne, irgendwo im Dickicht.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken, wollte ihn küssen, doch er stieß sie von sich. Verletzt wandte Krystyna sich von ihm ab. Sie wagte kaum zu atmen. Ihre Hände krampften sich um eine Querstrebe des Geländers. 


„Es ist unser Kind”, flüsterte sie. Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden und eine Träne ihre Wange hinab lief. „Und ich werde dieses Kind nicht wegmachen lassen!“ 
„Es ist nicht unser Kind“, sagte er. „Das war nicht abgemacht, Krystyna.“ Seine Stimme klang unwirklich, wie ein fernes Echo. Als er es sagte, fühlte sie sich wie vor den Kopf geschlagen. Alles um sie herum begann, sich aufzulösen, die Konturen der Sträucher und Bäume vermischten sich vor ihren Augen. Wieder kamen ihr die Tränen. Sie wischte sie sich mit dem Handrücken ab. Mit einer flüchtigen Bewegung strich sie eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sie konnte nicht sehen, wie er ein Paar Lederhandschuhe hervorzog und lautlos überstreifte. Er schloss für Sekunden die Augen, dann legten sich seine Hände um ihren Hals. Er drückte zu; immer fester und fester. 


Sie rang nach Atem, versuchte, sich loszureißen. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust. Sie spürte, wie das Blut durch ihre Adern strömte. Ihre Lippen zitterten. Sie versuchte zu schreien, ruderte wild mit den Armen. Sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Nacken. Natürlich wusste sie, dass sie kaum eine Chance hatte, dennoch nahm sie allen Mut zusammen, um sich aus der Umklammerung zu lösen. Ihre Augen weiteten sich. Sie riss instinktiv die Arme hoch, versuchte verzweifelt, ihre Finger zwischen seine Hände und ihre Haut zu bekommen, um den Druck gegen die Luftröhre zu verringern. Doch es gelang ihr nicht.


Noch einmal versuchte sie, alle Kräfte zu mobilisieren, die sie noch hatte, und trat ihrem Widersacher mit der Hacke so fest gegen das Schienbein, wie sie nur konnte. Es war mehr ein Reflex aus der Angst heraus, elendig zu ersticken. Er stieß einen unnatürlichen Schrei aus, taumelte einen Schritt zurück und zog Krystyna mit sich. Sie prallten gegen das Holzgeländer. Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihren Körper. Für einen winzigen Moment ließ der Druck nach, doch sie kam nicht dazu, Luft zu holen. Er stieß sie wieder nach vorn, presste ihren Körper ans Holzgeländer und drückte mit noch größerer Kraft zu. Krystyna zitterte am ganzen Leib, versuchte zu schreien, doch mehr als ein Röcheln brachte sie nicht hervor. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er atmete schwer, den Blick starr nach vorn gerichtet. Ein letztes Mal bäumte sich ihr Körper auf, dann verlor sie das Bewusstsein. Sein Schatten, der noch einen Wimpernschlag lang über ihr lag, wich zur Seite, vermischte sich mit der Dunkelheit. Gleichzeitig kehrte Totenstille ein. 

Aus dem Inhalt:

Eine junge Frau wird tot im Harsefelder Klosterpark gefunden. Sie wurde erwürgt und ins Dickicht geworfen. Lange bleibt ihre Identität unklar. Erst durch einen anonymen Anruf erfährt die Kripo, dass es sich bei der Toten um Krystyna Janowska handelt – eine polnische Erntehelferin, die ganz in der Nähe des Tatorts auf einem Bauernhof arbeitete. Kaum haben Oberkommissarin Ilka Hansen und ihr Team mit den Ermittlungen begonnen, geschieht ein 2. Mord. Eine männliche Leiche wird mit einer klaffenden Wunde am Hinterkopf ans Elbufer gespült. Die Suche nach dem Täter führen Ilka, Cem und ihren neuen Kollegen Kai Lohmeyer immer weiter in ein undurchdringlich erscheinendes Labyrinth aus Korruption und Habgier.

Der Autor

Michael Romahn wurde 1959 in Stade geboren und lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in Harsefeld im Landkreis Stade. Er arbeitet als technischer Redakteur im Flugzeugbau, seine Liebe jedoch gilt der Schriftstellerei.

Mit dem vorliegenden Band erscheint sein erster Kriminalroman, der in seiner Heimat spielt. Zur Zeit arbeitet Romahn am zweiten Fall der Oberkommissarin Ilka Hansen.

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Eleonore ordnet ihr Leben

Kriminalromane, Monika Heil

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Eleonore

Eleonore ordnet ihr Leben

Kriminalromane, Monika Heil

Kriminalroman: Paperback, 216 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097

Preis: EUR 11.90

Leseprobe:

„Ich gehe jetzt. Brauchst du noch was?“
„Denk an die Bücher.“
„Klar doch. Tschüss dann.“
„Auch so.“

Eleonore schloss leise die Tür, auch wenn sie diese gefühlsmäßig lieber zugedonnert hätte. Mein Gott, hat der heute wieder eine Laune, dachte sie und schüttelte, verärgert über den mürrischen Ton ihres Mannes, den Kopf. Ihr Fahrrad stand noch im Keller. Also lief sie die Stufen hinab, den Bücherkorb in der linken Hand, die Umhängetasche über der rechten Schulter. Als sie kurz darauf auf dem kleinen, gepflasterten Platz oberhalb des Seitenganges wieder auftauchte, schaffte es die milde Frühlingssonne, ihr die schlechte Laune postwendend zu vertreiben.

Eleonore Marten war auf dem Weg zum Stader Wochenmarkt. Jeden Mittwoch und jeden Samstag boten die Erzeuger der Region ihre regionalen Produkte auf dem Pferdemarkt zum Verkauf. Obst und Gemüse wetteiferten in bunter Konkurrenz, Bäcker, Metzger, Fischhändler boten in ihren weißen Verkaufswagen an, was sie zu bieten hatten. Diverse Brotsorten, Kuchen und Gebäck die einen, Wurst und Schinken aus der Landschlachterei die anderen. Einmal pro Woche gab es bei Eleonore Fisch. Das Angebot war vielfältig und Eleonore eine gute Köchin. Heute war die Stadtbibliothek ihr erstes Ziel. Sie fuhr die Bremervörder Straße entlang, bog von der Schiffertorstraße zum Stadeum-Parkplatz ab und spazierte kurz darauf in die Räume der Bücherei. Sie hielt ihren Rücken sehr gerade. Das verlieh ihrem Körper eine positive Spannkraft und betonte ihre schlanke Figur. Dass sie so langsam auf die sechzig zuging, sah man ihr nicht an. Ihre Schritte wirkten leichtfüßig. Das sonnengelbe T-Shirt schien mit der durch die hohen Fenster einfallenden Sonne um die Wette zu strahlen. Ihre Jeans hatten die Farbe des blitzblauen Himmels draußen vor der Tür. Jetzt wirkte auch Eleonores Begrüßungslächeln fröhlich und entspannt.

„Guten Morgen, Ingelore. Einmal Rückgabe und die neue Liste, wenn du Zeit hast. Wenn nicht, suche ich alles nachher selbst zusammen.“ „Moin, moin, Ele. Schön dich zu sehen. Geht es dir gut?“, erwiderte die Bibliothekarin den Gruß und setzte dann freundlich hinzu: „Schau’n wir mal. Im Moment ist nicht viel los.“ Die beiden kannten sich nicht nur aus der Bücherei. Sie sangen auch im selben Chor und trafen sich ab und zu beim Stammtisch des Museumsvereins, in dem ihre Ehemänner Mitglieder waren. Sie mochten sich, hatten ähnliche Interessen und passten auch altersmäßig zusammen. Dennoch verband sie nur eine lose Bekanntschaft. Herbert hätte es nicht gewollt, wenn sie Ingelore Sander oder gar den ganzen Chor zu sich nach Hause eingeladen hätte und sei es noch so unverbindlich. „Bis nachher. – Ach, brauchst du was vom Markt?“ „Sechs Eier, wenn das ginge? Dann könnte ich mir nachher den Weg sparen.“ „Klar doch. Eine Hand wäscht die andere, oder? Bis später.“ Weg war sie. Ingelore Sander, die eher zur Rundlichkeit neigte, beneidete Eleonore im Stillen um ihre gute Figur. Und Falten hatte sie auch so gut wie keine. Die Bibliothekarin unterdrückte einen Seufzer und widmete sich der Liste. Herberts Wünsche waren schnell zusammengesucht. Die Ostsee in Wort und Bild, Paris im 20. Jahrhundert und Kon-Tiki von Thor Heyerdahl sollte Eleonore mitbringen.

Herbert Marten liebte Reiselektüre jeder Art, auch wenn er selbst kaum noch für längere Zeit wegfuhr. Er streifte höchstens einmal am Tag wie eine verirrte Katze über das 1200 Quadratmeter große Grundstück rund um sein Haus. Seit er Rentner war, interessierte ihn die Welt vor seinem Gartenzaun nicht mehr. Die Verwandlung war abrupt und ohne Vorwarnung geschehen. Er, der früher die ganze Welt bereist hatte, kam heute aus Stade nur noch selten hinaus. Grummelnd und leise vor sich hin brummelnd, beobachtete er lieber die Nachbarn jenseits seiner grünen Hecke. Gespräche mit ihnen kamen nur noch selten zustande. Kommunikation war inzwischen die Sache seiner Frau. Mehr als „schönes Wetter heute“ hätte er eh nicht gesagt. Auch Gartentipps und „Fachgespräche“ waren nicht mehr sein Gebiet. Das alles interessierte ihn nicht mehr. Er konnte sich um die aktive Gartenarbeit nicht mehr kümmern. Warum also darüber reden? Außerdem – er hätte sich in seinem Leben genug krumm gelegt, hatte er seiner Frau einmal erklärt. Jetzt ließen seine schmerzenden Knochen das alles nicht mehr zu. Eleonore hätte ihn darauf aufmerksam machen können, dass er noch nie einen Rasenmäher oder eine Gartenschere in der Hand gehabt hatte und dass Krummlegen in seinem Bürojob etwas anderes bedeutete. Herbert hätte auch darauf eine Antwort gewusst, sie allerdings sicher nicht ausgesprochen. War er schon in seinem Berufsleben nicht der Redseligste gewesen, hockte er heutzutage am liebsten schweigsam in seinem bequemen Ohrensessel im Wohnzimmer und wartete. Auf irgendwas. Mit seiner Frau bei schönem Wetter am Elbdeich spazieren zu gehen, beschränkte er auf ein Minimum. Er hatte genug von der Welt gesehen. Jetzt reichten ihm seine Bücher. Meinte er.

Eleonore dachte über ihre Ehe nach, während sie zum Pferdemarkt radelte. Als Herbert in Rente ging, hatte sie noch gehofft, sie würden – wie in den Jahren seiner Berufstätigkeit – viel reisen. Es mussten ja nicht mehr Gott weiß wie exotische Länder sein. Die hatten sie ausgiebig bereist, solange sie noch jung und fit waren. Jetzt hätten ihr durchaus Touren durch Deutschland, Dänemark oder doch noch einmal nach Italien gereicht. Herbert hatte jeden Versuch, ihn dafür zu interessieren, mit kurzen, harschen Bemerkungen abgeblockt. „Haben wir nicht fast die ganze Welt gesehen? Jetzt will ich Haus und Garten genießen“, hatte er auf ihre entsprechenden Anregungen hin gemault, um dann ein wenig versöhnlicher im Ton hinzuzusetzen: „Fahr doch mit Jutta, wenn du unbedingt weg musst.“ Ja, ihre langjährige Freundin Jutta Helmke auf ihren Recherchereisen zu begleiten, hätte ihr gefallen. Doch das war einfach nicht dasselbe. Sie wollte mit ihrem Mann zusammen sein. Begriff er das wirklich nicht? Nein, sagte sie sich nicht zum ersten Mal, das begriff er wirklich nicht. Vergeblich hatte sie gehofft, sie könnten sich irgendwann als die zwei Menschen wieder finden, die sie einmal waren vor langer, langer Zeit. Wie konnte sich ein Mensch im Alter nur derart verändern?, fragte sie sich immer wieder. Eine schlüssige Antwort auf diese Frage gab es offenbar nicht. Zunehmend unzufrieden, kamen ihr zuweilen merkwürdige Gedanken, die sie meist schnell wieder beiseite schieben konnte.

Irgendwann hatte sie versucht, Herbert für ihr zweites Hobby zu interessieren und gehofft, er werde wenigstens ihre Leidenschaft fürs Kochen teilen und sie könnten gemeinsam neue Rezepte ausprobieren. Auch da hatte sie sich gründlich geirrt. Temperamentvoll wie ein Mehlsack hatte er in der kleinen Küche herumgestanden, die Hände in den Hosentaschen vergraben und mehr zum Fenster hinaus geschaut, als auf Eleonores geschicktes Hantieren. „Verschone mich mit Einzelheiten“, war seine Antwort gewesen, als sie versucht hatte, die Zubereitung einiger besonders leckerer Rezepte zu erklären. Und über den Inhalt der Bücher, die sie interessant fand, wollte er ebenfalls nichts hören. „Verschone mich mit Einzelheiten“, wiederholte er stereotyp. Sie hielt sich schließlich daran. Interessen hatte Eleonore mehrere. Doch zwei Hobbys pflegte sie neben ihrer täglichen Haus- und Gartenarbeit besonders. Entweder probierte sie neue und vorzugsweise exotische Gerichte aus oder sie las. Eleonore liebte Bücher, heutzutage noch die einzige Leidenschaft, die sie mit ihrem Mann teilte. Liebesromane, Krimis, Biografien berühmter Vorfahren – alles interessierte sie. 

Heute hatte sie „van Gogh“ und den „Alten Fritz“ zurückgebracht und auf der aktuellen Liste stand die Biografie von Gesche Gottfried. Diese Frau aus dem 19. Jahrhundert, die ihr Leben überwiegend in Bremen verbracht hatte, bewunderte Eleonore über alle Maßen. Deren Mut möchte ich haben, dachte sie nicht zum ersten Mal. Gesche hatte fünfzehn Menschen umgebracht. Unglaublich. Ihr, Eleonore, fiel nur ein Name ein, wenn sie über dieses Thema nachdachte, weil sie gerade mal wieder so richtig wütend war. Gut, damals war es ein Leichtes gewesen, unerkannt diese Missetaten zu vollbringen. Das ärztliche Wissen und die Methoden der Ermittlungspolizei sowie der Gerichtsmedizin in jener Zeit waren bei weitem nicht so ausgereift wie heute. Andererseits, da war Eleonore sicher, war sie selbst viel schlauer, als jene Gesche Gottfried. Das junge Mädchen hatte mit einer unglaublichen Mischung aus einfältiger Naivität, bodenloser Ahnungslosigkeit und einer gehörigen Portion Bauernschläue ihre Zeitgenossen über einen langen Zeitraum genarrt, so dass sie ihre Missetaten unbehelligt durchführen konnte. 

