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Optimismus ist auch eine Entscheidung

Wolfgang Stephan

 
Hardcover325 Seiten
Art-Nr.: ISBN: 978-3-938097-
Preis: EUR 20.00
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Zum Inhalt

„Wer Erfolg hat, sollte auch etwas zurückgeben.“ Ein Schlüsselsatz des Unternehmers Frank Albrecht, der im Dezember 2020 „sein“ Unternehmen verlassen hat. Nach 42 Jahren, in denen die AVW AG sich aus einer kleinen Immobilienschmiede im beschaulichen Buxtehude zu einem der renommiertesten Immobilien-Unternehmen im Norden entwickelt hat. 150 Immobilien-Projekte mit einer Investitionssumme von über 1,25 Milliarden Euro stehen in seiner Leistungsbilanz. Hotels, Einkaufszentren, Seniorenwohnanlagen, Büro- und Gewerbekomplexe oder der Airbus-Technologie-Park. Die Verödung der Innenstädte war schon vor 20 Jahren sein Thema, der Erlebniseinkauf seine Vision, die in der Nach-Corona-Zeit aktueller denn je ist. Im Gespräch mit dem Journalisten Wolfgang Stephan erzählt der Unternehmer, was ihn bewegt, was ihn angetrieben und was er falsch gemacht hat. Wer von einem Unternehmer mit Ecken und Kanten lernen will, sollte die Geschichte von Frank Albrecht kennen – eine packende Story eines Mannes, der den Grundsatz lebt: Eigentum verpflichtet.

Der Autor

Wolfgang Stephan lebt seit 40 Jahren im Norden. Der gebürtige Pfälzer studierte nach einer Buchdruckerlehre in Speyer über den 2. Bildungsweg an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. Das Angebot für ein Volontariat beim TAGEBLATT bedeutete 1981 das vorzeitige Ende des Politikstudiums. Drei Jahre später war er Redaktionsleiter in Buxtehude. 2002 wurde er zum alleinigen Chefredakteur aller Medien im Zeitungsverlag Krause berufen. Stephan arbeitet nach seinem Vertragsende im Januar 2022 als freier Autor und Berater. Die Albrecht-Biografie ist sein viertes Buch.

 

LESEPROBE

Prolog

Offiziell ist er seit einem Jahr endgültig im Ruhestand. Die 70 längst überschritten, die Gesundheit macht ihm keine Probleme und die Anteile an der AVW sind verkauft. Eigentlich ist alles vollbracht. Frank Albrecht kann das Leben genießen. Könnte er. Aber was ist das für ein Leben ohne Termine? Viele seiner Unternehmer-Kollegen blicken mit Argwohn auf die umtriebigen Spenden, die Frank Albrecht verteilt: 500 000 Euro zum 40. Geburtstag der AVW, 500 000 anlässlich seines Ausscheidens aus dem Unternehmen.

„Berechtigter Argwohn“, hätte Frank Albrecht früher gesagt. Mittlerweile hat ein Hauch von Gelassenheit Einzug in sein Leben gefunden. Sicher, die Unterstützung der Schwachen in der Gesellschaft oder die Förderung der Kultur sind ihm wichtig. Aber als Gönner und Mäzen sein Dasein pflegen? In Ruhe altern? Frank Albrecht wäre nicht Frank Albrecht, wenn er nicht seine eigene Definition in eigener Sache gefunden hätte. Ruhestand? Schon der Begriff lässt ihn schaudern. Einer wie er wird nie im Ruhestand sein. Weil Ruhestand nichts Gutes bedeuten kann.

Jedenfalls nicht für ihn. Frank Albrecht wird seine Unruhe nie verlieren. Auch nicht seine Entschlossenheit. Er versucht erst gar nicht, sich selber weicher zu zeichnen, als dies andere tun. Albrecht pflegte schon immer einen Stil der freundlichen Hartnäckigkeit. Auch wenn er lächelt, kann das eisig wirken. „Er wird vermutlich gleich für Sie Zeit haben“, flüsterte eine Mitarbeiterin einst bei meinem Besuch in seinem AVW-Büro so respektvoll, dass nicht ganz klar war, ob doch nicht vielleicht der Bundespräsident gemeint ist. „Aber er ist nett“, schob sie ehrfürchtig nach. Was seine Freunde bestätigen. Der Mann kann erfrischend lässig sein. Er ist aber auch das: schlagfertig, schelmisch, ein amüsanter Anekdotenerzähler und ein toller Charmeur. Seine Reden mischte er stets nach amerikanischem Rezept: ein Viertel Scherze, ein Viertel Allgemeines und höchstens die Hälfte zur Sache. „Umgeben vom Luftzug der Geschwindigkeit“ so definierte sich seine Welt. Albrecht weiß, dass einer wie er sich nie in Immobilien auf Sylt oder Mallorca zurückziehen könnte, um den Ruhestand zu genießen. Vielleicht auf Zeit, aber nie ohne Arbeit im Gepäck.