Eine gehörige Portion Glück war natürlich auch dabei gewesen. Tja, Glück brauchte man auch heute noch, wenn man ungewöhnliche Schritte plante. Eleonore seufzte. Schnell schob sie ihre finsteren Gedanken beiseite. Nicht weiter drüber nachdenken, gebot sie sich. Am Ende käme sie wirklich noch auf dumme Gedanken. Gut gelaunt, frisches Gemüse und Kräuter im Korb, sowie die Ausbeute aus der Bücherei in einem Leinenbeutel, fuhr sie eine Stunde später nach Hause.

Aus dem Inhalt:

Die Staderin Eleonore Marten ist eine fröhliche, lebensbejahende Endfünfzigerin. Wären da nicht immer wieder Momente von Frust und Unbehagen. Denn ihr Leben hatte sie sich nach dem Ruhestand ihres Mannes ganz anders vorgestellt. Zum Glück gibt es ja noch Erich, ihre erste Liebe, der ihr nach vielen Jahren wieder begegnet.

Ist es Zufall? Ist es Vorsatz? Eleonore wird Witwe und ihr Leben erfährt immer neue Wendungen. Ab und zu fühlt sie sich gezwungen, in ihrem Gefühlschaos aufzuräumen, ihr Leben zu ordnen. Und immer bleibt dabei jemand auf der Strecke. Wandelt Eleonore etwa auf den Spuren der Bremer Serien- und Giftmörderin Gesche Gottfried, die 1831 hingerichtet wurde?

Auf die Schliche könnte ihr Felia, die nette, unbedarfte junge Nachbarin kommen, die glaubt, aufgrund ihrer Beziehung zu dem Inhaber eines Ermittlungsbüros selbst detektivische Qualitäten zu haben. Schafft sie es?

Auch wenn es vordergründig so klingt: Es handelt sich bei dem neuen MCE-Krimi um keinen klassischen Kriminalroman. Vielmehr wird mit Augenzwinkern über die kriminellen Machenschaften einer ganz „normalen“ Frau aus der Kleinstadt Stade berichtet – so, als gehöre das zum ganz normalen Alltag.

Die Autorin:

Monika Heil, Jahrgang 1945, lebt seit 2004 mit ihrem Ehemann in Stade. Bis dahin hatte sie ihren Lebensmittelpunkt in der Nähe von Frankfurt. Dort arbeitete sie viele Jahre in der Rechtsabteilung einer Versicherung. Zeitgleich engagierte sie sich ehrenamtlich im sozialen, kommunalpolitischen sowie kulturellen Bereich.

Mit „Eleonore“ veröffentlicht Monika Heil ihren dritten Roman und ihren ersten Stade-Krimi im MCE Verlag.

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Grauerort

Kriminalromane, Thomas B. Morgenstern

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Graueort

Grauerort

Kriminalromane, Thomas B. Morgenstern

Kriminalroman: Paperback, 280 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-

Preis: EUR 11.90

Leseprobe:

Kapitel 1

Zugegeben: Nicht jeder versteht, warum ich Hortensien verabscheue. Eigentlich hasse ich Hortensien, aber nach einem Gespräch mit meiner Tochter Hannah war mir klar, dass das so nicht stimmen kann. Ich habe das Gefühl Hass einfach nicht in meinem Repertoire. Das bedeutet nicht, dass ich gefühlsarm bin, aber ich kann mich einfach nicht in solche Auswüchse des Gefühlslebens hineinsteigern. Marianne hatte mir das oft vorgeworfen, sie meinte dann, ich sei so steif, als ob ich einen Stock verschluckt hätte. Sie wollte damit nicht meine Beweglichkeit kritisieren, sondern meine „innere Haltung“, wie sie es ausdrückte. Ich habe mich dann immer gefragt, wie sie mich denn gerne hätte? Sollte ich bei jeder Gelegenheit ausrasten oder mit aller Welt per Du sein? Beides liegt mir nicht. Für einen Polizisten ist das sicher keine schlechte Voraussetzung. Selbst Marianne gegenüber empfand ich keinen Hass, so wie das eventuell bei ihr gewesen wäre, hätte ich sie so eiskalt betrogen, wie es mit ihren Liebhabern bei mit gemacht hat.

Hortensien sind es auch gar nicht wert, gehasst zu werden, sie sind einfach zu nichtssagend, ihr Rosa ist zum Beispiel kein richtiges Rosa, sondern einfach nur der geschmacklose Versuch, eine Farbe darzustellen. Das Blau ist kraftlos. Und dann blüht die Pflanze auch noch, als ob sie sich sicher sei, die Schönste zu sein. Kitsch in Pflanzenform.

Als Kind bin ich mit meiner Großmutter oft auf den Friedhof gegangen. Auf dem Dorf wurden die Gräber so gepflegt und betreut wie die heimischen Gärten. Es wurden kein Unkraut und kein Wildwuchs gestattet, und so musste ich häufig bei der Grabpflege helfen. Ich stiefelte dann als sechsjähriger Junge mit halbvollen Gießkannen an den Gräbern der Honoratioren des Dorfes vorbei – mein Großvater gehörte nach Einschätzung seiner Witwe natürlich auch dazu – ,und auf jedem Grab, wirklich auf jedem, stand ein riesiger Hortensienbusch. In allen erdenklichen roten, rosa und blauen Schattierungen. Ich fand sie schon damals scheußlich. Friedhöfe und Hortensien, das gehörte in meiner Kindheit so fest zusammen, dass ich anfangs sogar dachte, wenn ich irgendwo in einem Garten einen blühenden Strauch sah, jemand läge darunter begraben. Meine Großmutter flüsterte mir ein, die Blumen würden anzeigen, wer unter Ihnen langsam vermodert. Gut, das hat meine Oma so nicht formuliert, aber gemeint. Blau für Männer, rot für Frauen. Natürlich sollte das ein Witz sein, sie liebte makabre Scherze. Aber wie das bei Kindern so ist: Ich habe es sofort geglaubt, ich konnte ja noch nicht lesen und den Blödsinn auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen; ein Blick auf die Grabsteine hätte genügt. Es hat sich eingeprägt und als ich später als Schüler das erste Mal mit Lackmuspapier zu tun hatte, erinnerte ich mich das Farbspiel des Reagenzpapiers sofort an die alte Geschichte, auch wenn der Vergleich schräg war. Ich dachte im ersten Moment: Hatte sie doch recht, die Oma. Die Farbe zeigt an, was sich dahinter oder besser darunter verbirgt.

Und nun das: Ich saß in der dritten Reihe bei brütender Hitze auf einem wackeligen Plastikstuhl, die Bühne eingerahmt von kraftlos blauen und kitschig rosafarbenen Hortensien, man sah kaum das Bühnenbild. Neben mir saß Mechthild und flüsterte mir ins Ohr: „Paul, sieh nur, diese Hortensien! Wunderschön, nicht wahr?“

Es wurde die Zauberflöte gegeben, eine der wenigen Opern, mit denen ich etwas anfangen kann. Man merkt der Musik bei jeder Note an, dass Mozart ein Mensch mit Humor war. Die Oper klingt, als hätte er sich und die Welt nicht immer ernst genommen. Sehr sympathisch. Leider sahen das die Akteure auf der Bühne nicht annähernd so gelassen. Man konnte an diesem Abend den Unterschied spüren zwischen den Musikern, denen der Spaß an der Musik wichtig war und denen, die ihren Job so machten wie andere, die täglich emotionslos ins Büro stiefeln. Vor allem die Tenöre waren unterirdisch schlecht.

Wenn man durch die Fußgängerzonen von Hamburg oder München läuft, kann es passieren, dass man plötzlich fassungslos vor einem Sänger steht, der mit einer Inbrunst, die nicht gespielt ist, eine Arie von Verdi oder ein Lied von Schubert singt, so gut, dass man nicht mehr weiterlaufen möchte, sondern ihm stundenlang zuhören könnte. Meist stellt sich heraus, dass es arbeitslose Opernsänger aus Weißrussland oder der Ukraine sind, die hier mit ihrer Straßenmusik mehr verdienen, als wenn sie in ihrer Heimat auf der Bühne stünden. Und alle, die ich dort je gehört hatte, waren besser als die, die jetzt vor mir auf der Bühne standen. Ein Freund von mir, Cellist in einem großen Orchester, erklärte mir einmal, ihm sei ein engagierter Rockmusiker, der beim Singen nicht jeden Ton trifft, aber mit Begeisterung dabei ist, viel lieber als gut ausgebildete Opernsänger, mit denen er manchmal arbeitet. Die träfen zwar jeden Ton, wären aber zuweilen beim Singen mit den Gedanken ganz woanders.

Das Wetter der letzten Wochen war ein vorweggenommener Hochsommer. Nach zwei verregneten Jahren freute man sich, dass die Sonne nicht vergessen hatte, wozu sie eigentlich da war. Allerdings hätte ich ihr mehr Feingefühl gewünscht. Mild im Mai und stark im Hochsommer. Dieses Jahr schien sie sich im Kalender vertan zu haben. Es war Mai und mancherorts war seit mehreren Wochen kein Regen gefallen.

Für ein OpenAir-Konzert auf großer Bühne in Grauerort war das Wetter allerdings ideal. Der Innenhof der alten Festung war voll mit Menschen. Irgendeine Tourneebühne aus dem Baltikum gastierte für zwei Aufführungen in dem Stader Fort. Die Namen der Sängerinnen und Sänger hatte ich noch nie gehört. Mechthild, die große Opernfreundin („Außer Fidelio!“) auch nicht. Das hätte kein Mangel sein müssen, an kleinen Bühnen fangen oft große Karrieren an, hier aber, dachte ich am Ende des ersten Aktes, war es eher umgekehrt: Hier war die kleine Bühne schon größer als die Sänger. Gespannt wartete ich auf die Arie der Königin der Nacht und beschloss vorsorglich, nachsichtig zu sein. An dieser Aufgabe waren schon ganz Große gescheitert.

Mechthild hatte einige Überredungskunst benötigt, mich zu dem Opernabend zu verleiten. Ich wollte nicht noch einmal in diesen dumpfen Bau zurückkehren, der trotz aller Versuche der Veranstalter nichts von dem ausstrahlte, was in den Veranstaltungsprospekten so wortreich angekündigt wurde. Es sei ein architektonisches Juwel – für mich ein hingeklotzter Backsteinbau ohne jegliche Atmosphäre –, ein Zeugnis der Militärbaukunst – wieso eigentlich Kunst? – und so weiter. Viel angestrengtes Geschwafel, so wie man es benutzt, wenn man dem Publikum etwas verkaufen will: Hier war es die „unvergleichliche Atmosphäre“.

Ich hatte genug von diesem Ort, seit wir vor kurzem von einer völlig verschreckten Mädchenstimme, die am Telefon vor lauter Schluchzen kaum ein verständliches Wort herausbekommen hatte, zu einem versteckt liegenden Seitenbau der Festung gerufen worden waren. Eine internationale Jugendbautruppe sollte ein paar Wände von alter Farbe befreien, man wollte die alten Ziegelsteine wieder sichtbar machen, um in diesem Trakt eine Kunstausstellung zu organisieren. Die jungen Leute, alle zwischen 20 und 25 – darunter Franzosen, Rumänen, Dänen und ein paar Deutsche – waren bei ihrer Arbeit auf eine Öffnung gestoßen, die schlecht zugemauert war. Benutzt hatte man einfache Ziegelsteine. Es war nachlässig gemauert worden. Als sie ein bisschen fester klopften, brach die Mauer zusammen und daraufhin auch einige der Teilnehmer.

Sie fanden, als sie mit dem schwachen Licht ihrer Smartphone-Taschenlampen in die Öffnung leuchteten, schmutzige, halb vermoderte Turnschuhe und als sie mit einem Stöckchen darin stießen, fielen aus den Schuhen ein paar Knochen. Sie waren auf ein Skelett gestoßen.

„Du hörst ja gar nicht zu“, raunte Mechthild und stieß mich an. Es stimmte. Das grausige Bild, das sich mir damals bot, die schluchzenden Jugendlichen, das Skelett, die Eisenkette, mit der das Opfer wohl an die Wand gefesselt worden war – all dies war mir wochenlang nicht aus dem Kopf gegangen und war jetzt wieder sehr gegenwärtig. 

Ich bin kein Klassikexperte, mir ist es egal, aus welcher Epoche die Musik, die mir gefällt, stammt. Ich kann Beethoven genauso mitgrölen wie die Stones oder Vivaldi. Musik ist kein Heiligtum für mich, sondern soll mir gefallen oder meine Stimmung aufnehmen. Mozart fand ich schon immer gut, die Zauberflöte besonders, auf den Text habe ich sowieso nie geachtet. Also gab ich mir einen Ruck und lauschte wieder der Musik. Bei der Ouvertüre war ich noch sehr angetan gewesen, ich hatte mich nur gewundert, warum sie so schnell gespielt worden war. Als ich die dunklen Regenwolken bemerkt hatte, war mir klar gewesen, warum das Orchester ein bisschen durch die Partitur hechelte. Dabei hatten die Musiker wenig zu befürchten. Die Bühne war genauso überdacht wie der Platz des Orchesters. Nun war nur noch wenig von meiner anfänglichen Begeisterung für die musikalische Darbietung übriggeblieben.

Die Spurensicherung war schnell fertig geworden an diesem heißen Tag im Mai, viel zu sichern gab es nicht mehr. Die Kleidung des Opfers war fast vollständig verschwunden, ich hatte zuerst sogar den Verdacht, es könnte gänzlich unbekleidet gewesen sein, aber dann wurden ein paar blaue Fetzen alten Jeansstoffs gefunden. Dazu die Schuhe und eben die völlig blanken Knochen. Die Schuhe waren ziemlich klein, ich schätzte sie auf Größe 37 oder 38. Eine Frau, dachte ich spontan, und der DANN-Test bestätigte meine Vermutung. Im Büro holte ich alle ungeklärten Vermisstenfälle der letzten Jahre hervor. Fräulein Susi hatte sehr schnell alle Akten aus dem Archiv geholt, die meisten waren noch nicht digitalisiert und rochen ähnlich muffig wie die Gänge in Grauerort. Die jüngeren legte ich bei Seite und begann die Akten der älteren Anzeigen zu studieren. Es dauerte nicht lange, bis ich die Fälle eingrenzen konnte. Der Treffer war eine Anzeige, die vor einundzwanzig Jahren erstattet worden war. Die Eltern eines jungen Mädchens, sie war 18, als sie verschwand, hatten sich an die Polizei gewandt, weil ihre Tochter nicht nach Hause gekommen war. Es dauerte damals eine ganze Zeit, bis die Polizei aktiv geworden war. Man vermutete damals, das Mädchen sei abgehauen. Erst als die Eltern immer wieder nachfragten, setzte sich der Polizeiapparat langsam in Gang, zum Ende hin sogar mit einer großen Suchaktion im Moor und an der Elbe. Das Mädchen wurde nicht gefunden. Nun wusste ich, warum.

Ich hatte in meinem Berufsleben einige Morde aufzuklären, bei einigen war es mir sehr schnell gelungen, bei manchen Fällen waren wir nach Jahren nicht vorangekommen. Dieser hier war so bizarr, dass ich einen Moment brauchte, mich zu sammeln und einen klaren Gedanken zu fassen. Nach einundzwanzig Jahren taucht das Skelett eines verschwundenen Mädchens angekettet hinter einer schlecht aufgemauerten Wand auf. Aus dem irgendwann in den Archiven verschwundenen Vermisstenfall war ein grausamer Mordfall geworden. Nicht jedes gefundene Skelett lässt sofort den Schluss zu, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt. Manchmal war es ein Unfall oder ein Selbstmord an einer Stelle, wo ein paar Jahre keine Menschenseele hingekommen war, hier aber waren die Indizien eindeutig: Das Mädchen war angekettet, eine Mauer war errichtet worden. Als ich mir das klarmachte, wurde mir übel. Man kettet keine Leiche an, die junge Frau musste also lebendig gewesen sein, als ihre Peiniger das Schloss in der Kette einschnappen ließen. Und sie musste elend verhungern und verdursten. Erstickt war sie wahrscheinlich nicht, im Mauerwerk waren genügend Öffnungen. Die nutzten sicher auch die Ratten, die ihr in den letzten Stunden wahrscheinlich Gesellschaft leisteten.

„Hier“, sagte Mechthild, „nimm das.“ Sie drückte mir ein kleines Paket in die Hand. Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und, als ich die ersten Tropfen auf meinem Kopf spürte, merkte ich, dass es angefangen hatte zu regnen. Oben auf der Bühne lieferten sich Tamino und Papageno ihr Gesangsduell, unten packten die Zuschauer die raschelnden Regenumhänge aus und veranstalteten einen Lärm, so laut, dass man die Sänger kaum noch hörte. 

Was für eine Scheiße, dachte ich, ich hätte nicht mitkommen sollen. 

Die Sänger waren tourneeerfahren, das merkte man, sie spulten unbeirrt ihr Programm ab und überlegten wahrscheinlich beim Singen, ob sie nach der Vorstellung noch ein Bier trinken oder eine Pizza essen sollten. Oder beides. Das Wetter wurde immer schlechter, die Sänger auch. Als nach quälend langen Umbaupausen Pamina vor Monostatos geführt wurde, konnte ich kaum auf meinem Stuhl sitzen bleiben.

Der Sänger des Monostatos hatte keinen schlechten Bass. Er sang, unterbrochen von Pamina: 

Du feines Täubchen, nur herein…Verloren ist Dein Leben…He, Sklaven, legt ihr Fesseln an, mein Hass soll Dich verderben. 

Selbst wenn die Mailänder Scala ein Gastspiel in Grauerort gegeben hätte, nichts hätte meinen Kopf frei von den Bildern gemacht, die mir den ganzen Abend durch den Kopf gingen. Das Leben des Mädchens war verloren gewesen, man hatte ihr Fesseln angelegt, vielleicht war es Hass, der den oder die Täter dazu gebracht hatten, so zu handeln. Ich stand auf und quetschte mich durch die Reihe. Mechthild sah mir verwundert hinterher, blieb aber sitzen. 

„Gudrun“, sagte ich in der Pause zu Mechthild, die mich verwundert und fragend ansah.

„So hieß das Mädchen. Gudrun Schlichting. Sie war 18, als man sie umbrachte. Hier in Grauerort.“ Mechthild schwieg, was hätte sie auch sagen sollen. Sie wirkte erleichtert, als die Glocke zur zweiten Hälfte der Aufführung rief.

„Gefällt´s Dir?“, fragte sie gespannt, als wir wieder auf den Stühlen, die mittlerweile nassgeregnet waren, saßen. Ich zuckte mit den Schultern. 

„Mmm“, murmelte ich, „besonders die Hortensien.“

Ich nahm mir vor, die Musik zu genießen. Das Orchester war wirklich nicht schlecht, viel besser als die Sänger. Opern bestechen selten durch ihre Libretti, bei der Zauberflöte ist es nicht anders, es ist ein wild zusammengerührtes Gemisch aus einem romantisierenden Orientbild und griechischer oder noch älterer Mythologie (was meist Du damit?). Gespannt wartete ich auf den Auftritt und den Gesang der Königin der Nacht. Jede Sängerin hat höchsten Respekt vor dem, was diese Arie ihrer Stimme abverlangt. Walburga Letkundaja, die vor mir auf der Bühne stand, muss diesen Respekt auch gehabt haben, da sie sicher wusste, dass sie diese Höhen niemals erreichen würde. Sie versuchte es trotzdem.

Als mein Telefon brummte (ich hatte nicht vergessen, es auf lautlos zu stellen), scheiterte sie gerade am Hohen C. Ich sah verstohlen auf des Display: Dirk Hildebrand.

Ich wusste, dass er niemals anrufen würde, wenn es nicht wichtig war. Trotzdem ließ ich ihn zappeln, ich wollte es der Sängerin nicht antun, mitten in ihren Anstrengungen, Mozart nicht ganz zu verhunzen, aufzustehen und zu gehen.

Als sie endlich fertig war, und es den üblichen Szenenapplaus gab, stand ich auf, schlich mich wieder durch die Stuhlreihe und rief ihn zurück.

„Herr Schlegel“, sagte Hildebrand. „Wir haben einen Toten“.

Gott sei Dank, dachte ich.



Kapitel 2

Später hörte ich, der Regen sei der heftigste der letzten Jahre gewesen. Angeblich kam so viel Wasser vom Himmel wie normalerweise in einem halben Monat. Für die Strecke von Grauerort in die Stader Innenstadt benötigte ich die doppelte Zeit wie gewöhnlich. Ich konnte nur sehr langsam fahren, es schüttete so, dass die Scheibenwischer auf der höchsten Stufe es kaum schafften, die Wassermassen beiseite zu schaufeln.

Mechthild wollte nicht mitkommen, sie saß weiter im Regen auf ihrem nassen Plastikstuhl und lauschte den falschen Tönen.

Ich stellte den Wagen am Zollamt ab und rannte an der alten Wassermühle vorbei in die kleinen Gassen, die so schmal sind, dass kaum zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Ich wohne in diesem sehr alten Teil der Stadt. In der Bungenstraße hatte ich mir nach der Trennung von Marianne eine kleine Wohnung gemietet.

Ich drückte mich an den Hauswänden entlang, versuchte nicht in Pfützen zu treten und, als ich am Einsatzwagen der Polizei angekommen war, hörte es schlagartig auf zu regnen. Trotzdem war ich fast vollständig durchnässt. 

Dirk Hildebrand erwartete mich schon.

„Kein schöner Anblick“, sagte er nervös. Ich schwieg und folgte ihm durch die geöffnete Tür eines kleinen Friseursalons.

Ich kannte den Toten, der blutüberströmt auf dem Boden zwischen den Stühlen lag. Wenn ich mit dem Fahrrad in die Polizeiinspektion fahre, so wie ich es meistens tue, komme ich immer an diesem Friseursalon vorbei. Hans-Herbert Funck, den alle im Viertel Herbi nannten, war dann meistens damit beschäftigt, in seinem Salon etwas vorzubereiten oder Ordnung zu schaffen oder er stand vor der Tür und rauchte. Er war eine dieser Fixpunkte, die es in eng begrenzten Vierteln früher zuhauf gab. Der Bäcker, der schon vor ein paar Jahren aufgehört hatte, der Schlachter – ebenfalls verschwunden –, die Kneipe, der Friseur. Die Kneipe war mittlerweile keine mehr, sie war ein Restaurant mit kleiner, exklusiver Karte und noch kleineren Portionen. Das Essen sehr geschmackvoll gewürzt und die Preise gepfeffert. So war von allen nur noch Herbi übriggeblieben, der sich allem Modernen widersetzte. Man konnte bei ihm keinen Termin abmachen. Wer die Haare geschnitten haben wollte, der hatte zu warten. Er arbeitete alleine, und so konnte es dauern. Die Wartenden stammten alle aus dem Viertel, Fremde verirrten sich zum Haareschneiden so gut wie nie in diese Straße. So kam es, dass sich praktisch alle kannten, manche schon aus der Grundschulzeit, und sie hatten immer etwas zu bereden. Friseure gehören zu den am besten informierten Bewohnern einer Stadt oder eines Viertels, nirgendwo wird so hemmungslos getratscht wie im Friseursalon, egal ob es sich um einen Damen- oder einen Herrenfriseur handelte. Die Themen unterscheiden sich, das Niveau ist das gleiche. 

Herren-Salon Funck stand in schwungvollen Lettern über dem Schaufenster, wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass früher ein paar mehr Buchstaben an der Wand befestigt waren, aber das „Damen- und“ war schon lange abgebaut worden. Hans-Herbert Funck hatte irgendwann eingesehen, dass er kein guter Damenfriseur war, die Umsätze waren nie hoch und die frisierten Damen häufig unzufrieden. So beschränkte er sich auf das Haareschneiden bei den Herren und hatte lange Jahre sein Auskommen. Erst als immer mehr türkische Friseure ebenfalls Herrensalons aufmachten, wurde es finanziell ungemütlicher. Die Konkurrenten waren schnell, modern und gut. Da wurde nicht mit Service gegeizt, es gab Tee oder Kaffee, wenn man trotz Termin doch mal ein paar Minuten warten musste, und auch modisch waren sie ihm weit voraus. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn er eines Tages die Tür zum letzten Mal abgeschlossen und ein Nagelstudio oder etwas Ähnliches den Laden gemietet hätte.

Der Täter hatte von der Einrichtung nicht viel übriggelassen. Alle Spiegel waren zerschlagen, die Waschbecken zertrümmert und das Kunstleder der Sessel aufgeschlitzt. Das Opfer musste schwer gelitten haben, sein Gesicht war so entstellt, dass man ihn kaum erkennen konnte.

„Wo ist eigentlich Herr Hildebrand?“, fragte ich den Fotografen.

„Ich glaube, er ist sofort gegangen, als Sie angekommen waren“, erwiderte er und arbeitete weiter. Er hatte viel zu tun, in dem völlig verwüsteten Salon musste er jedes Detail festhalten. Ich stieg vorsichtig über die Trümmer der Waschbecken, die zum Teil noch an der Wand hingen, größtenteils aber auf dem Boden lagen.

„Was ist hinter der Tür?“, fragte ich in die Runde.

„Da geht’s in die Wohnung“, sagte Dirk Hildebrand.

„Ich dachte, Sie sind weg?“, fragte ich verwundert.

„Ich war nur kurz an der frischen Luft“, erwiderte er, und ich bemerkte, wie nervös er immer noch war.

„Das geht einem immer nahe“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

Er nickte: „Er hatte mich gestern angerufen“, sagte er tonlos.

„Das Opfer? Der Friseur?“, fragte ich verblüfft.

„Er wollte eine Aussage machen, es sei sehr wichtig, hatte er am Telefon gesagt.“ Hildebrand wurde immer aufgewühlter.

„Und? Was hat er gesagt?“

„Nichts. Ich habe gesagt, er solle am Montag zu uns kommen, ich hätte jetzt keine Zeit! Er wollte aber unbedingt sofort kommen und wurde immer drängender. Schließlich habe ich zugestimmt.“

Er schwieg, ich merkte, dass er nicht weiterreden konnte.

„Ist er gekommen?“

Hildebrand nickte: „Ich war nicht da. Da gab es doch diesen Einsatz am Freitagnachmittag, als am Hafen die Wasserleiche angeschwemmt wurde. Da musste ich hin und habe ihn verpasst. Er wollte mit niemand anderem reden und ist gegangen“.

„Machen Sie sich Vorwürfe deshalb? Das ist doch Blödsinn, Herr Hildebrand.“

„Ich zähle nur eins und eins zusammen: Ein aufgeregter Zeuge, oder was auch immer er war oder sein wollte, will eine wichtige Aussage bei der Polizei machen. Und am nächsten Tag wird er umgebracht. Das hier war kein Junkie, der die Tageskasse haben wollte und ein bisschen aus der Fassung geraten war, als sie ihm nicht gleich ausgehändigt wurde. Das alles hier riecht förmlich nach Absicht. Man soll die Brutalität sehen, mit der er umgebracht wurde. Gehen Sie mal in die Wohnung.“

Hildebrand hatte Recht. Das war kein Zufallsmord, hier war ein Zeichen gesetzt worden. 

„Er könnte noch leben. Da bin ich mir sicher“, rief er mir hinterher, als ich in die Wohnung eintrat.

Das gleiche Bild: Alles, was man zerfetzen, zerschlagen und zertrümmern konnte, lag zerstört in der Wohnung. Selbst der Kühlschrank war demoliert, der Inhalt lag auf dem Boden. Bei den Schränken und Kommoden waren alle Schubladen aufgerissen worden und der Inhalt durchwühlt.

„Vielleicht hat man etwas gesucht?“, fragte ich Dirk Hildebrand, der hinter mir stand.

„Oder man hat die Suche vorgetäuscht, um die Polizei auf eine falsche Fährte zu führen. Was soll man bei so einer Type schon finden?“

„Jetzt reißen Sie sich bitte zusammen!“, sagte ich scharf.

Ich versuchte aus den Trümmern etwas über Hans-Hebert Funck heraus zu lesen. Wer war er, wie hat er gelebt, wen hat er geliebt? Die Wohnung war so verwüstet, dass man kein Muster erkennen konnte. Bei jungen Menschen muss man nur einen Blick in ihr Jugendzimmer werfen und man kann erkennen, ob da ein Fan von Justin Bieber oder von Metallica gelebt hat. Man konnte sich dann einigermaßen sicher sein, dass der- oder diejenige als Bieber-Fan nicht allzu viel mit den örtliche Rockergangs zu tun hatte. Solche anfänglichen Einschätzungen bergen natürlich auch Gefahren, falsche Rückschlüsse sind schnell gezogen, trotzdem waren es oft die ersten Anhaltspunkte, mit denen man weitere Ermittlungen anstoßen konnte.