Schon vor Jahren hat er keinen Hehl daraus gemacht, welches Hobby er am meisten pflegt: seine Arbeit. Für Frank Albrecht klingt dieser Begriff allerdings eine Spur zu profan. Er sagt es nicht, aber es schimmert durch: Arbeit war und ist für ihn immer mit Visionen gepaart. Ideen, die ihn umtreiben. Spaß haben, Dinge entwickeln. Pläne, die nicht immer bei allen Gefallen finden, ziehen ihn magisch an. Und: Vermutlich liebt er seine eigene Rastlosigkeit. Ein kurzer Blick in die Beton-Bilanz der AVW zeigt das. Unter seiner Regie wurde alles gebaut: Büro- und Parkhäuser, Hotels, kommunale Bauten, Freizeiteinrichtungen und Seniorenwohnanlagen. Alles irgendwie gut und schön. Profitabel. Aber das, was ihn besonders interessierte, waren die visionären Projekte. Seine Vorstellungen vom Leben im Alter, seine City-Center mit Entertainment-Sequenzen, die Stader Hafen-City, das „Mediterraneo“ in Bremerhaven oder das Airbus „FirstFlight“-Hotel in Finkenwerder. Aber auch da geht es nicht so sehr um den Bau, eher um das, was dahintersteckt.

Was nur Wenige wissen: Das Hotel ist vermutlich weltweit das einzige Projekt, das handelsrechtlich den Namen Airbus trägt, aber Airbus nicht gehört. Eingefädelt auf hoher Ebene: von Frank Albrecht mit dem legendären Airbus-Chef Hartmut Mehdorn, den er gerne als einen guten Freund bezeichnet. Wenn Frank Albrecht anno 2021 in die Zeitungen blickt und die Befürchtungen über die Gefahr der Verödung der Innenstädte liest, weiß er, dass er mit seinen Visionen nicht falsch gelegen hat. Er wusste das schon immer. Aber jetzt wird das den anderen immer offensichtlicher. „Einkaufen muss wieder zum Erlebnis werden“ – das war einer der Kernsätze des Frank Albrecht, der mit seiner Idee vom Erlebniseinkauf zwei Jahrzehnte zu früh am Markt war. „Mediterraneo“ oder „Casa Italiana“, dies waren die Begriffe für seine Vision. „Den Hunger der Satten wecken“, auch ein Zitat des Unternehmers.

Einkaufszentren im mediterranen Stil. Handel, Handwerk, Gastronomie, Gesundheit, Wellness und Kultur unter einem Dach, mit einer Piazza, einem Marktplatz als Mittelpunkt. Heute sind die ökonomischen Vorzeichen anders. Bereits vor der Pandemie war ein sich ständig verändertes Konsumverhalten der Kunden, verbunden mit der Verlagerung des Einkaufs vom stationären in den Online-Handel, erkennbar. Bereits bis 2023 könnte jeder fünfte Stationärhändler vom Markt verschwinden, so eine Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln. Verlierer sei insbesondere der Nonfood-Fachhandel – und damit die bisherige Basis der Innenstädte.

„Die Lage im Handel ist ernst“, schreiben die Autoren. Die Pandemie hat die Entwicklung beschleunigt. „Wir müssen die Innenstädte neu denken“, steht als Empfehlung in der Standortstrategie „Hamburg 2040“ der Handelskammer. Die Innenstädte müssen demnach für deutlich mehr stehen als für Shopping, Büros und Hochkultur. Weil der Online-Handel den klassischen Handel in die Knie zwingen wird, wenn keine Gegenstrategien umgesetzt werden.