Warum wurde die Wohnung so verwüstet?, überlegte ich. Wenn ich hier Täter gewesen wäre, hätte ich Feuer gelegt, das wäre erheblich einfacher gewesen. 

Ich trat ins Schlafzimmer. Auch hier das gleiche Bild. Er lebte alleine, das wusste ich, trotzdem stand hier ein riesiges Doppelbett, die Bettdecke lag auf dem Boden, die Matratzen aufgeschlitzt als hätte jemand nach etwas gesucht. Geld wird es nicht gewesen sein, dachte ich. Natürlich kann ein Friseur ein paar Haarschnitte pro Tag nicht über die Kasse laufen lassen, ein bisschen Schwarzgeld kassieren. Aber bedeutend wäre so etwas nicht, bei den mageren Umsätzen eines kleinen Herrensalons. Ich begann zu rechnen: Wenn er 15 Kunden pro Tag hatte und jeder Schnitt kostete 20 Euro, machte das 300 Euro Umsatz. In fünf Tagen machte das 1500, pro Monat 6000. Gar nicht so schlecht, dachte ich. Kein Personal, wenig Miete und kaum weitere Kosten. Die paar Scheren und Kämme kosteten sicher nicht die Welt. Wenn er zum Beispiel ein Drittel schwarz kassiert hatte….

Also doch Schwarzgeld? Zumindest war es eine Möglichkeit.

Ich blätterte mich durch die Bücher, die überall herumlagen. Er musste viel gelesen haben, den Büchern konnte man ansehen, dass sie vor seinem Tod und der Zerstörungsaktion nicht nur im Regal gestanden hatten.

Ein paar kitschige Romane, ein paar Bildbände und, zu meiner Verwunderung, viel politische Literatur. Obwohl, Literatur war es eigentlich nicht. Es waren die üblichen Verschwörungstheorien, die in rechten Kreisen gerne gelesen wurden. Er schien dazu gehört zu haben, zu den rechten Kreisen, selbst „Mein Kampf“ fand sich zwischen den Büchern. Aber nicht die neue, wissenschaftlich kommentierte Ausgabe, er hatte eine Originalausgabe aus den dreißiger Jahren.

Und an den Wänden hingen vermutlich Landkarten. „Das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937“ lag mit zersplitterter Glasscheibe auf dem Boden, dazu eine Karte Deutschlands auf dem Höhepunkt der Naziherrschaft mit Österreich, Böhmen, dem Elsass und ein paar weiteren Randgebieten, die sich das „Tausendjährige Reich“ einverleibt hatte. Auch sie lag heruntergerissen in zersplittertem Rahmen auf dem Boden. Ein Poster mit „Nordischen Runen“ hing noch zur Hälfte an der Wand. 

„Was sollen wir mit dem Schund machen?“, fragte Dirk Hildebrand.

Ich zuckte mit den Schultern: „Am einfachsten wäre eine große Tonne Altpapier, aber das dürfen wir natürlich nicht. Weiß man schon, ob er Angehörige hatte?“

„Am Montag will ich Suse darauf ansetzen. Hier scheint er alleine gelebt zu haben. Ich denke, er war schwul.“

„Woraus schließen Sie das denn?“, fragte ich scharf.

„Er hatte so einen kleinen, widerlichen, kläffenden Köter.“

„Schwule haben widerliche Köter? Was ist das denn für ein Klischee, Herr Hildebrandt?“, sagte ich, erstaunt über die Äußerung, aber Hildebrandt ging nicht darauf ein: „Ich habe mir vor ein paar Jahren mal die Haare bei ihm schneiden lassen, es war reiner Zufall, dass ich in seinen Salon gegangen bin. Ich musste eine halbe Stunde warten und dabei ist mir das aufgefallen. Wie er sich bewegt hat, wie er mit seinen Kunden umgegangen ist und wie er mich angefasst hat. Deshalb habe ich vorhin von so einer Type geredet. Er war wirklich so. Er hatte die wenigen Haare mit ganz viel Gel nach hinten geklebt und war zutiefst unsympathisch.“

„Hat er sich an Sie erinnert?“, fragte ich nach. „Er wollte schließlich gestern nur mit Ihnen reden.“

„Ich habe damals kein unnötiges Wort mit ihm gewechselt. Er hat gefragt: Wie soll es denn sein? Und ich habe geantwortet: Nicht zu kurz und nicht zu lang. Das wars. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wusste, dass ich bei der Kripo bin.“

„Aber vielleicht einer der Kunden.“

„Könnte sein, weiß ich aber nicht.“

„Schwuler Nazi, um es auf den Punkt zu bringen. Gibt es diese Kombination oft?“

„Ich glaube, öfter als man denkt.“

„Was ist eigentlich“, ich wollte ein anderes Thema anschneiden, „mit den persönlichen Unterlagen? Personalausweis, Pass, Urkunden?“

„Ich frage mal die Spurensicherung, ob die so etwas gefunden haben.“

Hildebrand ging zurück in den Salon, ich sah mich weiter in der Wohnung um. Dass der Tote homosexuell gewesen sein sollte, konnte man nicht erkennen, in seiner Wohnung gab es keinen Hinweis darauf. Bis ich im Bad sah, was auf dem Spiegel stand. Ich vermutete, es war Lippenstift, womit „Schule Sau“ darauf geschmiert war. Das fehlende „w“ war in der Aufregung wohl vergessen worden.

Mich überkamen Zweifel. Mir war irgendwie alles zu eindeutig. Ein homosexueller Mann wird erschlagen, die Wohnung wie im Rausch zerlegt und auf den Spiegel das vermeintliche Motiv geschrieben. Es sah aus wie eine Spur, der wir folgen sollten. Und auf der wir uns vermutlich irgendwo verirren.

„Hier“, sagte Hildebrand und gab mir den Personalausweis des Toten.

„Makaber“, murmelte ich und, als er fragend die Augenbrauen hob, sagte ich: „Er hatte heute Geburtstag. Den fünfzigsten.“

„Jetzt verstehe ich die Sektflaschen und die drei Kisten Bier“, rief Kommissar Hildebrand. „Vielleicht ist die Geburtstagsfeier aus dem Ruder gelaufen?“

„Habt Ihr sonst noch etwas gefunden?“

„Offizielle Papiere, meinen Sie?“

Ich nickte: „Kontoauszüge, Mietverträge, Steuerbescheide, ich will alles auf dem Schreibtisch haben.“

„Wir haben“, sagte Hildebrand, „keinerlei Bargeld gefunden. Eigentlich hat doch jeder ein bisschen was davon im Portemonnaie. Er hat, so steht es an der Tür, sonnabends bis dreizehn Uhr geöffnet. Die Kasse ist aufgebrochen, das Geld ist weg. Vielleicht war es doch nur ein normaler Überfall von ein paar Junkies, und er hat sich gewehrt?“

Ich schüttelte den Kopf: „Die wollen Geld und hauen ab. Solche Täter verwüsten nicht gezielt eine ganze Wohnung. Außerdem ist es ihnen egal, ob jemand schwul ist oder nicht, die wollen Geld für den nächsten Schuss.“

Hildebrand nickte zustimmend: „Mir kommt das alles wie eine Inszenierung vor. Um von etwas abzulenken. Man erschlägt doch keinen fünfzigjährigen Friseur, nur weil er schwul ist. Oder rechts. Oder beides. Ich denke, wir sollen das glauben.“

Aus dem Inhalt:

Im alten Fort Grauerort, gleichsam der Titel des neuen Morgenstern-Krimis, wird eine grauenvolle Entdeckung gemacht: Es wird bei Renovierungsarbeiten hinter einer Mauer das Skelett einer jungen Frau gefunden. Sie wurde bei lebendigem Leib in den alten Katakomben eingemauert und ist qualvoll gestorben. Der Stader Hauptkommissar Paul Schlegel und sein Team ermitteln in dem alten Mordfall. Zeitgleich haben sie es mit einem weiteren Mord zu tun. Ein Friseur aus der Stader Altstadt wird erschlagen aufgefunden. Auf den ersten Blick gibt es keinen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen… Im Laufe der Ermittlungen zeigt sich immer deutlicher, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben. Die Ermittler stoßen dabei auf eine Gruppe von Neonazis, deren führende Köpfe als vermeintlich unbescholtene Bürger für eine rechtsnationale Wählergruppe für den Stader Stadtrat kandidieren. Morgenstern greift mit seinem vorliegenden sechsten Kriminalroman den Rechtsruck in der Gesellschaft und Politik auf. Mit Akribie erarbeitet und beschreibt er das Milieu der Neonazi-Szene. Ein unterhaltsamer Politkrimi – aber mit ernstem Hintergrund…

Der Autor 

Thomas B. Morgenstern, Jahrgang 1952 bewirtschaftete lange einen biologisch-dynamischen Bauernhof in der Elbmarsch bei Stade. Der Diplom-Biologe, der auch einige Semester Germanistik und Theaterwissenschaften studiert hat, ist seit Jahren als Schriftsteller tätig. Im MCE-Verlag debütierte Morgenstern im Herbst 2005 mit seinem Krimi Der Milchkontrolleur.

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Im Norden stürmisch Winde

Kriminalromane, Wolfgang Röhl

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Im Norden stürmische Winde

Im Norden stürmisch Winde

Kriminalromane, Wolfgang Röhl

Kriminalroman: Paperpack, 192 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-1

Preis: EUR 10,90

Leseprobe:

„Die Wahrheit ist eine nicht aufgedeckte Lüge.“ 

(aus dem Thriller „Das Ostermann Weekend“, zitiert nach Bernhard Hamms Macintosh-Datei „Starke Sprüche“) 

ES WAR EIN UNBESTIMMTES, kaum wahrnehmbares Geräusch, das ihm verriet, wenn ein Auto kam. Eine Frequenz, die sich in der Großstadt nahtlos ins Grundrauschen einfügte. Hier jedoch, in der abgeschiedenen Moorlandschaft, klang sie wie ein Warnsignal. 

Wenn jemand die Birkenallee von der Landstraße zu seinem Haus nahm, hörte Hamm ihn lange, bevor er auf dem Vorplatz einlief. Er hörte ihn sogar, wenn die Zufahrt durch Grünzeug abgeschottet war, wie jetzt, im Sommer. 

Wer konnte das sein? Hamm hasste unangekündigten Besuch. Als ihm ein Onkel den Resthof vererbte – warum, hatte er nie heraus gekriegt; der Onkel und er waren sich nicht besonders nahe gewesen -, hatte ihn hauptsächlich die isolierte Lage davon abgehalten, das Grundstück umgehend zu verscherbeln. 

Er hatte probehalber eine Woche in der alten, mit Reet gedeckten Fachwerkkate gewohnt und schnell gelernt, die Geräusche der Stille zu genießen. Das Klappern der Störche, die in den nassen Wiesen noch genug Frösche fanden. Das Flügelschlagen der Enten, wenn sie aus dem Schilfgürtel des Flussufers aufflogen. Die nächtlichen Käuzchenschreie wie aus einem Edgar Wallace-Film. 

Eine uralte Kulturlandschaft, die sich wegen des Verschwindens der Landwirtschaft langsam renaturierte. Höfe wurden aufgegeben, Äcker nicht mehr bestellt. Der braune Fluss, der durch die Region mäanderte, war schon lange keine Wirtschaftsstraße mehr, sondern das Revier von Sportbootkapitänen. 

Manchmal sah Hamm tagelang keinen einzigen Menschen. Doch jetzt kam einer. 

Hamm überlegte. Der Müllsack wurde einmal pro Woche an der Straße abgeholt, die Post in den Briefkasten am Eingang der Zufahrt geworfen. Die diversen Controllettis, die alle Jahre wieder hunderte von Euro für Überprüfungen abzockten, welche ebenso gut alle zehn Jahre hätten stattfinden können, sie hatten ihn bereits heimgesucht. 

Schornsteinfeger, Heizungs-Emissionsmesser und der Inspekteur der Klärgrube hatten sogar schon ihre Rechnungen geschickt. Wer also? Zeugen Jehovas? Zwei von ihnen waren mal da gewesen, aber zu Fuß. Die fahren nicht mit dem Auto, dachte Hamm. Auserwählte tun so etwas nicht. 

Die Katze Susi strich um seine Hosenbeine, daran erinnernd, dass es Zeit für ihr zweites Frühstück war. Jeden zweiten Tag musste Hamm seine Hosenbeine mit einem Fusselroller bearbeiten, weil das Tier haarte, als wolle es sein Fell komplett abwerfen und fürderhin nackt durch die Welt spazieren. Jeden Sommer dasselbe Spiel. Im Winter dagegen legte sich Susi einen gewaltigen Pelz zu, der sie aussehen ließ, als sei sie vollkommen überfressen. Was Hamm gelegentlich vorwurfsvolle Bemerkungen einbrachte. 

Plötzlich fiel ihm ein, wer der Besucher sein musste. 

Der Blödmann! Der Kopfgeldjäger! Der Typ von der Gebühreneinzugszentrale! 

Hamm zahlte aus tiefster Überzeugung keine Fernsehgebühren. Die sieben Milliarden Euro, die das Staatsfernsehsystem harmlosen Zuschauern jährlich aus den Taschen leierte, mussten reichen. Ein Teil davon, so hatte der Bundesrechnungshof gerade aufgedeckt, wurde regelmäßig mit kostspieligen, grundlosen Auslandsreisen verschwendet, auf welche sich die Gebührenmafiosi selber einluden. 

Das meiste Geld wurde freilich mit dem Wasserkopf an Mitarbeitern vergeudet, den sich die Anstalten im Laufe der Jahrzehnte zugelegt hatten und der unerhörte Privilegien genoss, wie Hamm aus seiner Zeit als Journalist wusste. Fernsehleute waren praktisch unkündbar, wie Beamte. Auf dem Gelände des zweitgrößten Senders gab es sogar eine Tankstelle, wo sie verbilligtes Benzin bunkern konnten. 

Mahnbriefe der GEZ warf Hamm stets ungeöffnet in den Papierkorb. Wer sollte ihn in dieser Pampa aufstöbern? 

Aber vor einem halben Jahr war ein Opel mit dem Kennzeichen des Nachbarkreises auf den Hof gefahren. Heraus hatte sich ächzend eine vierschrötige Gestalt geschafft, Typ Zubrot verdienender Frührentner. Der Ungeschlachte hatte Hamm ein Ausweiskärtchen entgegen gestreckt, als sei es die Lizenz zum Töten, und routiniert wie ein Kripomann geschnarrt: „Ich bin von der GEZ und muss die Zahl der Rundfunk- und Fernsehgeräte kontrollieren“. 

Hamm hätte ihm gerne einen kleinen Vortrag gehalten. Darüber, dass er keinen lausigen Cent für ein Programm zu zahlen bereit war, in dem eine Figur wie der Schwiegermütterschwarm den Ton angab. So nannten sie den durch die verschiedensten Sendungen turnenden Grinseburschen, bei dem jeder seine neueste Schrott-CD oder seine jüngste witzlose Beziehungsklamotte gratis bewerben durfte. 

Hamm hätte auch sagen können, dass er keine Lust habe, das stumpfsinnige Volksmusik-Gedudel und die quietschbunten Alpen-Schmonzetten zu finanzieren, mit dem die öffentlichen-rechtlichen Sender die Verblödungsanstrengungen der Privaten noch zu überbieten trachteten. Ebenso wenig die ewigen Gutmenschen-Kampagnen, mit der das Fernsehen die wehrlosen Zuschauer überzog, als seien sie die natürliche Beute von Politikern, Kirchenfürsten, Gewerkschaftsbonzen oder Öko-Lobbyisten.

Aus dem Inhalt:

Aufruhr in Söderfleth, einem Dorf in Norddeutschland: Eine skrupellose Windenergie-Firma plant einen Windpark direkt vor Söderfleth. Das Dorf ist gespalten. Die Mehrheit lehnt den Rotorenwald ab, eine Minderheit verspricht sich dadurch Profite. Eine Bürgerinitiative macht gegen den Windpark mobil, und bald geschehen merkwürdige Dinge. Die Scheune eines Bauern, der sein Land nicht für den Windpark zur Verfügung stellen will, brennt ab. Der Hamburger Lektor Bernhard Hamm, der aufs platte Land gezogen ist, ist als Beobachter am Rande der Protagonist in dieser Krimikomödie. Am Ende bleibt ihnen und den in die Defensive geratenen Windparkgegnern noch eine vermeintliche Wunderwaffe. Mit Hilfe des legendären „Verhinderungsvogels“ Wachtelkönig wollen sie das Windparkprojekt kippen…

Der Autor:

Wolfgang Röhl, Jahrgang 1947, ist auf den Geschmack des Krimi-Schreibens gekommen und veröffentlicht nun nach Im Norden stürmische Winde beim MCE Verlag seinen zweiten Krimi, in dem wieder der Journalist Bernhard Hamm die Hauptrolle spielt. 

Wie sein Protagonist ist auch Röhl Journalist. In Stade geboren und aufgewachsen, arbeitet Röhl seit 1980 als Autor für das Hamburger Magazin Stern. Zuvor war der Hamburger mit Reetdach-Bauernhaus im Nassen Dreieck zwischen Elbe und Oste als freier Publizist und Redakteur tätig.

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Inselkoller

Kriminalromane, Wolfgang Röhl

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

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Inselkoller

Kriminalromane, Wolfgang Röhl

Kriminalroman: Paperpack, 220 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-1

Preis: EUR 11,90

Leseprobe:

„He always runs while others walk. He acts while other men just talk.“
(Titelsong des James Bond-Films „Thunderball“, aus Bernhard Hamms Datei „Starke Sprüche“) 

SCHON IM MOMENT, ALS ER DIE MIT ROSTFLECKEN übersäte, einen morbiden 50er-Jahre-Charme verströmende Fähre am Festland bestieg, ahnte Hamm, dass er einen Fehler gemacht hatte. Auf der Insel würde er keinen Spaß haben. Über die klapperige Gangway, deren Bodenwülste sich seinem Rollenkoffer tückisch entgegen stellten, enterte ein gemischtes und doch seltsam homogenes Völkchen die „Diekerum I“. 

Da waren gut erhaltene Frührentnerpaare. Er mit Backenbart und Anglerweste, sie mit einer ungemein praktischen, rötlich gefärbten, im Nacken hoch rasierten Kurzhaarfrisur. Beide trugen ein unsichtbares Pappschild vor der Brust, Aufschrift: MAMI UND PAPI MACHEN´S NICHT MEHR. Andere Passagiere waren hager, fast ausgemergelt. Ihre Gesichter blickten ernst, als seien diverse Apokalypsen im Anmarsch. 

Ihre Kleidung war demonstrativ praktisch, auf eine altbackene, unfrohe Art. Hardcore-Anthroposophen in den Sommerferien, mutmaßte Hamm. Paare mit Kleinkindern, unablässig in hektische Brutpflege verstrickt, gab es ebenso wie Frauen-Reiseduos; die eine Hälfte dick und freundlich dreinblickend, die andere attraktiver und kühl angebunden. In ihrem Gepäck, dem Volumen nach zu urteilen, befanden sich drei Dutzend Schundromane des Genres „Pfiffige Frauen und wie sie schusselige, aber sympathische Männer flach legen“. Dazwischen tobten und kreischten massenhaft Kinder, anscheinend für ein Heim auf der Insel bestimmt.

Zwei ältere, füllige Frauensemester in wallenden rötlichen Gewändern, umhüllt von phantasievollen Schals, dicke Ketten mit bunten hölzernen Kugeln um Hände und Hälse, hockten in einer windstillen Ecke nahe den Rettungsinseln und unterhielten sich. Ganz beieinander, symbiotisch fast. Gütiger Himmel! Die Poona-Generation kehrt heim, durchfuhr es Hamm. 

Er bereute, dem Tipp seines Chefs gefolgt zu sein, der ihm geraten hatte: Wenn Sie sich mal richtig fertig fühlen, fahren Sie nach Diekerum. In Diekerum tanken Sie auf. Zehn Tage Diekerum, das ist wie drei Wochen Sylt. Genau betrachtet, konnte sich Hamm nicht vorstellen, dass sein eitler, elitärer Chef, Porschefahrer und Sylt-Fan seit vielen Jahren, jemals auf einer schrottigen Fähre nach Diekerum geschippert war. Und falls doch, dann nicht ein zweites Mal. Wahrscheinlich hatte er seine Weisheit über die Insel irgendwo aufgeschnappt und ungeprüft weiter verteilt. 

Es war aber ganz allein seine eigene Schuld, fand Hamm. Er hätte niemals den Urlaubstipp eines Fremden in die Realität umsetzen dürfen. Urlaub war, wie Bücher oder Filme oder Musik, eine hoch individuelle Angelegenheit. Hamm selber wurde manchmal von Bekannten, die seinen jetzigen Beruf kannten, als vermeintlicher Experte um Ferienziele angegangen, verweigerte sich aber stets. Wie alle anderen hatte er Lieblingsplätze, ja, aber die funktionierten allein in seinem eigenen Koordinatensystem. Nur wer einen anderen Menschen wirklich kannte, konnte ihm vielleicht Ratschläge geben, die für ihn passten. 

Hamm wusste niemanden, der ihn gut kannte. Außer Clarissa, vielleicht. Aber an die konnte er sich schwerlich wenden. Nicht mehr. Er spürte plötzlich heftigen Hunger. Er war mit der Bahn angereist, da die Insel autofrei war und er seinen Wagen nicht auf einen der teuren Stellplätze auf dem Festland parken wollte. Doch die Fahrt hatte sich als mühsam erwiesen. Er musste in verschiedene, immer verwahrloster wirkende Regionalbahnen umsteigen, die an jeder Milchkanne hielten, bis ein betagter Triebwagenzug endlich mit infernalisch kreischenden Bremsen direkt am Fähranleger stoppte. Zuletzt hatte Hamm ein Croissant im Bahnhof gegessen. Vom Oberdeck ging er über einen Abgang in den hinteren Passagierraum, wo ein Kiosk untergebracht war. Er nahm zwei Würstchen und ein Wasser und setzte sich im hinteren Teil der Kabine ans Fenster.

Aus dem Inhalt:

Auf der Nordseeinsel Diekerum ist Krieg um die Feriengäste ausgebrochen. Ein cleverer, in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlicher Großinvestor will das verstaubte Eiland auf den Standard des modernen Tourismus bringen, was einem Teil der traditionellen Vermieter an die Existenz zu gehen droht. Animosität und offene Feindseligkeit schaukeln sich hoch. Bernhard Hamm, bekannt aus Wolfgang Röhls Krimikomödie Im Norden stürmische Winde (MCE Verlag) sucht eigentlich nur ein paar Tage Ruhe und Frieden auf der landschaftlich herrlichen Insel, findet aber zunächst mal die Leiche einen Mannes am Strand. Ohne es zu wollen, gerät er in den Sumpf der Insel-Zwistigkeiten – und bald sogar in den Verdacht, mit dem Tod des Insulaners etwas zu tun zu haben. Gemeinsam mit Lisa, der attraktiven Wirtin der beliebten Dünenkneipe Störtebeker, und Per, dem skurrilen Betreiber eines lokalen Inselradios, versucht er das Rätsel um die Leiche aufzudröseln. Doch als er endlich, nach vielen falschen Fährten, auf die richtige Spur kommt, wird die Sache für ihn gefährlich…  

Der Autor: 

Wolfgang Röhl, Jahrgang 1947, ist auf den Geschmack des Krimi-Schreibens gekommen und veröffentlicht nun nach Im Norden stürmische Winde beim MCE Verlag seinen zweiten Krimi, in dem wieder der Journalist Bernhard Hamm die Hauptrolle spielt. Wie sein Protagonist ist auch Röhl Journalist. In Stade geboren und aufgewachsen, arbeitet Röhl seit 1980 als Autor für das Hamburger Magazin Stern. Zuvor war der Hamburger mit Reetdach-Bauernhaus im Nassen Dreieck zwischen Elbe und Oste als freier Publizist und Redakteur tätig. 

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La Paloma für den Mörder

Anke Cibach, Kriminalromane

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

La Paloma für den Mörder

Anke Cibach, Kriminalromane

Kriminalroman: Paperback, 222 Seiten

Art.-Nr.: ISBN 978-3-938097-05

Preis: EUR 10,90

Leseprobe:

In der Straße von Malakka durfte man nachts nicht schlafen. Das wusste keiner besser als John Eysing, seit über zehn Jahren als deutscher Kapitän in diesem Revier unterwegs. Mit Herzklopfen, wofür er sich nicht einmal schämte. 

Dreizehn Männer mit durchschnittenen Kehlen hatte man vor nicht zu langer Zeit aus einem Fischernetz geborgen, das in Küstennähe trieb. Eine komplette Mannschaft, bis auf den Kapitän, den fand man später in der Kühlkammer des verlassenen Schiffes. Kopflos, vielleicht hatte er vorher noch den Helden spielen wollen. 

Auch ganze Frachter oder Tanker waren in diesem Gebiet schon verschwunden. Die Ladung auf Bestellung geraubt, die Schiffe anschließend versenkt. Oder sie dienten unter neuem Namen und neuer Flagge als Basisstation für weitere Verbrechen. 

Die achtzehn Kilometer lange Meerenge zwischen Indonesien und Malaysia galt nicht ohne Grund als gefährlichstes Gewässer der Welt. Die Piraten hatte hier leichtes Spiel. Und mit der indonesischen Marine war nicht zu rechnen, jedenfalls nicht im guten Sinne, die steckten doch alle unter einer Decke, wusste Eysing. 

Es war nicht besonders schwer, ein Schiff zu stürmen. Manchmal gab es auf den Handelsschiffen nur einen Mann auf der Brücke, drei weitere unter Deck, an den Besatzungen wurde von Jahr zu Jahr mehr gespart. 

Außerdem verfügten moderne Piraten heute über Schnellfeuergewehre, Raketenwerfer und Speed-Boote. Was nutzte die Empfehlung, Hochdruckschläuche und Blendscheinwerfer einzusetzen, wenn es keine Leute zu deren Bedienung gab? 

Eysing stand auf der Brücke, war auf der Hut. Noch zwei Stunden bis zum Tagesanbruch und Wachwechsel. Die rötliche Mondsichel verzog sich gerade hinter einer Wolke, als die Piraten im Schutz der Dunkelheit mit ihren wendigen, kleinen Booten längsseits gingen, Hakenseile warfen und im Nu das Schiff enterten, begleitet von kurzen, gezischten Kommandorufen in einer nasalen Sprache. 

Er hatte keine Zeit, Angst zu empfinden, da war nur das Gefühl, gelähmt zu sein. Handlungsunfähig. Diese Männer gehörten nicht zur Sorte der technisch hochgerüsteten Verbrecherbanden, auch wenn sie bis an die Zähne bewaffnet waren. Altmodische Macheten und Messer, dazu Pistolen, die wahrscheinlich nur zur Abschreckung dienten. 

Der Anführer trug ein Halstuch vor dem Gesicht, fuchtelte mit der Waffe und wirkte wie der Held eines zweitklassigen Wildwestfilms. Trotzdem befolgte Eysing seine Anordnungen, betrachtete sich als Geisel, zeigte unter Deck den fast leeren Safe und ignorierte die Schreie seiner Leute, vermengt mit denen der Piraten. 

Als ein Schuss fiel, zuckte er nur kurz zusammen, erlebte alles wie im Traum. Im Gegensatz zu dem Banditen, der nervös wurde und „Money, Money“ forderte.

Aus dem Inhalt:

Der undurchsichtige Tod eines Hamburger Hafenlotsen stellt Kriminalkommissar Bruno Bär und seine Kollegin Sylvia Prüss vor ein Rätsel. Wenig später sterben weitere Mitglieder der Brüderschaft. Gibt es einen psychopathischen Serienmörder, der es ausgerechnet auf Hafenlotsen abgesehen hat? Oder gibt es vielleicht Verbindungen zwischen den getöteten Lotsen? Wo liegt das Motiv? Und: Welche Rolle spielt das Seemannslied La Paloma? All diese Fragen durchziehen die Ermittlungen der beiden Hamburger Kripobeamten in diesem Psychothriller. Eine endgültige Antwort darauf finden sie erst während des Hafengeburtstages nach einer spektakulären Aktion in einem Kellergewölbe in der Speicherstadt…

Die Autorin:

Anke Cibach, in Hamburg geboren und in Hafennähe aufgewachsen, hat bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht – darunter zwei Hamburg-Krimis. Diplompsychologin Cibach lebt in Stade und ist freiberuflich als Autorin und Psychologin tätig.