 

Nikolaus in der Pandemie

Die Debatten gegen die Verödung der Innenstädte sind längst auf der politischen Agenda. Die Albrecht’sche Vision vom Erlebniseinkauf ist aktueller denn je. Eine erlebnisorientierte Themenwelt, die es online nicht zu kaufen gibt. Das könnte der Schlüssel zum Erfolg sein. Es kann für niemanden im Umfeld von Frank Albrecht eine Überraschung sein, dass Frank Albrecht das Thema gerne diskutiert. So ein leerstehendes Karstadt-Kaufhaus mitten in der Hamburger City wäre ein Objekt der visionären Begierde.

Albrecht ist längst im Dialog mit denen, die nicht nur reden, sondern auch etwas tun. Eine Wiedergeburt der Idee einer „Casa Italiana“ als Krönung seines unternehmerischen Schaffens? In gewisser Weise ja, aber keine Krönung im Sinne einer Bilanz seiner Lebensleistung, denn Bilanzen haben immer etwas Abschließendes. Sie ziehen einen Schlussstrich, wenn auch einen imaginären, einen jedenfalls, den Frank Albrecht vermutlich nie ziehen wird. Letztlich ist es das, was ihn immer angetrieben hat. Frei nach Goethe: „Besser als der Rat ist die Tat.“ Von Frank Albrecht wird immer zu hören sein, solange es Frank Albrecht gibt.

Wie alles begann … Nikolaus in der Pandemie Montag, 7. Dezember 2020, ein kalter Wintertag in Hamburg, mitten in der Corona-Pandemie. Der Tag nach Nikolaus. Hauptpastor Alexander Röder hat zur Andacht geladen, wie jeden Mittag. St. Michaelis, Hamburgs Kirche mit Wahrzeichen, ist ungemütlich kalt, es sind nur einige wenige Besucher erschienen. Ein Hamburger Ehepaar in adretten Wintermänteln und Schals sitzt in der vierten Reihe, davor einige einzelne Herrschaften, ebenfalls in der typischen hanseatischen Winterkleidung ohne jede Auffälligkeit, und im Block daneben drei Damen und ein Fotograf. Als um 12 Uhr aus der Orgel die ersten Töne aus dem Intermezzo von Josef Gabriel Rheinberger erklingen, lässt sich nicht erahnen, warum diese kleine Gästeschar mit dem Hauptpastor die Andacht feiert.

Dass Alexander Röder, im schwarzen Talar, seinen Vorgänger Helge Adolphsen im Publikum begrüßt, ist lange die einzige Auffälligkeit dieses Gottesdienstes, der ganz im Zeichen von Bischof Nikolaus steht. In einer kurzen Predigt erinnert der Michel-Pastor an den Wohltäter im Mittelalter. Nikolaus hatte von einem mittellosen und – modern gesprochen – alleinerziehenden Vater dreier Töchter gehört, der seine Töchter nicht verheiraten konnte, weil er kein Geld für deren Mitgift hatte. Die Alternative für die jungen Mädchen damals war ein völliger sozialer Abstieg in die Prostitution. Nikolaus konnte das nicht ertragen und machte sich – so erzählt die Legende – eines Abends auf zum Haus des Mannes, warf einen Goldklumpen durch das offene Fenster und verschwand unerkannt. An den folgenden Abenden wiederholte er dieses Ritual.

Am dritten Abend jedoch hatte der Vater Stellung bezogen, um den unbekannten Wohltäter zu treffen und sich bei ihm zu bedanken. Nikolaus habe eine Stelle aus dem Matthäus-Evangelium zitiert und dem Vater gesagt, dass Jesus seine Jünger gelehrt habe, bei solchen Spendenaktionen die linke Hand nicht wissen zu lassen, was die rechte täte. „Er tat es eben aus dem Herzen heraus“, stellte Michel-Pastor Alexander Röder mit dem Blick in die Gegenwart fest. Seine Augen richten sich auf das Ehepaar in der vierten Reihe, als er mit diesem Satz das Geheimnis dieses Gottesdienstes lüftet: „Diese fromme Legende, aus der im Laufe der Jahrhunderte unser heutiges Nikolausbrauchtum entstanden ist, passt sehr gut zu Ihrer großzügigen Spendenaktion, lieber Herr Albrecht, mit der Sie heute einer Reihe von Einrichtungen in unserer Stadt helfen, ihre Arbeit mit und für Menschen fortführen zu können – insbesondere in einer angespannten Zeit wie in diesem Jahr.“

Nikolaus habe damals nicht nach dem Glauben des Vaters und seiner Töchter gefragt, sondern er habe die Menschen, die in Not waren und von Abstieg und Verderben bedroht waren, gesehen. Es sei sein christlich ethischer Anspruch gewesen, das zu verhindern und darin zeige sich wirkliche Menschlichkeit. Röder: „Es gibt solche Hilfsbereitschaft und Bereitschaft zum Teilen bis heute, und was Ihre Familienstiftung heute tut, ist ein großartiges Beispiel dafür, danke, Herr Albrecht“. Wenig später verlässt die kleine Schar den Michel durch den Seiteneingang.