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Der Tote im Spargelfeld

Klaus-Dieter Budde, Kriminalromane

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Der Tote im Spargelfeld

Der Tote im Spargelfeld

Klaus-Dieter Budde, Kriminalromane

Paperback: 187 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-

Preis: EUR 11.90

Leseprobe:

Hubert van der Ahe setzte die Staubschutzmaske ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Verdammt warm hier im Gewächshaus. Nachdem auch der Schutzanzug und die Gummihandschuhe abgelegt waren, wurde erst einmal Teewasser aufgesetzt. 

Hubert entschied sich für einen herben Ostfriesentee und setzte sich mit einem großen Becher auf seine alte Eichenbank vor dem Haus in die späte Oktobersonne. Ein Pfeifchen dazu war für Hubert Entspannung pur. Hubert grinste zufrieden vor sich hin: Er hatte es endlich geschafft! Nächste Woche musste er das Ergebnis nur noch für sich registrieren lassen, dann das Produkt meistbietend verkaufen und sein Traum von einem Blockhaus in den kanadischen Wäldern wurde endlich Wirklichkeit.

Heute Abend aber wollte er noch zur Generalversammlung der Stader Saatzucht, einer der größten ländlichen Waren- und Agrargenossenschaften in Deutschland. Er hatte nicht viele Anteilsscheine, aber immerhin konnte man dort auf Kosten der Veranstalter ein paar Kanapees und alkoholische Getränke abgreifen.

Gute Gespräche mit den Landwirten der Gemeinde konnte er nicht erwarten, oft hatte er das Profitgehabe der Bauern und den daraus resultierenden Umgang mit ihren Tieren lauthals kritisiert. Aber denen wollte er es heute Abend zeigen. Hubert von der Ahe war mit sich zufrieden. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung und einem Biologiestudium verwirklichte er sich auf seinem kleinen Bauernhof und verschrieb sich der Weiterentwicklung von Spargelsorten, bisher von den Spargelprofis eher bedauernd belächelt. 

Nebenbei betrieb er noch eine Galloway-Zucht. Tierschutz beim Nutzvieh war ein wichtiges Thema für ihn, weshalb er immer wieder aneckte. Aber jetzt, im Alter von 38 Jahren, hatte er es geschafft. Die Galloways waren schon verkauft, und die Veräußerung seiner neuesten Entwicklung war absehbar. Nun hatte er genug geträumt: Nichts wie unter die Dusche und feingemacht. Die zu erwartende Dividende der Saatzucht war noch einmal ein Ansporn. Mit seinem E-Bike würde er in gut 30 Minuten in Harsefeld sein.

1. Kapitel
Landvolk unter sich

Die dünn besiedelte Stader Geest ist durch sandige Geestböden, naturbelassene Flussniederungen und Moore geprägt. In der Region wird die Landwirtschaft von Tierzucht, Milchviehhaltung dominiert. Es werden auch häufig Kartoffeln und Spargel angebaut. Vielerorts spielen Windenergie und Photovoltaik zur Gewinnung der sogenannten grünen Energie eine große Rolle. Das Gebiet der Stader Geest wird durch die Bundesstraße 73, einer wichtigen Verkehrsachse zwischen Hamburg und Cuxhaven maßgeblich geprägt. Entlang der „B“, wie die B73 hier gerne genannt wird, haben sich Gewerbebetriebe angesiedelt. Harsefeld, eine der größten Kommunen, befindet sich am Rande der Geest im Randbereich der Elbe. 

„Parkplätze“ – Hier war ich richtig. Hellmuth, mein Hund, hatte mich noch etwas aufgehalten, so war ich spät dran und musste mich beeilen, wenn ich den Anfang der Veranstaltung nicht verpassen wollte. 

Als ich die Harsefelder Festhalle betrat, hatte der Hauptredner schon angefangen. Ich suchte meinen Platz. Nachdem ich ihn mit der Hilfe eines Gästebetreuers gefunden hatte, ergab ich mich dem Vortrag.

…. statt Dankbarkeit gegenüber den Erzeugern wertvoller Nahrungsmittel zu zeigen, reagiert eine satte Gesellschaft mit immer neuen Vorwürfen und Vorschriften. Die moderne Landwirtschaft sorgt dafür, dass es hierzulande jederzeit und in jeder Menge genügend Nahrungsmittel gibt. Ich fordere ein wenig mehr Demut im Umgang mit den Männern und Frauen ein, die tagtäglich dafür sorgen, dass wir alle satt werden. Nach meiner Ansicht gibt es keine Konflikte mit dem Naturschutz…. 

Ich versuchte dem Vortrag zu folgen, was nicht einfach war, da ich den Beginn verpasst hatte. 

…auch die Saatzucht trägt dazu bei, dass Belange des Umweltschutzes berücksichtigt werden. Dazu zählen nicht zuletzt gezieltere und effektivere Methoden bei Düngung und Pflanzenschutz. Dafür hat sich unser Unternehmen entsprechende moderne Gerätschaften angeschafft wie Düngermischanlagen oder Pflanzenschutzspritzen. Solch innovative Technik wird auch unter dem Aspekt der Digitalisierung in der Landwirtschaft – Stichwort „Smart-Farming“ – eingeführt. Die meisten Investitionen, die im abgelaufenen Geschäftsjahr mehrere Millionen Euro betrugen, haben wir wieder einmal im Getreide- und Futtermittelsektor getätigt….

Hoffentlich ist bei den ganzen Investitionen noch etwas an Rendite übriggeblieben, schließlich bin ich hierhergekommen, um einen satten Gewinn abzugreifen.

…. dabei wird Regionalität großgeschrieben. Getreide, das in der Region angebaut wird, um es zu Futtermittel zu verarbeiten, das in die Region geliefert wird, liegt voll im Trend. Zu diesem Zweck haben wir das firmeneigene Mischfutterwerk in Apensen erneut erweitert. Dort werden die Produkte des neuen Mischfutterprogramms „Saatzucht Regio“ hergestellt, mit dem die Genossenschaft ihren Beitrag zur mehr Regionalität leistet ….

Ich schaute mich etwas um, für mich war das die erste Veranstaltung dieser Art, denn ich bin erst seit einem halben Jahr Mitglied der Genossenschaft und bin – in der Hoffnung auf gute Gespräche – gerne gekommen.

…. während bei den zwei Großbanken die Wertpapierbesitzer leer ausgehen, schütten wir unseren Mitgliedern eine Dividende von satten drei Prozent aus. Möglich ist das, weil die Geschäfte bei uns gut laufen. Mit den bereits genannten Millionen Umsatz sowie dem hohen Gewinn, den knapp 2.500 Mitgliedern und mehr als 400 Mitarbeitern zählt unser Stader Unternehmen zu den größten ländlichen Waren- und Agrargenossenschaften in Deutschland…

Nach weiteren drei Rednern hatte ich den Eindruck, dass meine Entscheidung, Genossenschaftsmitglied zu werden, wohl nicht so schlecht war: Drei Prozent, das war doch schon mal ganz gut bei den heutigen Zinsen.

Beim anschließenden Beer-Call standen die Teilnehmer noch in kleinen Gruppen zusammen und „arbeiteten“ das soeben Gehörte nach. Einige Genossenschaftler waren mir gut bekannt, und ich begrüßte sie per Handschlag oder, wenn sie im Gespräch waren, durch ein erkennendes Kopfnicken.

„Hallo Bernd“, begrüßte mich Jost-Reinfried, ein Spargelbauer auf der Stader Geest.
„Bist du jetzt auch Genossenschaftsmitglied oder wieder einmal auf Recherche?“ 
„Nein, nein. Recherche findet heute nicht statt, ich genieße heute mal den schönen Abend.“

Wir sprachen kurz über mein Engagement beim „Flüchtlingschor“. Hierbei handelte es sich um Kinder von Asylsuchenden, die unter meiner Anleitung im Hörsaal auf Jost-Reinfrieds Spargelhof Kinderlieder im Chor singen, und ich durfte mit ihnen, wenn die Früchte reif waren, Erdbeeren pflücken. Jost-Reinfried wollte wissen, ob ich im nächsten Jahr wieder dabei wäre. Ich sagte natürlich zu, denn die Sache lag mir schon sehr am Herzen.

Danach schlenderte ich so durch die Reihen, hielt hier und dort ein Schwätzchen, mal oberflächlich, mal intensiver, wie das auf solchen Veranstaltungen so ist. Weit nach Mitternacht, das eine oder andere Bierchen war schon getrunken, stand ich noch mit ein paar Leuten zusammen. Da waren Hubert von der Ahe, ein etwas kauziger Biologe aus Lühnenspecken, Jost-Reinfried, der Spargelbauer, ein Teil einer Gruppe von niederländischen Landwirten, die sich für das Genossenschaftssystem der Stader Saatzucht interessierten und Gäste der Saatzucht waren, sowie einige Landwirte aus der Umgebung. 

Hubert hatte schon einiges getrunken und tönte von einer bahnbrechenden Innovation im Spargelanbau, die er in seinem „Hof-Labor“ entwickelt hätte. Ich hatte genug, auch Huberts Fachchinesisch über die Entwicklung von Spargelsorten konnte mich nicht vom Aufbruch abhalten. Den Wagen würde ich morgen Früh mit Hellmuth abholen. Ich ließ ein Taxi rufen und fuhr nach Fredenbeck, meinem Zuhause. Fredenbeck liegt zwischen Hamburg und Bremen auf der Stader Geest. Unsere Region ist ländlich geprägt, umgeben von umfangreichen Waldbeständen und Mooren. 

Das Flüsschen Schwinge und einige Bäche mit ihren großen Wiesenflächen prägen das Umland. Hellmuth erwartete mich schon mit wedelnder Rute. „Na dann komm her, gehen wir noch eine Runde durch die Gemeinde.“ Hellmuth ist mein Partner, er ist ein Tamaskan-Rüde, vier Jahre alt und einem Wolf sehr ähnlich. Mit einem Stockmaß von 72 cm macht er schon Eindruck. Der Tamaskan ist eine Hunderasse aus Finnland, die gezüchtet wird, um der Urform des Hundes, also dem Wolf, so ähnlich wie möglich zu kommen, ohne die positiven Eigenschaften eines Haushundes zu verlieren. 

Eigentlich handelt es sich beim Tamaskan um eine Rückzüchtung, bei der aus Haushunden wieder ein wolfsähnliches Tier werden soll. Der ein oder andere Nachbar hatte am Anfang Probleme damit, dass ich mir einen Hund angeschafft hatte, aber Hellmuth hat mit seiner Art das Eis dann doch schnell gebrochen. Hierzu muss man wissen: Die Menschen hier auf der Geest sind sehr wortkarg. Fremde oder Zugereiste, so wie ich einer bin, haben es sehr schwer, Zugang zu den Einheimischen zu bekommen. Hat man Anschluss bekommen, ist das dann aber verlässlich.

Wieder zu Hause angekommen, ging es dann gleich ins Bett. Ich habe zwar im Moment wenig zu tun, aber morgen will ich meinen Garten auf Vordermann bringen, noch ein paar Tage für meine Abschlussprüfung zum Privatdetektiv büffeln und nach deren Bestehen geht’s dann zur Belohnung in den Urlaub.

Aus dem Inhalt:

In einem Spargelfeld auf der Stader Geest wird ein Toter gefunden. Es handelt sich um einen Spargelbauern, die schon seit Monaten vermisst wird. Die Leiche ist einen guten Zustand, weil sie offenbar tiefgefroren war. All diese Umstände und auch die späteren Ermittlungen stellen die Stader Polizei vor ein Rätsel. Parallel zur Kripo ermittelt der Privatdetektiv Bernd Kühl, Ex-Soldat und Hundeliebhaber, in diesem Fall – seinem ersten übrigens.

Den Auftrag hatte er von einem anderen Spargelbauern erhalten, der fürchtet, dass er verdächtigt werden könnte, weil der Tote wohl bahnbrechende Züchtungsergebnisse im Spargelanbau erzielt hatte – ein Millionengeschäft. In enger Zusammenarbeit mit der Kripo betreibt Kühl seine Recherchen und Ermittlungen. Sie führen ihn in die Drogenszene, aber auch zu anderen Spargelanbauern nach Holland. Der Privatdetektiv kommt dabei in manche brenzlige Situation. Am Ende reist er sogar nach Kanada, wo in einer dramatischen Aktion der Täter festgenommen wird…

Die spannende Kriminalgeschichte mit ihren diversen Ermittlungssträngen ist auch eine Geschichte von urigen Typen im Umfeld der Spargelanbauer und von einer intensiven Freundschaft des etwas skurrilen Privatermittlers Kühl und seinen finnischen Schäferhund Hellmuth.

Der Autor 

Klaus-Dieter Budde, Jahrgang 1956, geboren und aufgewachsen im Landkreis Minden-Lübbecke (Westfalen), hat es durch seine Tätigkeit als Berufssoldat in den Norden verschlagen.

33 Jahre arbeitete er bis zu seiner Pensionierung bei der Bundeswehr. 2015 entdeckte er sein Faible für das Schreiben von Krimis. In seinen Romanen – mit Der Tote im Spargelfeld debütiert er beim MCE-Verlag – spiegeln sich aktuelle Themen wider, die in der Geestregion spielen. Klaus-Dieter Budde hat dort seine Heimat gefunden. Der Hundeliebhaber und passionierte Hundetrainer lebt in einem Dorf auf der Stader Geest mit seiner Frau und zwei Hunden.

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Mörderische Geest

Kriminalromane, Michael Romahn

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Mörderische Geest

Mörderische Geest

Kriminalromane, Michael Romahn

Paperback: 315 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-3

Preis: EUR 11.90

Leseprobe:

Prolog

An einem Herbsttag vor 5 Jahren 

Miriam Erdmann wurde unruhig. Seit einer Viertelstunde regnete es in Strömen. Normalerweise kannte sie die Landstraße in Richtung Harsefeld in- und auswendig. Doch an diesem Abend war alles anders. Die Bäume am Straßenrand verschwanden beinahe völlig hinter einem dichten Regenschleier. Das feuchte Laub bedeckte den nassen Asphalt, und der Regen klatschte so stark gegen die Frontscheibe, dass die Scheibenwischer nicht mehr dagegen ankamen. Sie kurbelte das Seitenfenster ein kleines Stück herunter, um ein wenig frische Luft zu schnappen, aber sie schloss es sofort wieder, weil der böige Wind den Regen ins Innere des Wagens trieb. 

„Wir sollten das öfter machen“, sagte ihre Tochter Sabrina in das Schweigen hinein. „Ein Abend nur für uns.“ 
„Ja, das finde ich auch“, antwortete ihre Mutter, ohne den Blick von der Straße zu wenden. „Wir haben viel zu lange damit gewartet.“ 
„Hat sich Papa schon gemeldet?“
„Ja, er wird morgen früh in Hamburg landen.“ 

„Stört es dich nicht, dass er so selten zu Hause ist?“ Vor einer Woche war ihr Vater nach Kanada geflogen, um in Saskatchewan einige Betriebe zu besichtigen, die Futtererbsen anbauten. Es gehörte zu seinem Job, eine Art Kontaktpflege, wie er es nannte. Er hasste es, am Telefon oder per E-Mail mit Leuten zu kommunizieren, die er noch nie zuvor gesehen hatte. 

„Ich habe mich daran gewöhnt“, antwortete Miriam. „In der Zeit, als wir uns kennen lernten, bin ich ihm manchmal hinterher geflogen, damit wir ein paar Stunden zusammen sein konnten. Später sind wir oft umgezogen, aber an keinem dieser Orte war ich jemals glücklich. Immer dann, wenn ich begann, mich heimisch zu fühlen, zogen wir auch schon wieder fort.“ 

„Und was passierte dann?“ wollte Sabrina wissen. 
„Ich habe das ein halbes Jahr lang mitgemacht“, antwortete ihre Mutter, während die schwachen Scheinwerfer eines Autos vor ihr am Horizont auftauchten. „Aber dann habe ich deinen Vater vor die Wahl gestellt. Ich hatte einfach keine Lust mehr, ihm nachzureisen und unsere Treffen von seinem Terminkalender abhängig zu machen.“ 

„Wie hat Papa darauf reagiert?“ 
Ein Lächeln huschte über das Gesicht ihrer Mutter. „Anfangs hat er sich noch geziert, aber dann fing er an, seine Termine so zu legen, dass wir länger an einem Ort bleiben konnten. Es war zwar immer noch nicht das perfekte Leben, wonach ich mich sehnte, aber es war immerhin ein Anfang.“
„Hättest du Papa wirklich verlassen, wenn er sich nicht darauf eingelassen hätte?“ 

Miriam zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich bin heute noch froh, dass ich diese Entscheidung damals nicht treffen musste.“
Sabrina lächelte. „Auf jeden Fall musst du sehr überzeugend gewesen sein, sonst hätte er nicht alles für dich aufgegeben.“
„Es hat schon eine Weile gedauert“, gab ihre Mutter zu. „Aber schließlich hat er es doch eingesehen.“

Miriam Erdmann warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und schüttelte verärgert den Kopf. „Wie nah will der Typ noch auffahren?“ Sie drosselte das Tempo, in der Hoffnung, dass das Fahrzeug hinter ihr ebenfalls langsamer werden würde. Doch es kam immer näher, und anscheinend dachte der Fahrer nicht daran, abzublenden. 

„Verdammter Idiot!“, stieß sie hervor und stemmte sich gegen das Lenkrad. Sie presste die Lippen zusammen, als sie sah, dass der Fahrer den Blinker setzte und mit einer heftigen Lenkbewegung auf die linke Fahrbahn ausscherte. 

Miriam wandte ihren Blick wieder nach vorn, zu der Kuppe, die geradewegs in den Himmel zu führen schien. Das Scheinwerferlicht des entgegen kommenden Autos verschwand kurz in einer Senke, und dann, wie aus dem Nichts, tauchte es so hell und gleißend wieder vor ihr auf, dass es in ihren Augen schmerzte. Sie drückte ihren Körper in den Fahrersitz und versuchte sich an der weißen, durchgezogenen Mittellinie der Straße zu orientieren, die bis zur Kuppe führte und irgendwo dahinter in der Dunkelheit zu enden schien.

„Mama, brems!“, schrie Sabrina, als sie erkannte, dass die beiden Fahrzeuge direkt aufeinander zufuhren. „Das schaffen die nie!“ In diesem Moment trat Sabrinas Mutter das Bremspedal voll durch. Instinktiv riss sie das Lenkrad herum. Sie spürte nur noch, wie das Heck ausbrach und auf dem glitschigen Laub herumwirbelte. Die Reifen quietschten, als das Auto auf die andere Straßenseite geschleudert wurde. 

Im nächsten Augenblick folgte ein ohrenbetäubender Knall von zerreißendem Metall. Das letzte Geräusch, das Miriam Erdmann bewusst wahrnahm, war der spitze Schrei ihrer Tochter. Sie wurde nach vorn und dann vom auslösenden Airbag wieder zurückgeschleudert. Splitter der zerbrochenen Frontscheibe flogen durch die Luft, bevor eine unheimliche Stille eintrat. Danach bewegte sich nichts mehr. Weder Miriam noch ihre Tochter bekamen mit, dass die beiden Fahrzeuge den Unfall gerade noch vermieden hatten und in die entgegengesetzte Richtung davonfuhren, als wäre nichts gewesen. 

Als Sabrina wieder zur Besinnung kam, war nur das leise Zischen des überhitzten Kühlers zu hören. Als sie die Augen öffnete, sah sie vor sich den Eichenstamm, der sich bis zur Hälfte in den Motorblock geschoben hatte. Rauch stieg auf, zog ins Innere des Wagens und schnürte ihr die Kehle zu. Es dauerte einige Sekunden, bevor sie begriff, was gerade geschehen war. Sie bekam kaum noch Luft. 

Ich muss hier raus, schoss es ihr durch den Kopf, irgendwie. Schweiß brannte in ihren Augen. Sie wollte sich aufrappeln, doch die Beine versagten ihren Dienst. Von einer Sekunde auf die nächste spürte sie einen stechenden Schmerz, als würde ein Stromschlag durch ihren Körper jagen. 

Ihr Kopf dröhnte. Sie musste sich übergeben. In ihrem Mund breitete sich ein säuerlicher Geschmack aus, dann erst entdeckte sie ihre Mutter. Sie saß immer noch hinter dem Steuer. Überall lag zersplittertes Glas, und es roch nach Benzin. Aus einer klaffenden Wunde an der Schläfe strömte Blut über das Gesicht ihrer Mutter. Tränen stiegen Sabrina in die Augen. 

„Mama!“ schrie sie. „Mama, sag doch was!“ Sabrina strich über die blutverschmierte Wange ihrer Mutter. Doch Miriam Erdmann antwortete nicht. 
Ihre Augen waren geschlossen, der Kopf seltsam zur Seite gedreht. Sie sah aus, als würde sie schlafen, wenn da nicht das viele Blut wäre, das in feinen Rinnsalen aus der Wunde über ihr Gesicht lief. Der Anblick ihrer Mutter brachte sie beinahe um den Verstand. Sabrina suchte nach ihrem Handy, fand es im Fußraum und griff danach. 

„Scheiße“, fluchte sie. „Verdammte Scheiße!“ Mit zitternden Händen starrte sie auf das zerstörte Display. Sabrina warf das Handy weg, schaute sich verzweifelt um. Die Beifahrertür stand einen Spalt breit offen. Sabrina stieß sie auf. Ein kalter Windzug fegte ihr entgegen.

Sie versuchte sich zu konzentrieren, an nichts anderes zu denken, als in diesem Moment ihr Körpergewicht zu verlagern und aufzustehen. Doch die Beine gehorchten ihr nicht. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. Es war nicht der Schmerz, der sie verzweifeln ließ, sondern das Gefühl der Hilflosigkeit. Dann wurde ihr schwarz vor Augen, als würde das Leben ganz langsam aus ihrem Körper weichen. 

Kapitel 1

Samstag, 17. Oktober

Revierförster Kurt Brandner lenkte seinen Landrover über den Forstweg bis kurz vor den Eisenbahntunnel, der das Waldstück von einem Wohngebiet trennte. Der Dauerregen der letzten Tage hatte große Teile des Waldes in eine Seenlandschaft verwandelt. An diesem Samstagmorgen nieselte es nur leicht, aber das war ihm egal. Es war allemal besser, als den Holzverkauf zu organisieren oder neue Richtlinien der Europäischen Union zu studieren. Die Bürokraten machten ihm das Leben nicht gerade einfacher. 

Hier draußen, in seinem Waldgebiet am Ortsrand von Harsefeld, fühlte er sich am wohlsten. Nachdem er gestern den ganzen Tag am Schreibtisch verbracht hatte, um den lästigen Papierkram zu erledigen, hatte er es sich herbeigesehnt, endlich wieder den frischen Duft des Waldes zu riechen. Er atmete tief durch. Der Anblick der tiefen Schlaglöcher erinnerte ihn daran, dass hier dringender Handlungsbedarf bestand, sonst war an einen Abtransport der Stämme nicht zu denken.

Er stieg aus, ließ seine Labradorhündin Cara hinaus und griff zum Fernglas. Er suchte routinemäßig das Waldstück ab. Die Hündin war mittlerweile im Unterholz verschwunden. Es war an der Zeit, einige Bäume zu markieren, die noch vor dem Winter gefällt werden mussten. Dieser Teil des Waldes bestand vorwiegend aus Buchen und Birken. Der letzte Sturm Anfang April hatte einige altersschwache Bäume einfach aus dem Erdreich gerissen. 

Er machte sich auf den Weg, zog von Zeit zu Zeit die Sprühdose aus der Tasche und markierte die windschiefen Bäume, die den nächsten Sturm mit Sicherheit nicht überstehen würden. Obwohl die Bäume noch einige Jahre hätten wachsen können, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie zu fällen und das Holz zu verkaufen. In diesem Moment entdeckte er den Pick-up von Hannes und Willi, der sich langsam in Richtung Eisenbahntunnel bewegte. Die beiden arbeiteten schon seit Jahren für ihn und erledigten alle Forstarbeiten, die im Laufe des Jahres anfielen. An diesem Morgen mussten sie sich um eine knapp 30 Meter hohe altersschwache Buche kümmern. Normalerweise gehörte der Samstag nicht zu den Tagen, an denen sie Bäume fällten, aber aufgrund der Wettervorhersage, die Dauerregen und Sturmböen angekündigt hatte, entschied er, die Buche noch an diesem Wochenende zu fällen. 

Hannes stieg als Erster aus und wedelte mit dem rot-weißen Flatterband in der Hand. „Moin, Kurt. Ich werde die Gegend erstmal absperren. Sicher ist sicher.“ Dann bequemte sich auch Willi aus dem Auto und erwies sich als gewohnt wortkarg. Er hob zur Begrüßung nur die Hand und schaute mit grimmigem Blick zum Himmel. Brandner musste immer schmunzeln, wenn er die beiden nebeneinander sah. Sie würden glatt als Pat und Patachon durchgehen, wobei Hannes der Größere und Willi der Dickere war. Ohne eine Antwort abzuwarten, begann Willi die beiden Kettensägen für den Einsatz vorzubereiten. Ihm war es lieber, für alle Fälle ein Ersatzgerät parat zu haben. Kurt Brandner fuhr in der Zwischenzeit seinen Landrover aus der Gefahrenzone und half Hannes, das Flatterband für die Absperrung anzubringen, die sie vorsichtshalber von der Eisenbahnunterführung bis zum Forstweg ausgeweitet hatten. Beim Fällen eines alten Baumes war ein Restrisiko nie ganz auszuschließen. Der Stamm hatte eine leichte Neigung zur Unterführung, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte. 

Aber Hannes und Willi waren erfahrene Forstarbeiter, die sich einen Stamm nur kurz anschauen mussten, um zu wissen, wie sie die Motorsäge anzusetzen hatten, damit der Baum in die gewünschte Richtung fiel. Brandner sah zu, wie Hannes mit der Motorsäge eine Fallkerbe in den Stamm sägte und die aus dem Boden ragenden Wurzeln kappte. Danach setzte er auf der gegenüberliegenden Seite der Fallkerbe einen waagerechten Schnitt an. Hannes reichte Willi die Motorsäge und schob das Visier seines Schutzhelms aus dem Gesicht. Anschließend trieb er mit einem Vorschlaghammer zwei Keile in die Schnittstelle und schlug sie abwechselnd Stück für Stück in den Stamm hinein. Dann war es so weit. 
„Baum fällt!“, schrie Hannes, und im nächsten Moment fiel die Buche krachend zwischen den Kronen der angrenzenden Bäume hindurch zu Boden.

„Gute Arbeit, Hannes“, lobte Brandner. „Besser hätte er nicht fallen können.“ Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr. „Fangt schon mal an, das Kronenholz abzusägen. Ich schaue mir mal die anderen Bäume an.“ 
Während die Motorsägen erneut aufheulten, machte sich Brandner wieder mit der Spraydose auf den Weg, um die nächsten Bäume zu markieren. Er sah seiner Hündin nach, die aufgeregt im Dickicht verschwand und setzte seine Arbeit fort. Er markierte gerade einen weiteren, altersschwachen Baum, als die Motorsägen plötzlich verstummten. 

„Kurt!“, vernahm er Hannes‘ aufgeregte Stimme. „Komm mal … schnell!“ Brandner stieß einen schrillen Pfiff aus, worauf Cara im nächsten Augenblick aus dem Unterholz geschossen kam und an ihm vorbei zu Hannes und Willi lief. Als er wieder in Sichtweite seiner Angestellten kam, fragte er leicht ungehalten: „Was ist los? Warum macht ihr nicht weiter?“ Hannes deutete auf die Wildschweinsuhle vor ihm, die zum größten Teil noch mit dem Kronenholz des gefällten Baumes bedeckt war. Die Labradorhündin verschwand darin, tauchte einige Sekunden später mit einem dünnen Knochen im Maul wieder auf und ließ den Fund direkt vor Brandners Füßen fallen. 

„Hoffentlich ist es nicht das, was ich befürchte“, sagte Hannes, während Willi einfach nur dastand und den Mund nicht mehr zubekam. 
Brandner trat ein Stück näher und starrte auf die Suhle. Sein Herz pochte wie verrückt, als er auf die Knochen hinabschaute, die verstreut in der Wildschweinsuhle herum lagen. Mit einem Mal beschlich ihn das beklemmende Gefühl, dass es sich nicht um ein Tier handeln konnte, dessen Überreste vor ihm in der Suhle lagen. Als die Hündin erneut in der Wildschweinsuhle scharren wollte, packte Brandner sie am Halsband und leinte sie an. Es gab für alles eine Erklärung, dachte Brandner. Vielleicht hatten sie sich auch nur getäuscht und es waren doch nur die Knochen eines Tieres, die denen des Menschen ähnlich sahen. 