Die Corona-Regeln verlangen Abstand, es wird kaum gesprochen, auch nicht ein paar Minuten später, als sich am Rande des Kirchenplatzes die Gäste im weiten Abstand um Helge Adolphsen scharen. Es ist kalt und kein Schauplatz für die Geschichte. Und doch geht dieser Moment in die Geschichte ein. In die Geschichte der Familie Albrecht. Äußerlich ohne erkennbare Gefühlsmimik steht Frank Albrecht im dunkelgrünen Lodenmantel neben seiner Gattin Margitta am Rande der ohne Firlefanz moderierten Spendenübergabe. Ein interessierter Beobachter. So scheint es. Doch dem ist nicht so. Dieser 7. Dezember 2020 ist ein guter Tag für Frank Albrecht. Er ist zufrieden.

 

Die Biografie

Glanz und Gloria einer Spendenübergabe? Eine Gala anlässlich einer halben Million Spendensumme? Nichts. Ein paar nette Dankesgesten auf Abstand, dann löste sich die kleine Gesellschaft an diesem 7. Dezember im Corona-Jahr 2020 wieder auf. Ohne jegliches Brimborium. Am Tag danach rief mich Frank Albrecht an, um sich für den Artikel zu bedanken. Im TAGEBLATT war der einzige Zeitungsbericht erschienen, der aktuell über die Spendenübergabe berichtete. Warum er so eine hohe Summe ohne jede Show gespendet habe, fragte ich. „Kennen Sie den Artikel 14 im Grundgesetz?“, fragte Frank Albrecht, ohne auf meine Antwort zu warten. „Eigentum verpflichtet.“ „Eine fast naive Aussage im spätkapitalistischen System“, antwortete ich. Spenden ohne Öffentlichkeit, die für das Ansehen eines erfolgreichen hanseatischen Kaufmanns doch üblicherweise so wichtig ist? Und dann sagte Frank Albrecht den Satz, den er von seinem Vater einst gehört hatte, ihn aber damals gar nicht hören mochte, weil er vom Vater nie kluge Sätze hören mochte: „Wer Erfolg hat, muss auch etwas zurückgeben.“

Vier Wochen später rief Frank Albrecht wieder an. Er wolle seine Erfahrungen vermitteln. Jungen Unternehmern Mut machen. Ihnen aufzeigen, welche Faktoren für den geschäftlichen Erfolg wichtig seien. Nicht nur Höhen, auch die Tiefen sollten beschrieben werden. Er habe nicht nur auf der Sonnenseite gestanden, viel Geld verdient, aber auch viel Geld verloren. Frank Albrecht sei kein Wunderkind, so seine Selbstbeschreibung. Aber Tag und Nacht habe er gearbeitet und immer alle Schulden beglichen. Schnell skizzierte er in seiner unnachahmlichen Art am Telefon eine Liste mit seinen wichtigen Entscheidungen des Lebens.

Vom Ende seiner Musikerkarriere über die Absage eines unfassbar guten Afrika-Engagements, den Einstieg bei der Bank und den Schritt in die Selbstständigkeit. Viel Arbeit, Fleiß, Visionen, Glück und gute Freunde – das seien die Fundamente seines Erfolges. Dass er 1978 kurz vor der Selbstständigkeit beim Tod des Vaters gänzlich auf das Erbe zugunsten seiner Brüder verzichtet hatte, wusste ich. Ob ich seine Biografie schreiben könnte? Ich, der Journalist, der Frank Albrecht schon in seinen Anfangsjahren im Landkreis Stade beobachtet hatte, aber immer mit dem kritischen Blick auf einen Macher aus der Immobilien-Branche. „Eiskalter Engel auf Einkaufstour“, das war eine der Schlagzeilen in seinem Arbeitsleben.