Leichte Schwindelgefühle überkamen ihn. Er trat einige Schritte zurück, setzte sich auf einen Baumstamm und wandte dem Ort des Grauens den Rücken zu. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte schon einige Skelette gesehen, von verendetem Wild, die über Monate oder sogar Jahre unentdeckt irgendwo im Dickicht lagen, aber das hier war etwas anderes. Ein menschliches Skelett war ihm noch nie begegnet. Wenn er daran dachte, wie sich die Tiere über die Leiche hergemacht hatten, dann … nein, lieber nicht daran denken. 
„Wir müssen die Polizei rufen“, sagte Brandner und kratzte sich am Hinterkopf. „Bis dahin können wir hier nicht weitermachen.“ Dann griff er nach seinem Handy und wählte mit zitternden Fingern die Nummer der Polizei.

Aus dem Inhalt:

In einer regnerischen Nacht kommt bei einem Autounfall Miriam Erdmann ums Leben. Ihre Tochter Sabrina überlebt schwerverletzt und ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt. Fast genau fünf Jahre später wird eine skelettierte Leiche in einem Waldstück bei Harsefeld gefunden. Bei der Toten handelt es sich um Barbara Schulte, die zwei Jahre zuvor spurlos verschwunden war. 

Die Ermittlungen der Kripo Stade bleiben zunächst erfolglos, doch schon nach drei Tagen wird die schrecklich zugerichtete Leiche des Inhabers einer Kfz-Werkstatt gefunden. br>br> Kommissar Cem Kayaoglu von der Stader Kripo muss sich zunächst allein mit dem Fall beschäftigen, weil seine Chefin Ilka Hansen nach Ligurien gereist ist. Als die Oberkommissarin zurückkehrt, ist der Fall noch lange nicht gelöst.

Der Autor

Michael Romahn wurde 1959 in Stade geboren und lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in Harsefeld im Landkreis Stade. Er arbeitet als technischer Redakteur im Flugzeugbau, seine Liebe jedoch gilt der Schriftstellerei.

Mit dem vorliegenden Band erscheint sein erster Kriminalroman, der in seiner Heimat spielt. Zur Zeit arbeitet Romahn am zweiten Fall der Oberkommissarin Ilka Hansen.

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Straßenkampf

Kriminalromane, Wolfgang Röhl

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

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Straßenkampf

Kriminalromane, Wolfgang Röhl

Kriminalroman: Paperpack, 203 Seiten

Art.-Nr.: ISBN: 978-3-938097-2

Preis: EUR 11,90

Leseprobe:

„Die Wahrheit ist ein kostbares Gut.
Man kann gar nicht sparsam genug damit umgehen.“

Ulrich Tukur als Millionenbetrüger
Jürgen Harksen in Dieter Wedels „Gier“

Leseprobe


Kapitel 1 

Als er ihn endlich auf den Beifahrersitz gehievt und mit dem Anschnallgurt aufrecht sitzend fixiert hatte, lebte der Mann noch. Er stöhnte – erstaunlich leise angesichts der Schmerzen, die er haben musste – und bewegte ab und zu den Kopf. Die Augen waren halb geöffnet, die Pupillen erweitert. Einmal schien es, als wolle er etwas sagen. Aber er brachte kein Wort heraus, nur eine Art Gurgeln. Hamms Kleidung war über und über blutbefleckt, als spiele er ein Opfer in einem Splatter-Movie. Er zitterte in der Kühle der Nacht, gleichzeitig rann ihm Schweiß den Rücken und die Schläfen herunter. Nicht, dass der Transport des Mannes vom Seitenstreifen ins Auto ihn körperlich überfordert hatte. Der Verletzte war ein kleiner, schmächtiger Mann, kaum größer als einen Meter siebzig, wie Hamm schätzte, der selber nur mittelgroß war, aber kräftig und gut in Form durch die Arbeit, mit der ihn sein Resthof unablässig auf Trab hielt.

Was ihn zittern, beinahe schlottern machte, war vielmehr das Gefühl, keinen Körper, sondern eine gallertartige Masse zu bewegen. Die Arme baumelten schlaff von den Schultern wie dicke Hanfseile. Es war keinerlei Spannung in dem Körper zu fühlen gewesen. Alle möglichen Knochen mussten gebrochen sein. Am linken Oberschenkel war ein Stück durch die Jeans gestoßen und guckte hervor wie ein Menetekel. Der Mann musste wirklich höllische Schmerzen haben. 

Hamm ging durch den Kopf, dass es hieß, extremer Stress bewirke einen Ausstoß irgendwelcher körpereigener chemischer Substanzen, die schmerzunempfindlich machten, wenigstens für eine Weile. Eines dieser genialen Programme, die das Überleben des Homo sapiens ermöglichen, selbst unter schlimmsten Konditionen. Hoffentlich wusste der Körper des Verletzten, wie er sich zu verhalten hatte.

Hamm zitterte noch aus einem anderen Grund. Er hatte sich mit dem Transport des Verletzten eine Verantwortung aufgeladen, die ihm immer stärker bewusst wurde. Was, wenn der Mann während der Fahrt in die Kreisstadt starb? Was, wenn sich herausstellte, dass er nie und nimmer hätte bewegt werden dürfen? Dass ihn die Stöße, die von der seit vielen Jahren vernachlässigten, immer nur notdürftig ausgebesserten Fahrbahn stammten und die selbst ein komfortables Auto wie das von Hamm nicht völlig abfedern konnten, letzten Endes umgebracht hatten? Dass das Opfer, so schwer es – von wem auch immer – verletzt worden war, noch leben könnte, wäre nicht ein verdammter Idiot namens Bernhard Hamm auf den Gedanken gekommen, es in diesem prekären Zustand zu transportieren. In einem ganz normalen Auto, statt auf den Krankenwagen zu warten! 

Für einen Moment sah sich Hamm zerknirscht vor einer Richterbank stehen, von wo aus man ihn anbellte: „Was haben Sie sich in dieser Situation bloß gedacht, Mann? WAS?!“ 

Aber wo war die Alternative? Natürlich hatte Hamm, wie im Erste-Hilfe-Kursus gelernt, den Verletzten sofort auf die Seite gelegt, nachdem er ihn mit grotesk verrenkten Gliedern auf dem Seitenstreifen zwischen zwei Begrenzungspfosten liegen gesehen hatte. Er war derart auf die Bremse gestiegen, dass trotz staubtrockener Straße das ABS anschlug. Danach hatte er getan, was alle in seiner Situation getan hätten: er hatte auf dem Handy die 110 gedrückt und gewartet. Auf Profis setzen, nicht selber dilettieren wollen, das machte schließlich den Erfolg einer Industriegesellschaft aus, oder? Alles andere war Dritte Welt, oder Landkommune. 

Das Handy schwieg. Er nahm es vom Ohr und sah, dass keine Betreiberkennung auf dem Display stand. Kein Netz! Hamm fiel ein, dass es hier, hinter dem Deich, zwischen der historischen Schwebefähre und der Mündung des Flusses in den großen Strom, auf langen Abschnitten keinen oder nur sehr schwachen Mobilfunk- Empfang gab. Keine der Telefongesellschaften deckte den Bereich wirklich gut ab. Mehr Stationen einzurichten als die bereits existierenden, lohnte sich für die Versorger nicht, zu dünn war die Gegend besiedelt. Hamm fluchte auf die profitgeilen Konzerne, die an jeden schönen alten Kirchturm ihre hässlichen Antennen schraubten, wenn ein Geschäft zu machen war, aber die Bewohner entlegener Landstriche kaltherzig im Tal der Ahnungslosen beließen. Dreckspack! Was jetzt? 

Auf Hilfe warten, die vielleicht zufällig kommen würde? Das konnte Stunden dauern. Hamm kannte die schmale Straße, die parallel zum Fluss viele Kilometer mit ihm mäanderte. An der Straße lagen Bauerhöfe, Reetdachkaten von zumeist älteren Einheimischen und Wochenendhäuser von Städtern. Keine Kneipe, kein Gasthof, nirgends. 

Es war jetzt fast ein Uhr früh. Unwahrscheinlich, dass 8 vor sechs Uhr, wenn auf den Höfen die Arbeit begann und bettflüchtige Zugezogene ihre Joggingrunden begannen, jemand vorbei kommen würde. Hamm war auf sich gestellt. Er musste etwas tun, was schon lange nicht mehr auf den Lehrplänen stand. Eine einsame, schnelle Entscheidung fällen, ohne Zustimmung eines Teams oder Kollektivs, auf das er sich notfalls berufen könnte. Hamm entschied, den Schwerverletzten ins Krankenhaus der Kreisstadt zu fahren. Es hatte kaum eine Chance, aber er würde sie nutzen. 

Aus dem Inhalt:

Ein Autobahnprojekt polarisiert die Menschen in Landstrich zwischen Elbe und Weser. Einige profitieren von der Schnellstraße, andere sehen darin eine Verschandelung der Landschaft und kämpfen in einer Bürgerinitiative gegen die Planung. Als einer der Anführer der Protestler schwerverletzt am Straßenrand gefunden wird, ist das Entsetzen groß. 

Der Journalist Bernhard Hamm, der auf seinem Resthof lebt und als Pressechef eines Bremer Reiseunternehmens arbeitet, wird in den Fall verwickelt. Als der angefahrene Mann, den Hamm findet und dessen Leben er rettet, trotz Genesungsfortschritten im Krankenhaus stirbt, fängt Hamm an zu ermitteln und bringt sich selbst in höchste Gefahren. In einer dramatischen Aktion kann er schließlich den Mörder überführen … 

Wolfgang Röhl greift nicht nur ein aktuell im Elbe-Weser-Dreieck vieldiskutiertes Thema auf, sondern zeichnet wieder mit Beobachtungsschärfe und ironischem Unterton skurrile Menschen – vom alternativen Ex-Großstädter, den es aufs Land zieht, bis zum korrupten Politiker, der es nur auf seinen eigenen Vorteil abgesehen hat. Spannend erzählt Röhl eine Krimigeschichte, die durchaus so hätte passieren können – wenn er sie nicht erfunden hätte.

Der Autor: 

Wolfgang Röhl, Jahrgang 1947, veröffentlicht nun nach Im Norden stürmische Winde und Inselkoller beim MCE Verlag seinen dritten Krimi, in dem wieder der ehemalige Journalist Bernhard Hamm die Hauptrolle spielt. Wie sein Protagonist ist auch Röhl Journalist. In Stade geboren und aufgewachsen, arbeitet er seit 1980 als Autor für das Hamburger Magazin Stern. Zuvor war der Hamburger mit Reetdach-Bauernhaus im Nassen Dreieck zwischen Elbe und Oste als freier Publizist und Redakteur in Hamburg tätig. 

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Tatort Unterelbe

Kriminalromane, Monika Heil

MCE – Der Regionalverlag aus dem Norden

Tatort Unterelbe

Tatort Unterelbe

Kriminalromane, Monika Heil

Kriminalroman: Paperback, 234 Seiten

Art.-Nr.: 978-3-938097-4

Preis: EUR 11.90

Leseprobe:

Ein Mann ertrinkt in einer Güllegrube. Seine Schwiegereltern haben ein wenig nachgeholfen, weil sie sahen, dass ihre Tochter unglücklich war. Entdeckt wird dieser Mord nicht. Auch die gebeutelte Ehefrau, die ihren trinkenden Ehemann eines Tages in seinem Bett erschlägt, wird nicht von der Kripo dingfest gemacht. Da geht es dem Altländer Obstbauern anders, der am Ende durch die Beobachtung und Aussage eines kleinen Jungen überführt wird, sowohl seine Frau als auch seine jungen Geliebte erschlagen zu haben. 

Die zwölf kurzen Kriminalerzählungen der Stader Autorin Monika Heil, die alle an der Unterelbe spielen, drehen sich meist um Beziehungsdramen, Eifersucht und Verletzungen, die zu Mord- und Rachegedanken führen. Dabei wird in der Regel in aller Stille gemordet – ohne spektakuläre Aktionen oder Schießereien. 

Auch das Lebensumfeld der Protagonisten der Geschichten ist wie aus dem Leben gegriffen. Sie leben einen Alltag, in dem sich viele Leserinnen und Leser wiederfinden. Das Besondere an diesen Kriminalgeschichten, die an Tatorten zwischen Buxtehude, Bremervörde, Stade und Cuxhaven spielen, ist ihr lokaler Bezug.

Aus dem Inhalt:

Die Abgründe der menschlichen Seele sind tief. Menschen sind zu allem fähig – auch zum Morden und Töten. Die Gründe liegen oft im Emotionalen: verletzte Eitelkeit, Eifersucht, eine über Jahrzehnte angestaute Wut. All diesen Motiven zum Mord geht die Stader Autorin Monika Heil nach und erzählt zwölf verschiedene Kriminalgeschichten, die in Orten entlang der Unterelbe spielen. 

Ein Mann ertrinkt in einer Güllegrube. Seine  Schwiegereltern haben ein wenig nachgeholfen, weil sie sahen, dass ihre Tochter unglücklich war. Entdeckt wird dieser Mord nicht. Auch die gebeutelte Ehefrau, die ihren trinkenden Ehemann eines Tages in seinem Bett erschlägt, wird nicht von der Kripo dingfest gemacht. Da geht es dem Altländer Obstbauern anders, der am Ende durch die Beobachtung und Aussage eines kleinen Jungen überführt wird, sowohl seine Frau als auch seine jungen Geliebte erschlagen zu haben.

Die zwölf kurzen Kriminalerzählungen der Stader Autorin Monika Heil, die alle an der Unterelbe spielen, drehen sich meist um Beziehungsdramen, Eifersucht und Verletzungen, die zu Mord- und Rachegedanken führen. Dabei wird in der Regel in aller Stille gemordet – ohne spektakuläre Aktionen oder Schießereien.

Auch das Lebensumfeld der Protagonisten der Geschichten ist wie aus dem Leben gegriffen. Sie leben einen Alltag, in dem sich viele Leserinnen und Leser wiederfinden. Das Besondere an diesen Kriminalgeschichten, die an Tatorten zwischen Buxtehude, Bremervörde, Stade und Cuxhaven spielen, ist ihr lokaler Bezug.

Die Autorin:
Monika Heil, Jahrgang 1945, lebt seit 2004 mit ihrem Ehemann in Stade. Bis dahin hatte sie ihren Lebensmittelpunkt in der Nähe von Frankfurt. Dort arbeitete sie viele Jahre in der Rechtsabteilung einer Versicherung. Zeitgleich engagierte sie sich ehrenamtlich im sozialen, kommunalpolitischen sowie kulturellen Bereich. Vor den Kurzkrimis veröffentlichte sie den Stade-Krimi „Eleonore ordnet ihr Leben“ im MCE Verlag. 
 

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