„Er ist ein Familienmensch“, das Bekenntnis seines Freundes Dr. Ulrich Meincke. Der Spagat war journalistisch reizvoll. Das ausgerechnet der Journalist die Biografie schreiben soll, der ihm einige finanziell lukrative Projekte wegen seiner Nähe zu den politischen Verantwortlichen (auch den Bau eines zu groß geplanten Wohnhauses in Buxtehude) vermasselt hatte? Eine spannende Frage. Drei Wochen später trafen wir uns erstmals in seinem Anwesen an der Elbchaussee. Nach zwei Stunden im lockeren Gespräch die entscheidende Frage: Warum ich? Seine Antwort überzeugte mich. Nach nicht einmal fünf Minuten stand der Titel der Biografie fest: „Optimismus ist auch eine Entscheidung.“

 

Geboren im Krieg

„Operation Gomorrha“: Unter diesem Code-Namen mit Verweis auf die Geschichte im Alten Testament, in der zwei Städte am Toten Meer durch Feuer und Schwefelregen vernichtet wurden, starteten Briten und US-Amerikaner in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 eine Reihe von schweren Luftangriffen auf Hamburg. Zunächst traf es die westlichen Stadtteile Altona, Eimsbüttel und Hoheluft, die durch Flächenbrände verwüstet wurden. Am 27. Juli 1943 um 23.40 Uhr ertönte erneut Fliegeralarm. Die Einwohner der 1,5-Millionen-Stadt reagierten sofort und suchten die vermeintlich schützenden Keller und Bunker auf.

Darunter auch Brunhilde Albrecht, die im dritten Monat schwanger war und mit ihrem vierjährigen Sohn Manfred Todesangst hatte. Was die Menschen in der Nacht zum 28. Juli erlebten, übertraf alles bislang Vorstellbare. 39 britische Flugzeuge starteten am 27. Juli abends Richtung Hamburg. Mehr als 100 000 Spreng- und Brandbomben wurden abgeworfen. Der dichte Bombenteppich traf die Arbeiterviertel Hohenfelde, Rothenburgsort, Hammerbrook, Hamm, Billbrook, Borgfelde und das östliche St. Georg. Mehr als 400 000 Menschen bangten bei dem Großangriff um ihr Leben, etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung Hamburgs.

Zehn Tage und Nächte dauerte das Inferno. Siebenmal zwischen dem 25. Juli und dem 3. August warfen 2 592 britische und 146 US-Bomber über 8 000 Tonnen Spreng- und Brandbomben auf die Stadt. Etwa 40 000 Menschen starben, darunter 22 500 Frauen und 7 000 Kinder. Rund 750 000 Hamburger wurden obdachlos. Mehr als die Hälfte der Wohnungen waren vernichtet. Die hamburgische Industrie war gegen Kriegsende bis auf dreiviertel der Vorkriegskapazität zerstört. Die Anlagen der Deutschen Reichsbahn und der Hamburger Hochbahn sowie der Hafen waren besonders vom Bombenhagel betroffen. 20 Bahnbrücken wurden völlig zerstört und 40 Bahnbrücken sowie Haupt- und Nebengleise so stark beschädigt, dass der Bahnverkehr vielerorts zum Erliegen kam. Bei der U-Bahn traten größere Zerstörungen ein, selbst Tunnelanlagen waren durch Volltreffer teilweise außer Betrieb gesetzt. Im Straßenbahn- und Autobusverkehr waren die Zerstörungen noch größer. Der Hamburger Hafen war besonderes Ziel des Bombenhagels, mit der Folge, dass im Hafen lange Zeit nur zehn Prozent der vor der Zerstörung bestehenden Kapazitäten genutzt werden konnten.

Gut ein halbes Jahr nach diesem schlimmsten Angriff auf Hamburg wurde am 19. Februar 1944 am Philosophenweg im noblen Stadtteil Othmarschen Frank Albrecht geboren. Als zweites Kind einer ehrbaren Hamburger Kaufmannsfamilie, in der die hanseatischen Werte galten. Auch an diesem Samstag im Februar tobte der Zweite Weltkrieg noch auf Hochtouren. Die deutsche Luftwaffe griff mit 187 Flugzeugen London an. Es war die schwerste Bombardierung der britischen Hauptstadt seit Mai 1941. Noch am Wochenende starteten die Alliierten eine knapp einwöchige Luftoffensive gegen das Deutsche Reich. Ziel der konzentrierten Angriffe waren in erster Linie Industrie- und Rüstungszentren, Hamburg blieb von dieser Offensive verschont, die Anlagen waren bereits zerstört. (Quelle: NDR und Verein für Hamburgische Geschichte)


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